von Antje(YCH) am 08. Juni 2001 05:35
Hallo Nadine,
Sören hat Dir ja schon eine gute Antwort gegeben. Wem TSH, Flyball, Agility Spaß machen, bitte, da habe ich nix dagegen. Aber in diesen Bereichen kann ein Hund nicht alle seine Triebveranlagungen ausleben, da läuft eigentlich alles nur über den Beutetrieb ab (Ball usw.). Im SchH-Sport kann sich der Hund in allen Triebbereichen, außer dem Fortpflanzungstrieb, ausleben. Mich selbst fasziniert es, mit einem Hund über Jahre zu arbeiten, um irgendwo auf einen grünen Zweig zu kommen (und das ist gerade genau das, was so viele Leute vom SchH-Sport abhält: Du hast keine Erfolge innerhalb von ein paar Wochen oder Monaten, Du mußt wirklich in Jahren rechnen, teilweise mit langen Durststrecken leben, obwohl fast die gesamte Greizeit dafür draufgeht, und auch kleinste Erfolge akzeptieren lernen). Jeder Hund und jeder Mensch hat von seiner Veranlagung her Schwachstellen in einer der drei SchH-Sport-Disziplinen Fährtenarbeit, Unterordnung und Schutzdienst, an denen Du arbeiten mußt (also auch immer an Dir selbst!!!) und mit denen Du umgehen lernen mußt. DAS macht für mich den Reiz aus, wenn ich es schaffe, in so einem Bereich harmonisch mit meinem Hund zu arbeiten, nicht so sehr die erzielten Punkte, die allerdings ein Gradmesser sind für die Qualität meiner Arbeit, d.h. kann ich meinem Hund so viel Halt geben, daß er auch unter ungewohnter nervlicher Belastung sicher die an ihn gestellten Aufgaben frei und freudig erfüllt.
Für die Zucht von Arbeitshunden (Zoll, Polizei, Rettungsorganisationen etc.) ist eine Selektion in Bezug auf Triebveranlagung, nervlicher und körperlicher Belastbarkeit usw. unerläßlich, sonst eignet sich irgendwann nur noch ein verschwindend kleiner Teil einer Population für seine ursprüngliche Arbeit (zumal ja bei jeder Rasse, io die Arbeitsleistung wegfällt, schlagartig nur noch das zählt, was ein Hund exterieurmäßig im Schauring darstellt). Hier bleibt mir für mich und meine Rasse nur, mit Hunden zu züchten, die sich im SchH-Sport bewährt haben (wobei es hier in erster Linie nicht um Punkte geht, aber ich sehe, wie ein Hund arbeitet und welche Veranlagungen er hat), und das ist für mich wichtig). Darüber bin ich noch nicht einmal besonders glücklich, denn SchH-Sport ist Sport, kein Ernst, und oftmals erinnern mich auch große Leistungsveranstaltungen eher an Schattenboxen als an eine Selektionsmöglichkeit für die einzelnen Gebrauchshundeeigenschaften (die Hunde werden dann nicht genügend belastet, auch Hunde mit mittleren Qualitäten können bei entsprechender Ausbildung sehr hohe Punkte erzielen), da sind unsere europäischen Nachbarn, in deren Ländern Ringsport betrieben wird, weitaus besser drann, nicht umsonst hat sich der Malinois in Bezug auf die Gebrauchshundeeigenschaften (einschließlich der Gesundheit!) weltweit, trotz bedeutend geringerer Population, vor den DSH geschoben. Würde aber die für uns letzte Selektionsmöglichkeit über den SchH-Sport auch noch wegfallen, dann "gute Nacht, Marie..."
Viele Grüße
Antje