Mischlingszucht? :: Hundezucht & Hundeaufzucht

Mischlingszucht?

von Antje(YCH) am 18. Juli 2001 05:51

Hallo Petra,

: was verstehst Du unter einer "Ausfallquote"? Meinst Du, Individuen, die sich nicht für die ihrer Rasse zugeordneten Aufgabe eignen?

Unter anderem. Darunter verstehe ich Hunde, die körperlich und/oder geistig nicht den Anforderungen gewachsen sind, die man an sie stellt. Das werden dann meistens Problemhunde, weil sie zwar den Trieb für ihre ursprüngliche Abreit haben und diesen ausleben wollen, aber ihnen fehlkt die seelische Belastbarkeit, der Body spielt nicht mit wegen irgendwelchen Wehwehchen usw.


: Das gibt es sicherlich und gäbe es sicherlich ebenso wenn Du zwei Rassen kreuzt!

Stimmt. Aber warum ist dann das eine "gut" (= Rassehundezucht) und das andere "schlecht"(= "Hybridzucht"winking smiley, wenn es doch letzendlich das Gleiche ist? Dem Hund, der als körperlicher oder geistiger Krüppel zur Welt kommt ist es warscheinlich schnurz, ob er eine Ahnentafel besitzt oder nicht, den interessiert eher seine schmerzende Hüfte etc. Ist es dann also nur für den Besitzer etwas anderes? "Mein Hund hat zwar HD, aber dafür kann ich mir seine Ahnentafel über's Klo hängen...?"


: Es gibt doch immer nur eine rassespezifische Veranlagung, eine Tendenz und keine Garantie für Standardeigenschaften.

Stimmt. Und manchmal kann man bewußt die Komination dieser rassespezifischen Tendenzen nutzen.


: Vielleicht spielst Du z.B. auf die Entstehung vieler Hütehunde an, die nicht nach äußeren Merkmalen, sondern nach ihren Fähigkeiten gezüchtet wurden.

Auch, aber nicht nur. ich meine es eigentlich recht generell.


: Was geschah aber mit den nicht so geeigneten Exemplaren?

Das gleiche wie bei den Rassehunden.


: Wenn jemand der Meinung ist, dass eine Kreuzung einen besonders geeigneten Arbeitshund ergibt, dann wird er sich den natürlich ziehen. Aber ich denke, dass das ein ziemlicher Einzelfall ist und dass auch das nur zu vertreten ist, wenn ich weiß, wer die Arbeitsspezialisten und die "Ausfallquoten" aus der Kreuzung für ein Hundeleben lang zu sich nimmt.

Muß ich diese Anforderungen aber nicht auch an die Rassehundezucht stellen? Ich kenne z.B. einen Haufen DSHs, die aus verschiedenen Gründen nicht für irgendwelche Arbeiten geeignet sind. Wo ist hier der Unterschied zum "Hybriden"? Ist die "Produktion" hier gerechtfertigt, nur weil diese Hunde eine Ahnentaffel haben?


: An welche Kreuzung hattest Du da gedacht und an welche Arbeit?

Ich arbeite z.B. gerne mit DSH/Rottimixen, für bestimmte Aufgaben (Viehtreiben, auch Rettungshund) würde ich sie dem Rotteweiler gegenüber vorziehen und auch den meisten DSHs. Würde ich einen kleinen Terrier suchen, dann wäre mir persönlich ein Cairn/Westi-Mix warscheinlich lieber als ein reiner Westi oder ein reiner Cairn. Und hätte mein Hund dann ein Gebrechen, wäre die Warscheinlichkeit, daß er an diesem leidet, wenn er aus der selben Mutter mit einem reinrassigen Partner stammen würde, genauso groß oder gar noch größer (in bezug auf rezessiv vererbbare Krnakheiten).


: Es entstehen ja auch neue Rassen, aber das ist ja dann schon wieder ein anderes Ziel, oder?

