Probevertrag
von Antje(YCH) am 08. Juni 2003 21:33
Hallo Nicola,
: Was mich halt interessierte ist, wie man es als Züchter handhabt,
: wenn nach längerer Zeit ein ehemaliger Welpe wieder beim Züchter
: landet und möglicherweise völlig verkorkst ist. Was machst Du in
: solchen Fällen?
Bisher hatte ich einen solchen Fall, der Welpe war absolut verkorkst und in diesem Zustand nicht weiterzuvermitteln. Ich habe die kleine Hündin zurückgeholt, den Leuten den vollen Welpenpreis zurückgezahlt. Eine Wurfschwester der Hündin, die ich für mich behalten hatte, habe ich deswegen verkauft, denn für diese hatte ich Interessenten, die sie sofort mit Kußhand genommen haben. Nach über einem Jahr war die zurückgeholte Hündin wieder in einem normalen Zustand und durch alle pubertären Phasen etc. hindurch, Gesundheitschecks waren auch alle O.K., so daß ich sie auf einen für sie geeigneten Platz abgeben konnte.
: Auf der anderen Seite habe ich aber schon erlebt, dass von angeblich
: seriösen Züchtern Hunde an Personen weitergegeben wurden, wo sich mir
: die Fußnägel aufrollen! Zum Hintergrund: In unserem Hundeverein gab
: es jemanden ........
DAS trifft aber genau so auch auf diverse Tierheime/Tierschutzorganisationen zu. Ich habe auch in diesem Zusammenhang schon Hund/Halter-Kombinationen gesehen, die eine Gefahr für den ganzen Planeten darstellen. Da wurde einem 70-jährigem Opa ein Bobtail gegeben, der die Tendenz hatte, Leuten ins Gesicht zu beißen, sowie man sich nur leicht über den Hund beugte, oder einem Hundeanfänger ein absolut fehlgeprägter, schwer verhaltensgestörter Schäferhund, bei dem ich selbst größte Bedenken gehabt hätte, den Hund an eine erfahrene Person abzugeben. Ich denke, das Problem hat weniger etwas damit zu tun, ob die für die Abgabe verantwortliche Person ein Züchter ist, eine anderweitige Privatperson oder jemand aus dem Tierschutz. Hier spielen einfach Fehleinschätzungen und fehlende Menschenkenntnis eine Rolle.
: Auch wenn es mir schwerfällt, mir vorzustellen einen Hund, den man
: lange Zeit hatte, weiterzugeben - so sehe ich doch ein, dass es für
: einen Züchter absolut unmöglich ist, alle Hunde zu behalten.
Es hat niemand behauptet, daß es leicht ist, einen Hund abzugeben. Auch der Welpenverkauf ist für viele Züchter keine einfache Sache.
: Da würde mich halt interessieren, wie Ihr als Züchter, das im
: konkreten Fall meistert. Ist Dir schon mal passiert, dass einer
: Deiner Welpen völlig verkorkst zurückkam?
S.o. Absolut verkorkst...
: Möchtest Du mit solchen "Züchtern" in einem Satz genannt werden?
Der Begriff "Züchter" ist halt ein weitreichender Begriff. Man kann es sich nicht aussuchen, wer da alles drunter gefaßt wird. Ob es einem lieb ist oder nicht...
: Diese Züchter verurteile ich nicht - ganz gewiss nicht! Nur gehe ich
: davon aus, dass jeder verantwortungsbewusste Züchter auch für diese
: Hunde das entsprechende, passende Zuhause sucht - die Hunde nicht
: einfach loswerden will!
Das ist halt das, was ich unter "Zuchtethik" verstehe. Hunde, die er nicht zur Zucht behalten kann, möglichst optimal zu plazieren. Und für die Hunde auch später noch dazusein, wenn sie einen brauchen. Jeder Hund kann in die Situation kommen, wieder abgegeben werden zu müssen, auch wenn die Prognosen bei seinem Erwerb noch so günstig waren. Und wenn jeder Züchter sich entsprechend um diese seine Hunde kümmern würde (worunter für mich in erster Linie die Vermittlung fällt, denn kein Züchter, der länger züchtet, wird alle seine Hunde wieder zurücknehmen und auf Lebzeit behalten können, und das ist ja auch nur bei wirklichen Problemfällen notwendig), dann bräuchten wir auch keine Tierheime, aber das ist ein anderes Thema...
Viele Grüße
Antje