Hallo Petra,
: da bist Du halt auf einer ganz anderen Linie als ich. Natürlichkeit
: und biologische Ursprünglichkeit bei Haustieren an oberste Stelle zu
: setzen ist zwar ethisch sicher sehr hehr...
Ich setze nicht Natürlichkeit und biologische Ursprünglichkeit an erste Stelle, sondern lege lediglich das Tierschutzgesetz so aus, wie es schwarz auf weiß steht. Da steht etwas von "anhaltenden Schmerzen und Leiden" drin. Und wenn ich darüber nachdenke, was die größten anhaltenden Leiden sind, die wir durch unser Handeln den Hunden zufügen, sorry, da kommen bei mir an erster Stelle nicht das Rutenkupieren oder eine sinnvolle E-Reizgerätarbeit, sondern gestörte Stoffwechselvorgänge und lebenslange Medikamentengaben, bis hin zur Tötung des Tieres. Stell Dir mal vor, Du siehst einen Hund, dessen Organe aufgrund von widrigen Haltungs- oder Ausbildungsumständen so austicken, daß sich sein Fell derart verändert wie bei einigen kastrierten Hündinnen. Da wäre aber wohl ruckzuck der Amtstierarzt da und könnte bestimmt auch etwas ausrichten, oder? Den Nachweis hätte er ja, von wegen "anhaltende Leiden" = Fellveränderung. Und alleine das Operationsrisiko einer Kastration (= Vollnarkose): da kannst Du mir erzählen was Du willst, möchte nicht wissen, wieviele Hunde bisher nicht wieder aufgewacht sind. So viele Todesfälle in einer Ausbildungssparte, und diese Sparte wäre wohl schon seit Jahren für alle Zeit verboten. So meine Denkweise. ich kann nicht das eine favorisieren, anderen aber Tierquälerei vorwerfen, die ihre Tiere weniger beeinträchtigen. Viele wissen doch gar nicht, was sie tun, wenn sie ihren Hund kastrieren lassen. Das schlimmste dabei ist ja, daß Tierschutzorganisationen und auch manche Tierärzte die Leute vor einer Kastration über mögliche Folgen gar nicht aufklären. Wenn eine Bekannte von mir vor der Kastration ihrer Dobermannhündin erfahren hätte, daß bei Boxern und Dobermännern sieben bis acht von zehn Hündinnen anshcließend inkontinent sind, sie hätte ihre Hündin niemals kastrieren lassen. Die heute 4-jährige Hündin bekommt seit 3 Jahren täglich Medikamente, mit denen sie Nachts jetzt 4 Stunden durchhält. Inzwischen treten erste Folgeschäden an Herz und Leber, und mal ehrlich, wer kann sich jahrelang monatlich über 400 DM an Medikamenten erlauben, vom 1. Lebensjahr des Hundes an? Abgesehen davon, daß die Hündin stark eingeschränkt ist in ihrem Umfeld, sie darf bei Wind und Wetter nur kurze Spaziergänge machen usw. (dagegen wären eingeschränkte Spaziergänge zweimal im Jahr während der Läufigkeit ein Klacks). Auch wenn nicht bei allen Rassen das Risiko so groß ist, da ist es immer...
: Dass die Kastration das Milchleistenkrebsrisiko senkt ist doch wohl
: keine Erfindung operationswütiger Tierärzte.
Ich kenne nur zwei Krebsfälle bei unkasrtrierten Hündinnen und einen bei einer kastrierten Hündin. Da ich selbst in der Tumorforschung arbeite ist mir eine statitische Auswertung dieser drei Fälle ein bischen mager. Und wenn die Kastration dieses Übel ohne Nebenwirkungen derart beseitigen würde, warum lassen sich dann nicht alle Frauen, die keine Kinder haben möchte, totaloperieren? Aber da sind einem die Folgeerscheinungen doch ein bisschen zu hoch...
Krebs bei Hunden ist ein komplexes Thema. Meiner Meinung nach steigt die krebsrate an, aber das liegt an verschiedenen Faktoren. Wenn meine Hündin aus einer belasteten Linie kommt kann eine Kastration auch nicht viel helfen. Hier ist eine strenge Zuchthygiene gefragt, härtere Selektion in Bezug auf Gesundheit und Fitness, und dann sollte man die Haltungs- und auch Ernährungsumstände unserer Hunde mal unter die Lupe nehmen. Ich glaube, eine unkastrierte Hündin, die dann natürliches Sonnenlicht aufsuchen kann wann sie es möchte, ist besse vor Krebs geschützt als eine kastrierte Hündin, die den ganze Tag über bei Neonlicht in einer Wohnung sitzen muß.
: Und dass es immer wieder Trächtigkeiten gibt (s. Originalposting von
: den "zufälligen" Yorkiebabies), die durch mangelhafte Bewachung
:läufiger Hündinnen entstehen ist doch ein Fakt.
