von Antje(YCH) am 21. Februar 2002 11:59
Hallo Susanne,
ich habe das ganze ein wenig hart ausgedrückt, das ist Absicht. Wer einen Hund kauft, egal wofür, ist nun mal ür adas, was er tut, selbst verantwortlich. Und durch sein Handeln bestimmt er auch, was sich Züchter so alles erlauben können und was nicht. Zuchtverbände, Dachverbände usw., das alles entbindet keinen davon, sich selbst davon zu überzeugen, daß alles O.K. ist bei einem Züchter. Wenn Du heute beim Deutschen oder Schweizerischen Automobilclub anrufst und Dich nach einem Händler für ein Auto Deiner Wunschmarke erkundigst, schreibst Du dann auch diesem Club die Schuld dafür zu, wenn Dir der Händler dann eine frischlackierte Schrottkarre auf's Auge drückt? Oder hättest Du Dich vor dem Kauf nicht selbst vom Zusatnd des Autos überzeugen müssen, ggf. mit Hilfe eines Sachverständigen???
Wenn jemand loszieht, um etwas zu erwerben, dann tut er gut daran, jemanden in den Handel mit einzubeziehen, der etwas von der Materie versteht. Seltsamerweise richten sich viele Leute beim Autokauf eher danach als beim Hundekauf. Jemand, der sich mit der Rasse gut auskennt, wäre dem betreffenden Züchter vielleicht nicht auf den Leim gegenagen. Wenn Du schreibst, Ihr habt alles menschenmögliche getan, um alles richtig zu machen, und nur der Zuchtverband, der VDH, und der betreffende Züchter sind Schuld (letzteren trifft natürlich schon den größten Teil), muß ich das leider verneinen. Ich würde mich in Deienr Situation fragen, ob die Sache auch passiert wäre, wenn ich den Züchter besser kennengelernt hätte, wenn ich jemanden mit der Rasse Erfahrenen mit einbezogen hätte, wenn ich länger Erkundigungen über diesen Züchter eingeholt hätte usw. Und ich würde mir in so einer Situation selbst mehr Schuld zuschreiben als einer Person, die ehrenamtlich in einem Zuchtverband arbeitet und die mir am Telefon die Anschriften der Züchter vorgelesen hat, die gerade Wurfmeldungen eingereicht haben.
Wenn der Eindruck entstanden ist, daß ich der Meinung bin, daß sich Züchter alle Gaunereinen erlauben können so wie sie das wollen, dann ist das falsch rüber gekommen. Ich kann mich nur einfach nicht mit der allgemeinen Meinung anfreunden, daß, wenn beim Welpenkauf etwas daneben geht, immer nur andere daran Schuld sind, nie man selbst. Wenn man dann auf der anderen Seite sieht, wie blauäugig die meisten Welpenkäufer losziehen, kann man darüber nur den Kopf schütteln. Wird ein Auto gekauft, dann werden ein halbes Jahr lang diese und jede Marken und Modelle verglichen, man verbringt Tage damit, sich persönlich vom Angebot der einzelnen Händler zu überzeugen, fährt die Modelle mehrmals Probe, glaubt nicht die Hälfte, was einem da so von den Händlern erzählt wird usw. Aber beim Welpenkauf wird i.d.R. ein einziger Züchter angesteuert, der auch möglichst gerade Welpen liegen hat. Wie der Vater ausschaut, welchen Charakte der hat, wie's mit seinen anderen Kindern aussieht, davon überzeugt man sich nicht persönlich, müßte man ja noch mal wo anders hinfahren, wer hat denn für so etwas Zeit...
Ich gebe Interessenten meistens den Rat, sich schon ein Jahr im Vorfeld über die Wunschrasse zu informieren, dann hat man genügend Zeit, sich jede Menge ausgewachsene Exemplare anzusehen, verschiedene Linien, verschiedene Züchter. Ggf. kann der Rassewunsch korrigiert werden, wenn man dann feststellt, daß diese Rasse vielleicht doch nicht das Gelbe vom Ei ist. Wenn's dann eher klappt mit einem Welpen aus einer geeigneten Linie ist's gut, wenn nicht, hat man sich auf eine angemessene Wartezeit eingestellt. Bisher hat dieses System immer gut funktioniert. Aber meistens muß der Hund ja sofort ins Haus, wenn man einen entsprechenden Entschluß gefaßt hat, und dann haben Züchter, die nicht so gewissenhaft sind, ein leichtes Spiel.
Nun aber mal zu Eurer Hündin: Ist sie rassetypisch, wesensfest und gesund? Wenn ja, das ist die Hauptsache... Wollt Ihr mit Ihr züchten? Wenn nein, dann taugt eine Ahnentafel sowieso nur dafür, sie im Klo eingerahmt über die Waschmaschine zu hängen, die braucht Ihr nämlich wirklich nur, wenn Ihr züchten wollt... In meinen Augen gäbe es schlimmeres für Euch als die angezweifelte Abstammung des Hundes, nämlich Wesensschwäche und/oder Krankheiten. Meinen ersten Rassehund mit Papieren hat mir mein Tierarzt 5 Tage nach dem Kauf eingeschläfert, ich bin mit dem nämlich richtig angeschissen worden. Ich wäre damals glücklich gewesen, wenn der Hund gesund und die Ahnentafel falsch gewesen wäre...
Viele Grüße
Antje