von Sandra(YCH) am 25. Oktober 2002 10:07
Hallo Dani,
puh, das war jetzt aber wirklich viel auf einmal! Aber Du machst es richtig, nur so kann man sich auch einen Zusammenhang vorstellen... Allerdings werde ich es wohl nicht schaffen, auf alle Deine Fragen eine Antwort zu finden, aber ich fang einfach mal an:
Dein Jackie ist jetzt 9 Monate alt, das bedeutet einmal, dass sie sich in der Pubertät befindet und Dich somit neu antestet. Zum zweiten kommt dazu, dass sie noch nicht so gefestigt ist und Du sie in den Semesterferien aus ihrem bisher gewohnten Ablauf und Umgebung rausgerissen hast, was sie evtl. zusätzlich verunsichert hat. Hm, das soll kein Vorwurf sein, nur eine mögliche Erklärung für ihr jetziges Verhalten. Aber die Frage ist ja, was Du jetzt machen kannst. Auf jeden Fall: behalte die Nerven und werde nicht ungeduldig! Wichtig ist, dass Du dem Hund gegenüber ein klares Bild abgibst: Was ist richtig, was ist falsch. Du sagst, früher funktionierten Deine Abbruchkommandos und das Aufstampfen mit dem Fuß hat sie verschreckt. Da es heute nicht mehr funktioniert und sie sogar mit einer Spielaufforderung reagiert, mußt Du das Abbruchkommando neu konditionieren. Laß Dich nicht verleiten, das "Nein" lauter zu brüllen, denn wenn Du aus der Haut fährst, verlierst Du an Ansehen und Respekt. Also, übe das Abbruchkommando mit einem klarem Nein oder noch besser, mit einem leicht knurrendem Unterton. Auch auf die Gefahr hin, dass ich hier jetzt öffentlich gesteinigt werde, ich würde in der passenden Situation (z. B. Jackie nagt an Wand oder macht irgendetwas anderes verbotenes) ein "Nein" zur Warnung und bei unbeirrtem Weitermachen des Hundes, diesen über die Schnauze greifen mit "Nein" oder sogar auf den Rücken drehen, nur damit Du noch mal in Erinnerung rufst, wer hier Chef ist und was das Kommando wirklich bedeutet. Danach lobe sie aufrichtig für das Abbrechen ihres Verhaltens. Du mußt viel Ruhe ausstrahlen und Dich pingeligst konsequent verhalten. Das lautstarke Bellen zur Spielaufforderung würde ich ignorieren: dreh Dich von ihr weg und verlasse u. U. sogar den Raum. Wenn´s gar nicht hilft, dann würde ich auch hier mit Abbruchkommando und ggf. Schnauzengriff arbeiten - aber sei konsequent! Der Hund muß trotz seines Spieltriebs und seiner unermüdlichen Power lernen, dass nicht immer Action angesagt ist. Er muß lernen, zu warten, bis er dran ist. Wenn sie zu Dir kommt und DICH auffordert irgendetwas zu tun (Spiel, streicheln, Futter etc.) dann ignoriere diese Verhalten (lies z. B. demonstrativ in der Zeitung) und nach wenigen Minuten, wenn sie sich genügsam zeigt, fordere DU sie auf zum Spiel, streicheln o.ä.
Und noch mal zu dem klaren Bild: Sie muß neu lernen, wann sie sich richtig und wann sie sich falsch verhält. Das heißt, Du mußt schnell reagieren, denn Du hast höchstens 2 Sekunden, um ihr Verhalten zu bestätigen oder zu maßregeln, sonst besteht die Gefahr, dass sie falsch verknüpft. Zeige ihr also nicht die Stelle, die sie vor 20 Minuten bearbeitet hat und strafe sie - sie wird nicht wissen, wofür!!! Ertappst Du sie auf frischer Tat, dann bleibe trotzdem ruhig aber sehr konsequent, Du mußt sie beeindrucken, aber nicht verunsichern. Das Loben fällt auch mir sehr viel leichter, die Kunst ist es aber auch, richtig zu strafen, das Verhältnis muß stimmen. Dazu braucht man viel Fingerspitzengefühl, und oft ist man unsicher, ob man nicht zu hart war. Das aber darfst Du nicht sein, sei indem was Du tust, immer absolut überzeugend, denn sonst kann Dein Hund Dich nicht einordnen und er wird wohlmöglich Vertrauen verlieren.
Jetzt zu der Zerstörungswut: natürlich ist es keine Dauerlösung, sie bei Deiner Abwesenheit ins Bad zu sperren. Ich kenne Deine Wohnung nicht, aber meine Hunde haben ein Zimmer, in dem nicht mehr viel kaputt zu machen ist. In dem ersten Jahr muß man immer mit Schwund rechnen, übrigens haben meine Hunde auch erst ab ca. 6 Monaten mit solchen Unarten angefangen. Das wird sich aber wieder legen, da kann ich Dich beruhigen. Und ist der Hund dann soweit, kann das Zimmer ja neu tapeziert werden... Okay, ist ärgerlich, aber was willst Du machen? Obwohl meine Hunde zu dritt waren, hat der jüngste die Tapeten angenagt und die Plastikkörbe zerstört. Im Frühjahr wird die Diele renoviert werden... ;-)
Laß Dich nicht verunsichern, das was Du schreibst, klingt doch sehr vielversprechend: Du möchtest anscheinend Deinen Hund nach neuesten kynologischen Erkenntnissen erziehen, bietest ihm Spiel und Spaß und Auslauf, machst Dir Gedanken, willst zur Rettungshundestaffel... das kann nur klappen! Mit Rückschlägen muß man eben immer mal fertig werden, dann steht man wie der Ochs vorm Berg und weiß plötzlich gar nichts mehr. Man fragt sich, was man falsch gemacht haben könnte usw. Glaube mir, ich kenne das. Da muß man manchmal durch, und auch die Kraft haben, kluge Tipps von Nicht-Hundebesitzern oder noch schlimmer von Allwissenden-Hundebesitzern zu überhören.
Hier gibt es anscheinend so viele Leute, die es geschafft haben, mit Liebe und Geduld ihre Hunde gut zu erziehen, warum solltest Du das nicht schaffen? Alle, die hier im Forum sind, können bestimmt von den ein oder anderen Rückschlägen berichten, die niemals einfach zu überwinden sind... Ich jedenfalls wünsch Dir viel Glück, laß Dich nicht unterkriegen!
Liebe Grüße
Sandra
PS: Ich habe auch einen Jackie, und die kriegt man nie wirklich müde, aber sie hat viel gelernt... (Bei uns mußte auch ein Sofa dran glauben, was mit viel Leidenschaft und Zerstörungswut von ihr auseinandergerupft wurde...)