Einsatz von Schlüsselbund & Co :: Hundeerziehung + Soziales

Einsatz von Schlüsselbund & Co

von Sabine S.(YCH) am 13. Februar 2002 18:05

Hallo Susi,

ich möchte zu dem Problem "Hund schnüffelt weiter, obwohl er meinen Ruf hört und auch weiß, daß er ihn befolgen muß" noch folgenden Denkanstoß geben:

Turid Rugaas beschreibt dieses für uns so versunken aussehende Schnüffeln als ein Calming Signal, also ein Beschwichtigungsverhalten des Hundes.
Will heißen: Je grantiger und drohender wir rufen (oder gar etwas werfen) desto eher will der Hund die Situation mit seiner Körpersprache (hier: Schnauze am Boden) "deeskalieren".

Ein deutlicheres Calming Signal ist z.B. das oft mißverstandene Hinsetzen und Kopf-zur-Seite-Wenden des Hundes (sieht für uns Menschen immer so nach "Du kannst mich mal!" aus ;-)), heißt aber genau das Gegenteil.

Natürlich ist nicht jedes Schnüffeln als Beschwichtigung gemeint, aber wenn man seinen Hund genau beobachtet, dann merkt man, daß es oft genau diese Bedeutung hat.
Die Verwirrung beim Hund ist dann groß, wenn Frauchen einen Rumpelstilzchen-Anfall (spreche aus Erfahrung ;-)) bekommt, obwohl Hundi doch schon signalisiert hat: "Du bist der Boss, und ich will keinen Ärger!"

Ich habe bei meiner jetzt gut zwei Jahre alten Hündin mit der belächelten Softie-Methode einen sehr zuverlässigen Gehorsam erreicht.

Neulich konnte ich sie sogar von einem Hasen abrufen und sie kam freudig angaloppiert!! (Den Kollegen vom Schäferhundverein sind dabei fast die Augen rausgefallen, hähä!!)
Schließlich gibt's bei Frauchen für sowas den Super-Jackpot, während man den Hasen wahrscheinlich ohnehin nicht einholt...;-))

Naja, ich kann selbst noch nicht ganz glauben, daß das immer funktioniert...aber vielleicht immer öfter??;-)

Viele Grüße
Sabine S.

von Thomas(YCH) am 13. Februar 2002 19:10

: : Mein Hund soll kommen WEIL ER ES WILL!!! - Wenn ich es will!!!

: JAAAAA, ein so einfacher Satz und doch so wahr! Genau das macht ein gutes ZUSAMMENSPIEL zwischen Hund und Halter aus.

leider ist die tiefe bedeutung dieses kleinen sätzchens für
aussenstehende kaum noch zu verstehen oder nachzuvollziehen.....

... und dann noch, dass das gleiche prinzip auch noch für alle anderen
ausbildungsziele gilt.

vg, T.


von Thomas(YCH) am 13. Februar 2002 19:55


: Also wieso ist es jetzt plötzlich legitim wenn ich vorher böse angeschaut werde weil ich Leine schmeiße??

sorry, weil du es nicht "korrekt" machst. alex hat versucht es dir
zu erklären. und ich denke, das hat er sogar sehr gut gemacht.

ich versuchs auch einmal...

ok.... wodurch kann man die wahrscheinlichkeit auf wiederholung eines verhaltens heraufsetzen?

in dem man das, was der hund tut, für ihn erfolgreich sein lässt.
das kann man auf zweierlei art tun. man gibt ihm für das gewünschte
tun etwas "angenehmes", oder man zeigt ihm, wie er mit dem gewünschten
tun etwas für ihn "unangnehmes" beenden kann. beides führt dazu, dass er
das was er gerade tut, künftiger eher häufiger tun wird.

und wie kann man die wahrscheinlichkeit auf wiederholung eines verhaltens herabsetzen?

