von Antje(YCH) am 27. November 2002 14:14
Hallo Tom,
: 3. Wiso wird bei manchen Rassen nur auf Aussehen und nicht
: auf Gesundheit und Wesensmerkmale oder bestimmte
: Eigenschaften gezüchtet ?
Nicht nur die Züchter, sondern auch (vielleicht sogar hauptsächlich?) die Käufer bestimmen das Outfit eienr Rasse. Aber versuche z.B. mal, eine gesunde graue Schäferhündin mit gutem Wesen als Haushund irgendwo auf einer vernünftigen Stelle zu plazieren.... "Otto-Normalverbraucher" will, wenn er einen DSH haben möchte, einen, der ausschaut wie Kommissar Rex! Bei anderen Rassen läuft das genau so. Letzendlich bestimmt der Käufer durch seine Wahl, was gezüchtet wird, denn bleiben die Züchter auf ihren Modellen sitzen können sie ja gar nicht weiterzüchten. Es wird beim DSH immer gefragt, warum er heute oftmals eine so stark abfallende Rückenlinie hat. WEIL DER KÄUFER ES SO WILL! Auch der, der "nur" einen Haus- und Familienhund sucht... Ähnliche Beispiele findest Du quer durch alle Rassen. Aber auch Züchter, die entgegen der allgemeinen Strömung versuchen, gesunde und wesensfeste Hunde ohne Übertypisierung zu züchten.
: 5. Wer legt denn die teilweise vollkommen unsinnigen
: Rassestandards fest ?
Das Problem ist nicht die Festlegung eines Standartes, sondern seine Interpretation. So hat z.B. der DSH lt. gültigem Standart einen geraden Rücken..... Nicht die Standarts ändern sich zum Nachteil der Rassen, sondern gerade die Standarts bleiben bemerkenswert stabil. Aber vergleiche mal einen Zwergschnauzer anno 1960 mit einem von heute. Am Standart hat sich aber meines Wissens nix geändert.... Hier sind wir wieder beim zuvor angesprochenen Problem: Gezüchtet wird, was "gefällt" und vor allem gekauft wird.
: Seit vielen Jahren heißt es doch immer wieder z.B. Eltern HD frei
: und Großeltern und...
: Da sollten doch solche Erbkrankheiten schon längst kein Thema
: mehr sein, oder ?
Das Problem ist, daß viele dieser sog. Erbkrankheiten nicht von einer, sondern von mehreren genetischen Faktoren abhängen. Man nennt das dann "quantitaive Merkmale", weil unterschiedliche Allele sich verschieden stark beeiflussen. Hinzu kommt, daß bei manchen Krankheiten (z.B. HD) bis zu 80% an äußeren Einflüssen eine Rolle spielen. Würden solche Krnakheiten dem einfachen mendelschen Erbgang folgen, dann wären sie heute kein Problem mehr.
Trotzdem gibt es in allen Rassen Linien, die untersurchschnittlich von rassetypischen Erbkrankheiten betroffen sind. Deswegen, weil einige Züchter eine entsprechend starke Zuchthygiene betreiben. Daß andere Züchter das nicht tun kann man den ersteren nicht anlasten. Und auch hier: Der Käufer bestimmt durch die Auswahl "seines" Züchters, ob unkritische Züchter weiterhin Welpen mit übermäßig starken Krankheitsdispositionen absetzen können ...
: Also, ich möchte Euch ja nicht ärgern, aber ich sehe die ganze
: Züchterei in ihrer Ausübungen und dem Regelwerk (schönheit
: statt Leistung und gesundheit) schon auch kritisch !
Da bin ich völlig einer Meinung mit Dir! Wenn's nach mir ginge sollte man Hundeausstellungen in der heutigen Form abschaffen, es wäre ein Gewinn für die Kynologie; der Rassetyp wäre auch auf andere Weise zu erhalten...
Viele Grüße
Antje