von Gaby(YCH) am 12. Juli 2001 14:24
Hi Me,
:
: ich glaube, irgendwie hast Du mich falsch verstanden: Ich hab weder ein Problem mit der Rassehundezucht (ich finde Rassen sogar sehr praktisch, gerade wenn ein Anfänger einen Hund holt - wenn er sich INFORMIERT kann er schon mal ungefähr vorausahnen, was ihn da erwartet) - noch gegen die geplante Verpaarung von Mixen (wenn derjenige weiß, was er tut und die Hunde vernünftig aussucht und dann auch prägt)....
Nein, ich hab Dich nicht falsch verstanden. Aber jedes Argument, das gegen Rassehundzucht ins Feld geführt wird, ist auch eines gegen Mischlingszucht und umgekehrt....;-))
Du hast mich gefragt, ob ich ein Problem mit Deinem Hund hätte, vergessen?
: Mit der Schönheit habe ich gerade auf die Rasse Weimaraner angespielt, die immer mehr in Mode kommt und zwar NICHT wegen der klasse Eigenschaften als Allrounder bei der Jagd, SONDERN weil er klasse aussieht.... und es gibt Züchter die auch an Nicht-Jäger abgeben (leider in den meisten Fällen, sicher gibt es auch unter nicht Jägern geeignete Halter, aber das ist die Minderheit)... Für mich stellt sich da eben die Frage, was ein Nicht-Jäger mit einem Weimi anfangen will (er holt ihn sich ja nun nicht wegen der eigens selektierten Eigenschaften!)....
: Und das war die Anspielung auf das Aussehen - ich könnte Dir noch X-Rassen nennen, die gekauft werden, weil sie toll aussehen und nicht wegen ihrer besonderen Eigenschaften (unterbeschäftigte Border-Collies, mißverstandene Australian Sheperds, untätige Herdenschutzhunde....).
Richtig, aber ist das Übel darin die Rassehundzucht? Doch eher der Menschen, die unbedingt einen solchen Hund wegen der Optik wollen.
: : Ich meine mit Eigenschaften, bestimmte, genau selektierte Eigenschaften, wie z.B. Jagdhunde, Schlittenhunde, Herdenschutzhunde, Wachhunde, Apportierhunde, Molosser, Hütehunde usw.
:
: Sag mir wieviel % der Hundehalter einen Hund aufgrund DIESER Eigenschaften brauchen bzw. halten! Meiner Meinung nach vielleicht grade mal 20% von 100 und das ist schon hoch-geschätzt....
Weiß ich nicht - ich zumindest will einen Hund, der bestimmte Eigenschaften hat, damit ich mit ihm Schutzhundesport machen kann.
Aber das ist auch kein Argument gegen Rassehundzucht.
: : Diese Eigenschaften gehen verloren, wenn Du unkontrolliert mischt!
: : Ein Schäfermix ist nicht mehr als Hütehund geeignet, ein Dackelmix nicht mehr zur Jagd im Fuchsbau und diese Liste könntest Du beliebig weiterführen.
: Schmarrn: Es kommt doch auf den Mix an: Misch einen Dackel mit einem Jagdterrier und erzählt dem mal, dass er nicht mehr für die Jagd im Fuchsbau geeignet ist! Mische einen Dackel mit einem Rottweiler und Du hast Recht! Mische einen Briard mit einem Bobtail und er hütet genauso, wie ein Briard alleine! Mische ihn mit Husky und Du wieder Recht!
Me, ich bin davon ausgegangen, das Du mich richtig verstehst. Denn ich meine z.B. den Schäfer mit Rotti oder den Dackel mit Pudel oder solche Dinge. Ich bin nicht davon ausgegangen, das ich explizit die Rassen hinschreiben muß.
: : Darum gibt es so wenige Weiße AC-Schäferhunde im Schutzhundesport - weil diese Hunde nur noch auf die Optik gezüchtet wurden, aber die Eigenschaften vernachlässigt wurden - obwohl beide Rassen den gleichen Ursprung und gleichen Verwendungszweck hatten.
:
: Ich kenne einen AC der Blindenführhund ist (sicher eine Ausnahme): Was hat denn Schutzhundsport mit dem ursprünglichen Hüten zu tun??? Ist jetzt vielleicht ne blöde Frage - aber für Schutzhundesport brauche ich doch NULL Hütehundeigenschaften oder?
Ich rede hier auch nicht von den Hütehundeigenschaften. Vielleicht weißt Du, das beim DSH die Schutzhundeprüfung Zuchtvoraussetzung ist. Beim AC dagegen nicht und dementsprechend sind einige Eigenschaften verlorengegangen, die der DSH pauschal gesehen noch besitzt.
: :
: : Es hat alles mit dem Wolf angefangen, wenn ich mich recht erinnere. Und der Mensch hat lediglich gezielt ganz bestimmte Tiere miteinander verpaart, um Erbanlagen, die bereits im Wolf vorhanden waren und Mutationen zu manifestieren. Parias haben sich aus diesen Ursprüngen des Wolfes entwickelt, sind also auf ihre Art sozusagen eine eigene Rasse.
:
: Zwischen dem Wolf und dem Hund gab es sicher noch ettliche Übergangsformen, dann kam der ursprüngliche Hund und dann die Rassen...
