Hilfe bei einem ungezogenen Pudel :: Hundeerziehung + Soziales

Hilfe bei einem ungezogenen Pudel

von Silke(YCH) am 26. April 2001 17:08

Hallo an alle im Forum.
Eine Kollegin bat mich um Hilfe, da sie selbst keinen Internetanschluß hat. Ich selbst habe aber leider überhaupt keine Ahnung von Hunden, deswegen hoffe ich dass ihr mir/ihr helfen könnt.
Es geht um einen Pudel, ca. 3 Jahre alt, der nicht unter Kontrolle zu bringen ist. Das Tier lebt bei ihren Eltern, die offensichtlich nicht in der Lage oder gewillt sind, den Hund zu erziehen. Jetzt möchte sich meine Kollegin des Problems annehmen. Es geht um folgendes: Beim Gassigehen bellt der Hund ständig alle anderen Hunde an (er selbst ist ein Rüde, und er macht keinen Unterschied zwischen Männchen und Weibchen, großen oder kleinen Hunden). Er flippt dabei richtiggehend aus, verbeißt sich in alles, was er kriegen kann, auch mal in Frauchens Beine, hört und sieht nichts mehr, bellt dreht regelrecht durch, verheddert sich in der Leine, springt hoch und wedelt dabei noch mit dem Schwanz.
Vermutet als Ursache wird ein Erlebnis, dass er als Welpe hatte. Frauchen hatte Hund auf dem Arm und beide wurden von einem Rottweiler angesprungen.
Kann mir jemand einen Rat geben, ob und wie dieser Hund umzuerziehen ist, oder ob es irgend etwas gibt, dass man machen kann? Meine Kollegin will sich bemühen, einem Rat zu folgen und den Hund zu sich zu nehmen, bis ein neues "Progamm abgespeichert ist", in der Hoffnung, dass die Eltern einen sich evtl. einstellenden Erfolg nicht wieder zunichte machen. Das Tier ist sehr lernbegierig (Pudel halt) und hat alle Tricks schnell gelernt, die man ihm beigebracht hat. Nur gehorchen wenn´s drauf ankommt...

von Wilma u. Arno(YCH) am 26. April 2001 17:53

Hallo Silke,

so ganz oberflächlich würde ich sagen, was der Pudel ganz dringend braucht sich echte Sozialkontakte. Also nicht pöbeln und dann weitergezerrt werden, sondern die Möglichkeit den anderen kennen zu lernen.
ich nehme mal an, daß diese Leute nach dem Unfall mit dem Rotti alle Kontakte unterbunden haben und er somit gar nix mehr kennenlernen konnte.
Und das soweit alles weitere kann man eigentlich nur mit einer Hundeschule erreichen. Umerziehen kann man den Hund mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit, aber es wird sicher einiges an Zeit und Mühe kosten. Und es kann schon sein, daß er mal Prügel von anderen kassieren wird wenn er auch auf einem Hundeplatz so großspurig auftritt. Aber auch solche Auseinandersetzungen gehören halt dazu, damit er weiß, wie er sich verhalten muß.
Außerdem wird man wahrscheinlich an der Rangordnung arbeiten müssen, aber das kann man so pauschal und mit sowenig Informationen kaum sagen. Ich denke, wenn der Hund erstmal Hundekontakt unter fachkundiger Aufsicht hat, wird sich schon vieles ändern.
Ich weiß ja nicht, aus welcher Gegend Du kommst, aber bei uns bietet z. B. grade der Pudelklub selber ein Training an und ich denke, das wird es auch in anderen Städten geben. Ansonsten ist es wichtig, eine Hundeschule zu finden, die mit positiver Verstärkung arbeitet und nicht mit Gewalt.
Ob es allerdings etwas bringt den Hund auszubilden und dann wieder zu seinen Besitzern zu geben, ist so eine Sache. Das wird nur klappen, wenn auch diese bereit sind sich umzustellen. Aber vielleicht sind sie ja bereit sich in die Erziehung mit einzubringen wenn sie erste Erfolge sehen.
Viele Grüße
Wilma u. Arno