Nicht unbedingt. Das ergibt sich dann im Laufe der Zeit, was aber nicht unbedingt gut ist für eine neue "Rasse" (den Popans mit der Aufstellung eines fixen Standarts und mit den Ausstellungen meine ich).

Viele Grüße

Antje

von Antje(YCH) am 18. Juli 2001 06:20

Hallo Sabine,

wie wahr, wie wahr, was Du da schreibst...


: Aber wenn Zucht nur noch unter dem Gesichtspunkt gerechtfertigt ist, daß alle Nachkommen hundertprozentig gelingen, dann ist die Spezies Hund bald vom Aussterben bedroht.

Wenn man unter diesem Aspekt mal betrachtet, daß viele Rassen in den letzten Jahrzehnten in Bezug auf Gesundheit und/oder Wesen den Bach runtergehen, müssen wir Rassehundezüchter uns Leuten gegenüber, die sich Gedanken machen über eine geplante Hybridzucht, ziemlich arrogant anhören. Wenn wir bei unseren Rassehunden das beherzigen müßten, was wir diesen Leuten alles vorhalten, dürften wir einen Großteil der Verpaarungen gar nicht mehr vornehmen...


: Und daß auch eine Zucht, die seit Jahrzehnten streng auf Leistung selektiert, nicht nur "Kanonen" hervorbringt, sondern auch viel "Ausschuß" produziert, sieht man am Beispiel DSH.
: Wenn eine strenge Zuchtwahl wirklich soviel bringen würde, dann müßte ich mir nicht jede Woche das Gejammere der Schutzhundler auf dem Hundeplatz anhören, wo über Arbeitsverweigerer aus besten Leistungsverbindungen geklagt wird.

Du sprichst mir aus der Seele...


: Auch eine verantwortungsvolle Zucht ist ein Ausprobieren, weil man das Zusammenspiel der Gene eben niemals bis ins Detail planen kann.

Eine verantwortungsvolle Zucht ist in meinen Augen eine, die sich in erster Linie auf das Interieur und die Gesundheit der Hunde ausrichtet. Der Verwendungszweck der einzelnen Rassen hat ihr Exterieur geprägt; ein Hund, der die ursprünglich an ihn gerichtete Aufgabe erfüllen kann, kann eigentlich gar keinen "Exterieurmangel" wie eine "falsche Farbe" haben, mir sind arbeitsfähige gesunde Hunde lieber als psychisch nicht belastbare oder kranke, auch wenn sie vielleicht mal ein Schlappohr haben, das Fell zu lang ist oder irgendwo ein weißer Fleck sitzt der dort nicht sein dürfte, das stört einen Hund reichlich wenig. Das ist es doch, was unsere Rassehundezucht kaputt macht, die Überbewerung von Äußerlichkeiten. Wenn dieses in einer geplanten Hybridzucht wegfällt, weil es keinen Standart gibt, der erfüllt werden muß, ist das der Rassehundezucht gegenüber ein zweites großes Plus (das erste großen Plus ist der Hererosiseffekt). Es nützt auch nix, wenn Rassehundezüchter das wegdiskutieren wollen, hier zählen im Endeffekt nur Taten (auch in der Rassehundezucht kann man was verbessern wenn man will...).

Viele Grüße

Antje

von Monika(YCH) am 18. Juli 2001 08:33

Hallo Sabine

: Übrigens finden sich gerade in der Rettungshundeszene sehr, sehr viele Mischlinge, wesentlich mehr als in anderen Sparten des Hundesports (wobei ich die RH-Arbeit nur sehr bedingt zum Hundesport zähle).

Kann das auch damit zusammenhängen, dass es den Rettungshundlern egal ist, ob ihre Hunde Stammbäume haben oder nicht? Ich meine, wer bei Sportprüfungen starten will, muss doch Papiere vorweisen können, darum nimmt man eben einen Rassehund und keinen Mix, obwohl der vielleicht genauso gut wäre. Könnte doch sein, oder?