in dem man ihm sein tun "verleidet". auch dazu gibt es zwei versionen.
man tut ihm was unangenehmes an, oder beendet etwas für ihn angnenehmes.
beides führt dazu, dass er das was er gerade tut, künftiger eher
seltener tun wird.

das ist der mechanismus, nach dem im wesentlichen gelernt wird.

also, wir haben 2 sachverhalte, ein gewünschtes tun, und ein
unerwünschtes tun. bei dir geht es um ein gewünschtes tun, dem "kommen".

wenn du rufst, der hund kommt nicht, dann wäre der richtige weg,
dieses erwünschte tun einfach weiterhin zu üben. aber du bestrafst
das unerwünschte nichtausführen des erwünschten tun's mit dem
leinenwurf. und nun verrate mir, welche information im leinenwurf
für das erwünschte "kommen" enthalten ist.

wahrscheinlich beendest du mit dem leinenwurf nur das, was er gerade
getan hat (s.o.). das wäre dann die seite, für das aktuelle "tun"
etwas unangnehmes hinzufügen, um dieses "tun" künfig zu verringern.

oder du zeigst ihm, dass er mit dem "kommen" das unannehme (weiteres
bestrafen abwenden kann.

du hast dich also genau für die falsche seite der ausbildung ent-
schieden. und vor allen dingen, für die unsichere seite, bei der
wir nicht wissen, wie der hund die einwirkung verknüpft. richtig wäre,
ihm präzise information zu vermitteln, was er soll und das richtige
"tun" angenehm zu belohnen.

: Wer nimmt sich das recht heraus zu sagen, ICH weiss genau, wie es anzuwenden ist???

das problem ist nicht, dass du es nicht wusstest. das ist gar nicht
schimm. schlimm wäre viel mehr, wenn du meinst, man wollte dir nun
persönlich an die karre pinkeln, dich deshlab grundlos verteidigst
und in folge dessen einfach nur hartnäckig an deinen fehler festhälst.

: Ist es nicht eher so, daß das jeder nach seinem besten wissen und gewissen für sich allein vereinbaren muss?

ja, wo zieht man da die grenze? was ist, wenn es jemand mit seinem
gewissen vereinbart, seinen hund zu prügeln, oder seine kindern zu misshandeln, oder seine frau zu schlagen? wer maßt sich an, für sich
das recht zu beanspruchen, das subjetive interesse eines anderen auf
schmerzfreiheit einfach zu ignorieren?

was ist wehtun? welche dosis ist tierschutzrelevant? kann man das
in kilopond, volt, ampere, anzahl blaue flecken messen????? nein!

relevantes "wehtun" ist die menge, die ein individuum gegen seinen
willen handeln lässt, wenn die angst vor diesem wehtun grösser
ist, als der eigene wille.

g, T

von Yna(YCH) am 13. Februar 2002 19:46

Hi Alex!




:Warum nimmt ein Wolf ein ranghöheres Tier ernst??? Schmeißt ihm der Alpha einen Schlüsselbund hinterher??? Erinnert er ihn mittels Leinenruck daran ihm bei der Jagd möglichst dicht zu folgen??? Unterbricht er einen Jagdversuch eines rangniederen Tieres durch Einsatz eines Teletaktgerätes??? Natürlich nicht!

