von Cindy(YCH) am 26. April 2001 20:28
Hi Silke,
wie Wilma schon sagte, dem Rüden fehlt es gewaltig an Sozialkontakten, und damit am Erlernen von Benehmen Artgenossen gegenüber. Das kann eigentlich nur dadurch abgestellt werden, dass er regelmässig Kontakt mit anderen Hunden hat. Vermutlich ist der Kontakt zu anderen Hunden nicht erst seit dem Rotti abgebrochen worden, sondern wohl eher nie richtig zustande gekommen. Dieses Verhalten sieht man leider immer wieder bei Kleinhundebesitzern. Dass sie ihre Hunde ängstlich von allen anderen Hunden weghalten, teilweise sogar von solchen gleicher Grösse (Winzigkeit).
Vermutlich läuft das bei dem Rüden dann so ab. Anderer Hund wird gesichtet, Hundi schnell an Leine, womöglich noch Flexi, und dann geht das Gekeife bei dem Kleinen los. Vielleicht ist er auch nur an der Leine? Da Hundi keift, wird er von Frauchen und/oder Herrchen "beruhigt", sprich in seinem Verhalten bestätigt. Die Leine wirkt ausserdem als Verstärker. Ich meine damit, dass viele Hunde an der Leine sich sehr viel "aggressiver" aufführen, als wenn sie frei laufen würden.
Bei diesem Pudelrüden würde ich persönlich nicht unbedingt sofort eine Hundeschule empfehlen, oder höchstens nur begleitend, nicht als alleinige Massnahme (kommt allerdings auch auf die Art der Hundeschule an). Das wichtigste ist erst mal, dass er lernt, mit anderen Hunden klarzukommen.
Ich würde versuchen, eine Spielgruppe, Gassigehgruppe oder ähnliches zu finden, in der auch kleine Hunde dabei sind, so dass davon ausgegangen werden kann, dass die Grossen den Umgang mit den Kleinen beherrschen. Dabei wäre es empfehlenswert, erst einmal mit den Leuten dieser Gruppe über das Problem zu sprechen, also ohne Hund. Dann könnte man evtl. versuchen, einen Termin zu finden, mit ein paar Hunden, die sehr friedlich und gelassen sind, und auch mit Kleinen Hunden gut auskommen. Die Hunde dann unter Aufsicht zusammenlassen, ohne Leine. Unter Aufsicht betont, ich habe es oft genug erlebt, dass Hundehalter (nicht alle, versteht das jetzt nicht als Verallgemeinerung) die Leine losmachen, und dann "Aus den Augen, aus dem Sinn". Die spielen ja alle miteinander .... da passiert schon nichts ....
Das ist dann besonders ärgerlich, wenn man selbst einen Junghund hat, der dann mit einem anderen Junghund in der Gruppe gerne spielen würde, diese beiden aber von einer anderen Hündin derart attackiert werden, dass sie sich gar nicht mehr trauen, einen Schritt von Frauchen/Herrchen wegzugehen. Kommentar der betreffenden Hundehalterin "Sie mag halt keine Junghunde!!".
Ich denke mal, wenn die Leine bei dem Rüden weg ist, dann wird sich auch sein Verhalten etwas ändern. Ist allerdings ohne Gewähr. :-)
Sobald der Kleine sich etwas an das Zusammensein mit anderen Hunden gewöhnt hat, sollte auf jeden Fall eine vernünftige Erziehung/Ausbildung angeschlossen werden. Die Frage ist nur, ob die Eltern deiner Kollegin das einsehen bzw. wirklich wollen. Es scheint mir nämlich, dass sie keine Probleme mit ihrem Hund haben. Sprich, sie scheinen sein Verhalten in Ordnung zu finden. Der Erfolg einer vernünftígen Erziehung ohne Mitwirken der eigentlichen Hundehalter ist allerdings gleich Null anzusehen. Denn diese werden ihr Verhalten nicht ändern, dadurch wird der Hund wieder in sein altes Verhaltensmuster zurückgedrängt. Erschwerend kommt hinzu, dass der Rüde ein schlaues Kerlchen zu sein scheint. Pudel halt. :-) (Die Border Fans mögen mich ja steinigen, aber meine persönliche Meinung: wenn eine Rasse seit Jahrzehnten, Jahrhunderten als die intelligenteste Rasse überhaupt gilt, können ein paar Jahre Border Boom daran auch nichts ändern :-) ).
Denn, eines sollte klar sein. Der Kleine lern zwar seine Tricks, für die er absichtlich belohnt wird, superschnell. Aber leider auch alles Schlechte, für das es eine "Belohnung" gibt. Etwas, das bei gelehrigen Hunden sehr gerne übersehen wird. Gerade beim Pudel reicht ein einmaliges Erlebnis mit entsprechender Bestärkung, sowohl im positiven als auch im negativen Sinn aus.
Gruss Cindy