von Cindy(YCH) am 26. April 2001 20:28

Hi Silke,

wie Wilma schon sagte, dem Rüden fehlt es gewaltig an Sozialkontakten, und damit am Erlernen von Benehmen Artgenossen gegenüber. Das kann eigentlich nur dadurch abgestellt werden, dass er regelmässig Kontakt mit anderen Hunden hat. Vermutlich ist der Kontakt zu anderen Hunden nicht erst seit dem Rotti abgebrochen worden, sondern wohl eher nie richtig zustande gekommen. Dieses Verhalten sieht man leider immer wieder bei Kleinhundebesitzern. Dass sie ihre Hunde ängstlich von allen anderen Hunden weghalten, teilweise sogar von solchen gleicher Grösse (Winzigkeit).
Vermutlich läuft das bei dem Rüden dann so ab. Anderer Hund wird gesichtet, Hundi schnell an Leine, womöglich noch Flexi, und dann geht das Gekeife bei dem Kleinen los. Vielleicht ist er auch nur an der Leine? Da Hundi keift, wird er von Frauchen und/oder Herrchen "beruhigt", sprich in seinem Verhalten bestätigt. Die Leine wirkt ausserdem als Verstärker. Ich meine damit, dass viele Hunde an der Leine sich sehr viel "aggressiver" aufführen, als wenn sie frei laufen würden.
Bei diesem Pudelrüden würde ich persönlich nicht unbedingt sofort eine Hundeschule empfehlen, oder höchstens nur begleitend, nicht als alleinige Massnahme (kommt allerdings auch auf die Art der Hundeschule an). Das wichtigste ist erst mal, dass er lernt, mit anderen Hunden klarzukommen.
Ich würde versuchen, eine Spielgruppe, Gassigehgruppe oder ähnliches zu finden, in der auch kleine Hunde dabei sind, so dass davon ausgegangen werden kann, dass die Grossen den Umgang mit den Kleinen beherrschen. Dabei wäre es empfehlenswert, erst einmal mit den Leuten dieser Gruppe über das Problem zu sprechen, also ohne Hund. Dann könnte man evtl. versuchen, einen Termin zu finden, mit ein paar Hunden, die sehr friedlich und gelassen sind, und auch mit Kleinen Hunden gut auskommen. Die Hunde dann unter Aufsicht zusammenlassen, ohne Leine. Unter Aufsicht betont, ich habe es oft genug erlebt, dass Hundehalter (nicht alle, versteht das jetzt nicht als Verallgemeinerung) die Leine losmachen, und dann "Aus den Augen, aus dem Sinn". Die spielen ja alle miteinander .... da passiert schon nichts ....
Das ist dann besonders ärgerlich, wenn man selbst einen Junghund hat, der dann mit einem anderen Junghund in der Gruppe gerne spielen würde, diese beiden aber von einer anderen Hündin derart attackiert werden, dass sie sich gar nicht mehr trauen, einen Schritt von Frauchen/Herrchen wegzugehen. Kommentar der betreffenden Hundehalterin "Sie mag halt keine Junghunde!!".
Ich denke mal, wenn die Leine bei dem Rüden weg ist, dann wird sich auch sein Verhalten etwas ändern. Ist allerdings ohne Gewähr. :-)

Sobald der Kleine sich etwas an das Zusammensein mit anderen Hunden gewöhnt hat, sollte auf jeden Fall eine vernünftige Erziehung/Ausbildung angeschlossen werden. Die Frage ist nur, ob die Eltern deiner Kollegin das einsehen bzw. wirklich wollen. Es scheint mir nämlich, dass sie keine Probleme mit ihrem Hund haben. Sprich, sie scheinen sein Verhalten in Ordnung zu finden. Der Erfolg einer vernünftígen Erziehung ohne Mitwirken der eigentlichen Hundehalter ist allerdings gleich Null anzusehen. Denn diese werden ihr Verhalten nicht ändern, dadurch wird der Hund wieder in sein altes Verhaltensmuster zurückgedrängt. Erschwerend kommt hinzu, dass der Rüde ein schlaues Kerlchen zu sein scheint. Pudel halt. :-) (Die Border Fans mögen mich ja steinigen, aber meine persönliche Meinung: wenn eine Rasse seit Jahrzehnten, Jahrhunderten als die intelligenteste Rasse überhaupt gilt, können ein paar Jahre Border Boom daran auch nichts ändern :-) ).

Denn, eines sollte klar sein. Der Kleine lern zwar seine Tricks, für die er absichtlich belohnt wird, superschnell. Aber leider auch alles Schlechte, für das es eine "Belohnung" gibt. Etwas, das bei gelehrigen Hunden sehr gerne übersehen wird. Gerade beim Pudel reicht ein einmaliges Erlebnis mit entsprechender Bestärkung, sowohl im positiven als auch im negativen Sinn aus.