Grüsse
Monika L.

von Sabine S.(YCH) am 18. Juli 2001 08:46

: Hallo Sabine
:
: : Übrigens finden sich gerade in der Rettungshundeszene sehr, sehr viele Mischlinge, wesentlich mehr als in anderen Sparten des Hundesports (wobei ich die RH-Arbeit nur sehr bedingt zum Hundesport zähle).
:
: Kann das auch damit zusammenhängen, dass es den Rettungshundlern egal ist, ob ihre Hunde Stammbäume haben oder nicht? Ich meine, wer bei Sportprüfungen starten will, muss doch Papiere vorweisen können, darum nimmt man eben einen Rassehund und keinen Mix, obwohl der vielleicht genauso gut wäre. Könnte doch sein, oder?


Hallo Moni,

ich denke, es gibt viele Gründe für dieses Phänomen.
Der von Dir erwähnte Grund spielt sicher auch eine Rolle.

Manche sind auch der Überzeugung, daß Mischlinge gesünder und langlebiger sind (Heterosis-Effekt) und gerade in der RH-Arbeit sollte der Hund ja sehr belastbar sein.

Viele Rettungshundler sind auch, sagen wie mal, unorthodoxe Typen, denen Ahnentafeln, Pokale und Meisterschaften im klassischen Sinne piepegal sind und die auf ihren originell aussehenden, gut arbeitenden Mischling mindestens so stolz sind wie ein Schutzhundler auf seinen 0815/DSH aus edelster Leistungszucht.

Aber auch die Leute die RH-Sport betreiben, führen häufig Mischlinge.

Im übrigen gibt es auch in der RH-Arbeit bestimmte Mode-Rassen, wie in anderen Bereichen auch. Zur Zeit würde ich dazu den Border-Collie und den Aussie zählen (und auch Mischungen daraus), die sich wegen ihrer Wendigkeit und ihres geringen Gewichtes auf den Trümmern leicht tun.

Gruß
Sabine S.


von Gaby(YCH) am 18. Juli 2001 09:10

Hallo Cindy,

: : Aber ob die Nachkommen wirklich nach den Eltern geraten oder ob der Schuß nach hinten losgeht, kannst Du Dir wirklich selber aussuchen - und genauso sieht es mit der Verpaarung Berner Sennen/Retriever aus.

: Das kannst Du auch bei Spitzen-DSH X Spitzen-DSH nicht sagen, oder?
Natürlich nicht. Aber da kennst Du auch die Großeltern, Urgroßeltern, Geschwister, Halbgeschwister und kannst daher eine bessere Voraussage treffen.


Wenn ja, warum macht man dann immer so ein Gezeter um die richtige Verpaarung? Und warum ist die richtige Ausbildung und Förderung dann so wichtig? Wenn doch eh' alles in den Genen liegt? Warum kann eine Person einen Hund total verderben, und eine andere den gleichen Hund zu wirklich guten Leistungen bringen?

Sag mal, liest Du meine Beiträge nicht richtig oder was? Ich habe nie behauptet, das alles in den Genen liegt, im Gegenteil!
Aber aus einem Husky machst Du nunmal keinen Hütehund und aus einem Herdenschutzhund niemals einen Schlittenhund!
Aus einem Windhund niemals einen echten Spürhund, aus einem Labrador keinen Kampfhund (im Sinne von echten Kämpfen), aus einem DSH niemals einen reinen Sofahund, aus einem Border keinen Blindenhund usw.
Jeder Hund hat bestimmte Veranlagungen. Die zu fördern, liegt im Menschen. Aber der muß dazu erstmal was haben, was er fördern kann.

