von Stephan(YCH) am 15. Dezember 1998 16:18
Hallo,
zunächst mal finde ich es toll, dass Ihr den Mut hattet, einen Dobi aus dem Tierheim zu holen.
Doch jetzt zu den einzelnen Punkten:
Mit zwölf Monaten ist Euer Dobermann, zumal wenn er aus dem Tierheim kommt, in der Pubertät. Er unterliegt starken Gefühlsschwankungen, ist oft unsicher, oder will mal die Zähne zeigen. Es ist eine Phase, die viel Einfühlungsvermögen verlangt, und Ruhe für Euch und den Hund. Ich denke mal, dass er noch niemanden gebissen hat, sondern nur mal zeigen will, was für ein toller Hecht er ist. In diesem Alter erwacht auch der Schutztrieb (der ja bei den Dobermännern gut ausgeprägt ist), d.h. er bellt Fremde an, eventuell knurrt er sogar. Wenn er nicht völlig daneben ist, sollte er dies aber nur bei Fremden tun. Kein Problem, gib dem Fremden die Hand, unterhalte Dich kurz mit ihm, lass Deinem Hund Zeit und Platz, den Fremden kennen zu lernen. Wenn er nicht gestört ist, wird er merken, dass hier keine Gefahr droht. Cool bleiben! Dobis sind sensibel, sie merken sofort, wenn Dich was stört. Action mögen sie auch, also lass Dich nicht in das Spiel einwickeln.
Die Erfahrung, dass Dobis schnell abzulenken sind, habe ich auch gemacht. Da hilft nur eines: Geduld, etwas Strenge (er muss auch hören, wenn's ihm keinen Spass macht). Da hilft nur Üben auf dem Hundeplatz.
Zum Thema austoben: Mit 12 Monaten ist ein Dobi noch lange nicht ausgewachsen, d.h. Du solltest Sport (Radfahren, Joggen, andere Hunde) nur in Massen machen. Ein Junghund braucht vor allem Ruhe! Wenn schon, dann spiele Du mit ihm, z.B. mit einem Kong, oder sonstwas! Wenn er seine sensible Phase hat, dann musst Du ja nicht gerade mit ihm durch die Innenstadt spazieren.
Zum Thema Kinder, das ist natürlich heikel, da eine Ferndiagnose zu geben. Hunde aus dem Tierheim haben oft keine Erfahrung (oder schlechte Erfahrungen), so dass man da genau beobachten muss. In der Regel haben Hunde kein Agressionsverhalten gegen Kinder, sie können dies am Geruch erkennen (Hormonproduktion). Es können aber zwei Fälle (wahrscheinlich sind es noch mehr) auftreten: 1. Angst, weil als kleiner Hund misshandelt, das führt zu Angstreaktionen (dann beisst Dein Hund aber das Kind, und nicht den Schirm) 2. Er hat keine Erfahrungen, d.h. er geht rüpelhaft mit Kindern um (Umwerfen, schubsen, kneifen). Das sind dann Schritte, die man durch lernen nachholen kann (vielleicht nicht gerade mit einem sensiblen Kind - d.h. es sollte schon etwas grösser sein). Wenn er in der Wohnung ruhiger ist, dann fangt in der Wohnung an. Achtung! Jedes Knurren und anbellen muss aber sofort unterbunden und bestraft werden! Er sollte das aber relativ schnell kapieren.
Meist ist es eher so, dass er action sucht, wie ein Halbstarker, und das es ihm vielleicht etwas langweilig ist. Ein Verein wäre allemal angebracht, das macht ihm Spass (und Euch, wenn es der richtige Verein ist, auch). Wenn Du eine Adresse brauchst, maile mich an!
Das mit dem Schirm solltest Du mal genau beobachten. Es gibt für mich zwei mögliche Erklärungen: (Er wurde geschlagen - dann zeigt er Angst-siehst Du an der Rute und er knurrt dann auch bedrohlich), oder er wurde falsch "aufgebaut", d.h. man hat versucht, ihn an etwas ähnlichem zum Beissen zu bringen. Stell ihm doch mal einen Schirm ohne Mensch hin, und schau mal, was passiert. Auf jeden Fall, falls Dich das beruhigt, wenn er jemanden beissen wollte, dann würde er sich ganz sicher nicht mit dem Schirm zufrieden geben! Nutze also die Chance, wenn er nicht beisst, unter die Leute zu gehen, ihn laufen zu lassen. Ganz wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass er bei Fuss gehen kann und dies auch tut (niemals mit gespannter Leine, was seine Spannung stark aufbauen würde!)
Was Du auch machen kannst, lass ihn ablegen, wenn er hektisch wird, und bleibe mit dem Fuss auf der Leine. Dann kanst Du Dich mit den Leuten unterhalten, und er wird merken, dass Du nicht willst, das er rumtobt. Ihr müsst auf alle Fälle ruhig bleiben oder werden. (Leicht gesagt!). Lass die Leute ruhig meckern.
Wichtig ist, dass Du immer die Oberhand behälst und ruhig bleibst, denn früher oder später wird er in dieser Lebensphase Deine (Eure) Standhaftigkeit auch testen. Ein Rudelführer ist Cool! (leicht gesagt-aber auch das kann man übern, am besten mit anderen).
Lasst mal hören, wie es so weitergeht!
Gruss Stephan & Nash