Gruss Cindy

von Wilma u. Arno(YCH) am 26. April 2001 20:48

Hallo Cindy,

im Prinzip bin ich ganz Deiner Meinung. Ich meinte mit Hundeschule auch eine, die eben so eine Art Spielgruppe unter Aufsicht anbietet. Denn ich denke wenn ein Verhalten so gefestigt ist wie scheinbar bei dem Pudel sollte schon ein Profi in der Nähe sein.
In punkto Pudel wird leider wirklich viel gutes Potential verschenkt, weil er eben nur so nebenbei als Sofahund mitläuft und das entsprechende Image hat. Und es ist schon seltsam, daß doch recht wenig Pudelhalter sich die Mühe einer Grundausbildung machen, aber gern Tricks beibringen.
Viele Grüße
Wilma u. Arno

von Cindy(YCH) am 26. April 2001 21:11

:Ich meinte mit Hundeschule auch eine, die eben so eine Art Spielgruppe unter Aufsicht anbietet. Denn ich denke wenn ein Verhalten so gefestigt ist wie scheinbar bei dem Pudel sollte schon ein Profi in der Nähe sein.


Hi Wilma,

da hast Du recht. Allerdings habe ich hier in der Nähe wohl nicht gerade die Paradebeispiele an Hundeschulen. Zumindest sind mir alle die Hunde, die in den Hundeschulen der Umgebung waren, recht unerzogen vorgekommen. So nach dem Motto "erst mal drei Stunden diskutieren, ob Hundi auch das Kommando befolgt, oder ob im Moment eine Ausnahme zugelassen werden kann". Und viele Leute in Hundeschulen, und auch in den Vereinen, haben keine Ahnung, und noch weniger Wissen.
Eine Hundeschule, in der die Ausbilder kompetent sind, die entsprechende Spielgruppen anbietet, das wäre natürlich das Optimum, aber da heisst es, erst mal suchen.

: In punkto Pudel wird leider wirklich viel gutes Potential verschenkt, weil er eben nur so nebenbei als Sofahund mitläuft und das entsprechende Image hat. Und es ist schon seltsam, daß doch recht wenig Pudelhalter sich die Mühe einer Grundausbildung machen, aber gern Tricks beibringen.

Leider hat der Pudel ein gewisses Negativ-Image a la "Alte-Damen-Hündchen", "Schosshund", "Modepüppchen" und so weiter.
Das liegt z.T. an der Art und Weise, wie viele Pudel gehalten werden, z.T. an den Schuren, und zum überwiegenden Teil an den Vorurteilen, ohne vernünftige Kenntnisse. Was viele nicht wissen, zumindest die Pudelklubs im VDH bieten inzwischen eine eigene Leistungsprüfung für Pudel (dürfen aber auch andere Hunde mitmachen) an, zu der einmal die Grundausbildung gehört, dann aber auch Dinge wie Apportieren, über Hindernisse springen etc, ausserdem Agility und z.T. sogar schon Obedience. Da ich selbst mit meinem Pudel auf einem SWHV-Platz bin, Agility, kann ich über diese LP nicht viel sagen, ausser, dass da immer mehr Leute mitmachen. Und nicht nur junge Leute oder Leute mit Grosspudeln.
Nur, das typische Pudelimage spuckt bei den Leuten genauso in den Köpfen rum, wie das typische "Kampfhund"image, wenn auch nicht mit den derzeitigen Auswirkungen.

Gruss Cindy + Yanta, die zwar "pudeltypisch" aussieht, aber trotz allem ein richtiger Hund ist :-)


von Bianca(YCH) am 26. April 2001 21:03

Hallo Silke,

vermutlich hat der Hund dieses auch genauso schnell gelernt, wie alle anderen Dinge auch und ich vermute mal, dass die Unsicherheit in erster Linie von den Haltern (nicht vom HUND!!!) durch das Erlebnis gekommen ist und der Hund hat sich daraus resultierend selber einen Weg gesucht, um mit diversen Situationen umzugehen, weil es die Halter eben nicht konnten und die Sicherheit fehlte. Hat denn Hundekontakt grundsätzlich mal irgendwann bestanden oder wurde der Hund ebenfalls aufgrund besagten Vorfalls davon fern gehalten? Zu diesem Thema gibt es eine Menge fragen. Aber: Eines ist ganz sicher: Die dazugehörigen Halter gehören auf jeden Fall mit ins Programm! Es nützt nichts, wenn sich damit jemand anders beschäftigt!

Ist auch einfach nur ne Mutmaßung, die meines Erachtens aber sehr naheliegend wäre, aber es ist nicht gesagt, dass es auch so ist! Vielleicht solltet Ihr vor Ort jemanden suchen, der mit Hund und Halter sich das Problem mal anschaut und darauf aufbauend ein "Programm" erstellt, wie weiter vorzugehen ist.

Viele Grüße
Bianca


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