Die Übergangsformen waren schon Rassen, wenn Du es genau nimmst.
: : Der Pharaonenhund ist ein solcher Paria, ebenso der - wie hieß der noch mal, der "katzenartige" Hund?
: Basenji, Bali-Berghund, Koreanischer Jindo, Thai- Ridgeback, Kabile, Kanaan und noch so einige mehr...
Das sind Paria-Hunde, die eigenständige Rassen sind - nicht nur als solche anerkannt, sondern weil sie sich durch Auslese dazu entwickelt haben.
: : : Übrigens gibt es auch heute noch Bergvölker, die sich ihre Hunde ziehen, wie sie diese benötigen und was da nunmal gar nicht zählt ist das Aussehen - nein, die Leistung und das was "praktisch" ist zählt!
:
: : Ja also Me, was ist das denn, wenn nicht geplante Zucht? erstens wird da ziemlich Inzucht betrieben, weil die Anzahl der Hunde nicht so groß ist und da vermehrt sich nur der, der auch Leistung bringt.
:
: Ich rede jetzt nicht von Herdenschützern ;-)) Aber sicher: Du hast natürlich RECHT: Das ist Zucht - ich hatte aber von Hütehunden geredet, die noch nicht mal ne Rassebezeichnung haben, sondern bunt und lustig im Aussehen durcheinander gemischt werden und eben nur auf Leistung hin...
Das ist beim DSH passiert in der Entstehung und auch beim Aussie. Es wurden bunt irgendwelche Hunde mit gewünschten Eigenschaften durcheinandergemischt und deren Nachkommen wurden immer einheitlicher - schon entsteht eine neue Rasse.
und bei uns machen es die meisten Züchter (ich nehme hier anwesende jetzt AUSDRÜCKLICH aus! Denn bei diesen läuft es anders, da hatten wir ja in einer Diskussion im Februar schon aml) doch genau umgekehrt. Herr Meier hat ne Golden Hündin und läßt die vom Golden Rüden von Herrn Müller decken (der wohnt natürlich im Nachbarort, weiter will man auch nicht fahren) - hat keine Ahnung davon, was Genetik ist und wie mans spricht, denkt Mendel wäre ein Komponist...
: Und hält seine Hündin für die schönste und den Rüden von Müller für den zweitschönsten....
: DAS IST DOCH KEINE ZUCHT - da macht sich jemand der geplant und gut überlegt mixt mehr Gedanken drüber!
Solche Leute wie Herr Meier und Herr Müller sehe ich auch nicht als Züchter von Rassen an, wie ich es hier meine. Und wenn diese Leute beide Mischlinge hätten, wäre das Ergebnis keinen Deut besser.
: :
: : Ein Molosser wird sich niemals zum Hütehund eignen, ein Herdenschutzhund nicht zum Jagdhund.
:
: Wow, gewagt Aussage: Das der Molosser nicht hütet kann ich mir grad noch irgendwie vorstellen, aber ein Herdenschützer kann schon ziemlich erfolgreich jagen und ich nehme an man könnte das auch in Bahnen lenken und nutzen...
Ich rede nicht davon, das der nicht jagen kann, sondern das der niemals wie ein Jagdhund jagdlich geführt werden kann. Genausowenig wie ein Molosser einfach körperlich nicht in der Lage ist, 8-12 Stunden am Tag an der Herde in schneller Bewegung zu bleiben wie ein Border oder Aussie.
Ein Labbi wird niemals als echter Wachhund durchgehen, ein Hütehund niemals als Jagdhund (im Sinne von tatsächlich jagdlich geführt), ein Herdenschutzhund niemals als Hütehund usw.
: : Eine Aufgabe der Rassehundzucht hat zur Folge, das genau solche rassetypischen Eigenschaften verloren gehen werden.
: :
: Das tun sie doch schon in der Zucht: Wer braucht in Deutschland einen Herdenschützer ala Kangal??? Also züchtet man sie "familientauglich", wer benötigt einen Greyhound, einen Rhodesian Ridgeback - also werden alle eben mal familientauglich gezüchtet und die ursprüngliche Verwendeung gerät ins Hintertreffen...
Trotzdem sind gewisse Eigenschaften immer noch stärker ausgeprägt als bei anderen Rassen - der Greyhound bleibt ein Sichtjäger, aus dem macht kein Züchter so schnell einen Stöberhund.
Und wenn Du z.B. Schutzhundesport machen willst, wirst Du besser mit einem Hütehund oder einer Gebrauchshunderasse bedient sein als mit einem MOlosser, ein Jäger wird eher einen Hund aus den Jagdhunderassen bevorzugen, ein Agilitymensch eher einen Aussie als einen Rotti usw.
Nichtsdestotrotz sitzen so viele Hunde im Tierheim und DU weißt genausogut wie ich, das Mischlinge in den Augen unserer oberflächlichen Menschheit weniger wert sind als Rassehunde - findest Du es da richtig, einfach Mischlinge in die Welt zu setzen, ohne vorher schon Interessenten dafür zu haben?
Rassehunde werden auch viel zu viele produziert, aber das liegt wohl eher an den Massenvermehrern, die sich nach der Nachfrage richten.
Grüße, Gaby