Ich bin durchaus dafür, dass man sich daran orientiert, welche Möglichkeiten man hat sich dem Hund gut verständlich zu machen, indem man sich Wolfsrudel und ihre sozialen Interaktionen ansieht. Aber so eins zu eins kannst du es nicht übertragen. Da fehlt dann leider einiges. Die Frage ist zum Beispiel warum Wölfe sich überhaupt in die Wolle (Fell) kriegen. Ressourcen, Hierarchie, Fortpflanzung. Oder? Aber die Hierarchie wird ganz anders klar gemacht als bei einem Hund, der in den meisten Fällen mit einer unteren Position recht zufrieden ist. Kaum wirst du brachial über deinen Hund herfallen, wenn dir was nicht passt, oder? Wärst du bereit ihn mitunter zu verletzen oder sogar zu töten? Nein! So natürlich, dass man immer auf das Rudel schielen kann sind unsere Verhältnisse nicht.
Zum einen sind die Regeln vor einer Jagd mehr als klar gemacht worden und das nicht auf die sanfte Art, nicht mit TT, klar, aber durch eindeutige Rollenverteilung, die das Überleben sichert! Zum anderen würden wildwüchsige Jagdversuche von unerfahrenen Wölfen kaum einfach toleriert, denn das würde bedeuten lebenswichtige Ressourcen zu vergeuden. Soweit mir bekannt ist jagen Wölfe (bis auf Jungwölfe) nicht zum Spaß, sondern zum Nahrungserwerb (bestes Beispiel für Hunde, die das nicht tun sind Autojäger, etc., das ist ein ewig kindliches, nicht lernendes Verhalten, ganz anders als bei Wölfen). Ein anderer Wolf könnte es sich aber zudem auch noch leisten seinen Kollegen einfach mal laufen zu lassen, damit er seine Reserven verpulvert bei einer nutzlosen Jagd. Du kannst das nicht, denn dein Hund landet dann womöglich vorm nächsten Auto oder der Flinte des Jägers.

Mir geht es nicht um die Sache in der Diskussion mit Claudia, da bin ich ganz deiner Meinung! Nur kann man die Wölfe nicht für alles heranholen, was es zu erklären gilt, denn von wölfischem Umgang mit unseren Hunden sind wir weit entfernt, selbst wenn es einem zu vielen Dingen den Zugang erleichtern kann.

Wollte dir damit nicht auf die Füße treten. Vielleicht siehst du es einfach ganz anders.

Tschüß,
Yna

von Alex & Aris(YCH) am 13. Februar 2002 20:20

Hallo Ina,

:Ich bin durchaus dafür, dass man sich daran orientiert, welche Möglichkeiten man hat sich dem Hund gut verständlich zu machen, indem man sich Wolfsrudel und ihre sozialen Interaktionen ansieht. Aber so eins zu eins kannst du es nicht übertragen. Da fehlt dann leider einiges. Die Frage ist zum Beispiel warum Wölfe sich überhaupt in die Wolle (Fell) kriegen. Ressourcen, Hierarchie, Fortpflanzung.

Genau! Und darum geht es mir. Deswegen kriegen sie sich "in die Wolle"! Und da sind sie nicht zimperlich! Aber eben nicht bei "Der Ausbildung"......... Ansonsten hast du recht!

grinning smileyu kannst das nicht, denn dein Hund landet dann womöglich vorm nächsten Auto oder der Flinte des Jägers.

Auch klar. Deswegen hab ich ja nix gegen den "Abbruch" dieses Verhaltens. aber ich versuche Claudia klarzumachen, dass die "angedrohte Strafe" Leinenwurf FÜRS z.b: "Nichtkommen" nicht so verstanden wird!

:Nur kann man die Wölfe nicht für alles heranholen, was es zu erklären gilt, denn von wölfischem Umgang mit unseren Hunden sind wir weit entfernt, selbst wenn es einem zu vielen Dingen den Zugang erleichtern kann.

Alles klar! Sehe ich auch so. Aber wenn es darum geht "Sinn und Unsinn von Strafmaßnahmen" in der Hundeerziehung zu diskutieren kann es doch hilfreich sein! Ausserdem hat Claudia das Beispiel gebracht, deswegen wollte ich auf dieser Ebene argumentieren! smiling smiley))

: Wollte dir damit nicht auf die Füße treten. Vielleicht siehst du es einfach ganz anders.

Erstens hab ich große Füsse *ggg* und zweitens sehe ich es im Prinzip auch so. Vielleicht kannst du es besser erklären (ohne das wölfische Verhalten überzustrapazieren *ggg)

LG

Alex & Aris

von Andreas(YCH) am 13. Februar 2002 22:04

Hallo,

sehr schön geschrieben!

Gruß
Andreas

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