*grins* Ich habe es schon geschrieben, auch ich kenne viele Welpen, die "ungeplant" entstanden sind. Forscht man dann genauer nach, stellt sich in den allermeisten Fällen heraus, daß dabei doch jemand nachgeholfen hat. Zufälligerweise sind viele dieser "ungeplanten" Welpen ja reinrassig, so auch dieser Yorkiewurf. Wären die Hündinnen tatsächlich ungeplant und unbeaufsichtigt belegt worden, dann wären die Würfe wohl in den allermeisten Fällen mischerbig und auch von mehreren Vätern.
: Ich finde es ziemlich hart, den Tierheimen vorzuwerfen, sie würden
: gegen das Tierschutzgesetz verstoßen. Wer tagein, tagaus die Flut
: unerwünschter armer Hunde unterbringen muss hat da halt ein weniger
: esoterisches Verhältnis dazu.
So? Wer austeilt, der sollte auch einstecken können! Schließlich ist diese Seite auch nicht zimperlich mit austeilen. Ich bin in den Augen vieler dieser Leute ein ziemlich böser Mensch. Meine Hunde müssen tagsüber in einen Zwinger, ja nach Alter und/oder Ausbildungsstand schlafen sie auch mal dort, dann betreibe ich mit ihnen Schutzhundesport, ach ja, züchten tue ich auch noch, obwohl doch von Tierschutzseite ein allegemeines Zuchtverbot gefordert wird bis alle Tierheime leer sind. Ich glaube, wenn ich mit diesem Profil in ein Tierheim gehen würde, weil ich einen stinknormalen Haushund haben wollte, ich würde in vielen Fällen keinen bekommen.
: Natürlich hat Kastration auch Nachteile, aber mir ist noch immer nicht
: klar, was die Hündin für Vorteile davon hat immer wieder läufig und
: scheinträchtig zu werden.
Meine Hündinnen werden ein- bis zweimal im Jahr läufig. Und in über 30 Jahren habe ich erst eine scheinträchtige Hündin kennengelernt, ich selbst hatte noch nie eine. Auch hier warscheinlich eine Frage der Zuchthygiene...
: Für meine Hündin, die gerne mit anderen Rüden spielt und gerne auf dem
: Hundeplatz beschäftigt wird, war die Läufigkeit halt eine Zeit
: eingeschränkter Freiheit...
Naja, wenn sie mal 2 bis 3 Wochen nicht mit Rüden spielt ist das ja wohl kein Beinbruch, zumindet nicht, wenn man mögliche Folgen der Kastration in Bertacht zieht. Und was den Hundeplatz anbelangt, ich arbeite in dieser Zeit wie gewohnt, sowohl im Training als auch in Prüfungen. Der einzige "Nachteil" ist der, daß man bei Prüfungen in der Unterordnung ganz am Schluß startet und in der Übungsstunde ggf. auch (wenn einer der Herren z.B. vor einer Ausscheidungsprüfung steht).
: und ich empfinde es tatsächlich als bequemer...
Aha. Und ein Bekannter, der zwei Boxer hat, einen rutenkupierten und einen rutenunkupierten, empfindet den rutenkupierten Boxer auch als bequemer, der andere prügelt mit seiner Rute im Gesicht von Kleinkindern herum und räumt mehrmals täglich damit den Couchtisch ab. Der kupierte darf z.B. mit in die Wohnung seiner Eltern, der unkupierte nicht, hat somit nicht so viele Freiheiten wie der kupierte. Wo liegt da jetzt der Unterschied? Ich selbst habe weder einen kupierten Hund noch eine kastierte Hündin, ich sehe aus meiner Sicht keine Unterschied. Beide Argumente ("Bequem"
sind für mich gleichwertig.
: Dass Kupieren eine Frage der Ästhetik ist und nicht auf einer Stufe
: mit der Kastration steht versteht sich von selbst.
Halt, stop! Viele Diensthundeführer, die heute noch einen Dobermann etc. führen oder vor kurzem geführt haben, wollen keinen mehr haben als Diensthund, weil diese Hunde unkupiert sehr anfällig sind in Bezug auf ihre Rute. Und ein Hund, der mit einer offenen oder gar gebrochenen Rute herumlaboriert, fällt wochen- oder monatelang aus für den Dienst. Hier spielt nicht die Ästhetik eine Rolle, sondern die Eignung als Diensthund. Und selbst wenn bei eingigen die Ästhetik eine Rolle spielt, ist das verwerflicher als einen Hund "aus Bequemlichkeit" zu kastrieren? Nicht alle Leute, die ihre Hündin kastrieren lassen, haben deren Wohl im Auge, einige von ihnen haben lediglich die Unversehrtheit ihrer Perserteppiche im Auge. Sorry, und da ist die eine Seite in meinen Augen nicht besser oder schlechter als die andere, und keine von beiden hat das Recht, sich als Moralapostel mit erhobenem Finger vor die andere zu stellen.
Viele Grüße
Antje