Und eine Selektion auf besonders ausgeprägte Anlagen kannst Du nunmal nicht machen, wenn Du nur die Eltern beurteilen kannst.
Das ist der Unterschied zwischen Mischling und Rassehund - es sei denn, Du kannst bei einem Mischling ebenfalls die Verwandschaft beurteilen.

: Und wie gesagt, die FCI-Gruppen in Ehren, aber!! nur weil eine Rasse einer Gruppe zugeteilt wurde, heisst das noch lange nicht, dass sie auch da rein gehört, und dass alles was man dieser Gruppe andichtet auch auf die jeweiligen Rassen zutrifft.

Na klasse - da kann man ja ruhig Pudel mit Mali kreuzen, weil beide Tiere so gut im Schutzdienst sind - da sind die Nachkommen bestimmt noch besser, nicht wahr?
Vorausgesetzt natürlich, sie kommen in die richtigen Hände - bei 10-15 Welpen bestimmt ganz einfach.

Ist auch klasse, wenn aus einer Verpaarung Berner Sennen/Retriever ein guter Rettungshund rauskommt - die anderen Hunde lassen wir dann als Schwund unterm Tisch fallen, es werden sich schon Liebhaber finden.

Kopfschüttelnde Grüße, Gaby

von Gaby(YCH) am 18. Juli 2001 09:13

Hallo Tina,

: Ich propagiere eigentlich gar keine Zucht, auch keine Mischlingszucht. Ich finde es nur arogant, wenn man bloss den FCI-Zuechtern Vernunft und Sachverstand zutraut.

Tue ich doch gar nicht. Habe ich irgendwo von FCI-Züchtern gesprochen? Die Dissidenz kann das bestimmt auch gut.
Aber Mischlinge züchten - wofür?


: Ich brauche auch nicht vom Sib. Husky auf die anderen 399 FCI-Rassen zu schliessen. Eine Freundin von mir hat in ganz wenigen Jahren 4 DSH gekauft, um mit Nr. 4 endlich einen Hund fuer den Schutzhundesport zu haben. Sie hat nun einfach noch einige gelenkkranke Hunde daheim plus entsprechende Tierarztkosten...

Gut, dann sind es schon 2 von über 400 FCI-anerkannten Rassen, die Du beurteilen kannst.

Grüße, Gaby

Hundeforum Login

  • Bitte geben Sie für die Anmeldung Ihren Teilnehmernamen und das Kennwort ein.
    Keinen Account? Jetzt Registrieren!





Aus dem Hundeforum Archiv

  • immer Hunger

    Hallo Heike, hab' bereits auf Deine andere Mail geantwortet, da ich diese übersehen hatte. Hast wohl ...

  • Liege ich so falsch?!

    Hallo, ich finde, Du hast recht. Meine HÜNDIN muß ähnlich viel einstecken. Seit geraumer Zeit brülle ...

  • Warum plötzlich Babyfell?

    Hallo Fred, Arnika- Globuli habe ich zufällig noch zu Hause. Die gab´s nämlich nach der Kastration. ...

  • Unterbringung eines Welpen

    Hallo Martin, Wir haben schon einige Welpen hinter uns und haben beste Erfahrungen mit einem ...

  • Vegetarisches Trockenfutter

    Hallo Thomas Bereits im März 99 hat Goran in diesem Forum unter dem Titel "Hund als Veganer" das ...

  • Hund schnappt zu

    : Hallo, : : Du hat recht, Labis sind eigentlich sehr friedliche Hunde. Allerdings muss man auch ...

Hundebilder aus dem Hundeforum

Aktive Hundebesitzer


Hundeforum Yorkie - Statistiken

Alle Hundeforen
Themen: 43.416, Beiträge: 285.516, Hundebesitzer: 11.389.
Neuester Hundebesitzer: Tierschutzverein Sehnde.

Aktuelles Hundeforum
Themen: 839, Beiträge: 11.885.

Startseite | Hundeforum | Hundefotos | Neueste Beiträge | | Registrieren