von Silvia(YCH) am 20. Januar 2002 15:17
Hallo Kirstin
: nachdem Barf hier im Forum immer wieder ein Thema ist, habe ich mich im Netz ein wenig zum Thema umgeschaut. Als erstes fällt mit auf, dass es immer wieder dieselben wenigen Artikel sind, die gebetsmühlenartig auf jeder "Barfer-Seite" wiederholt werden. Diese sind z.B. die Artikel von Silvia Dierauer (Die artgerechte Ernährung des Hundes) oder S. Simon (Zur Ernährung des Hundes).
Tja, da muss ich mich wirklich schuldig bekennen, mein Artikel erscheint wirklich auf vielen Homepages - aber er ist halt einfach gut ;-). Ich möchte nun mal niemanden enttäuschen und die Verwendung des Textes verbieten.
: Die Art und Weise, wie hier für Barf plädiert wird, ist mir zutiefst suspekt. Es werden Behauptungen in den Raum gestellt, jedoch keine Beweise - sprich nachprüfbare wissenschaftliche Untersuchungen - oder sonstige Quellenangaben gemacht. Ausnahme: ein über 60 Jahre alter Versuch an Katzen wird immer wieder gerne zitiert. Aber auch hierbei werden Aussagen gemacht, die mir in ihrer Absolutheit zweifelhaft erscheinen.
Die Wissenschaft: der aktellste Stand des Irrtums.
: Hier einige Aussagen der Barfer, die mir besonders aufstossen:
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: 1) Gekochte Nahrungsmittel sind völlig tot. Vitamine, Mineralien, Enzyme und Aminosäuren werden zerstört oder in einen unbrauchbaren Zustand
: verändert. (S.Simon)
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: Meine Frage dazu:Wie konnten ganze Generationen von Hunden mit Fefu Überleben? Wenn gekochte Nahrung absolut null Nährwert hat? Nach diesem Argument müsste jedes Lebewesen nach einigen Monaten Fefu gestorben sein.
Gekochte Nahrung verliert ca. 40% des Nährwertes. Sehr selten bekommen Hund ausschliesslich gekochte Nahrung, erstens haben sie in der Regel freien Auslauf und können sich draussen mit geringen Mengen an 'Rohkost' versorgen und zweitens geben sehr viele Hundebesitzer ihren Hund ab und zu mal was zwischendurch, dass eben nicht gekocht ist.
Und richtig ist, die Hunde überleben nur mit Fertigfutter, mehr nicht.
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: 2) Um sich auf Fertigfutter umzustellen hatte der Hund ca. 60 Jahre. In diesen 60 Jahren hat sich der allgemeine Gesundheitszustand unserer Hunde drastisch verschlechtert. Dieses hängt UNBEDINGT mit der schlechten Ernährung zusammen. (S: Simon)
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: Meine Frage: Beweise für diese These? Glaubwürdige wissenschaftliche Untersuchungen? Kann es nicht sein, dass der Gesundheitzustand der Hunde sich gar nicht verschlechtert hat, sondern ihm statt dessen mehr Aufmerksamkeit zuteil wird? Welcher Bauer gingvor 60 Jahren wegen anhaltenden Durchfalls seines Hundes monatelang zum Tierarzt (Ausnahmen bestätigen sicherlich die Regel)? Entweder der gewöhnliche Strassen-/Hofhund hats überlebt oder eben nicht.
Ja, sehr viele Hunde überlebten und wurden alt ohne tierärztliche Hilfe oder vielleicht gerade deshalb?
: 3)10 Jahre (1932-1942) prüfte Dr. Francis Pottenger in einem Experiment
: mit 900 Katzen die Notwendigkeit von roher Nahrung für Tiere. Er fand
: einen beträchtlichen Unterschied hinsichtlich Gesundheit von den
: Katzen, die mit ausschließlich gekochter Nahrung ernährt wurden und
: jenen, die rohe Nahrungsmittel bekamen. Die Katzen mit roher Nahrung
: gediehen prächtig und konnte gesunde Nachkommen zeugen. Die
: Katzen mit ausschließlich gekochter Nahrung zeigten immer stärkere
: Krankheitssymptome bis sie schließlich in der 3. Generation keine
: Nachkommen mehr produzieren konnten. (S.Dierauer)
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: Meine Frage: Welche Nahrung wurde gegeben? Wenn ich 10 Jahre Katzengruppe 1 mit rohem Fleisch ernähre und Gruppe 2 mit gekochten Karotten kann ich mir vorstellen, dass Gruppe 1 gesünder ist. Kurz gesagt: unter welchen Bedingungen wurde dieses Experiment durchgeführt?
: Wie aussagefähig ist es?
: Auch hier wieder der Verweis auf Generationen von Katzen, die ausschließlich mit (gekochtem)DoFu ernährt werden und sich prächtig vermehren (fragt mal im nächsten Tierheim nach, ob wir uns über die Vermehrungsfähigkeiten bei Katzen Sorgen machen müssen).
Gruppe 1: rohes Fleisch, Lebertran und rohe Milch
Gruppe 2: gekochtes Fleisch und gekochte Milch (Lebertran weiss ich nicht mehr).
: 4)In den USA sehen sich die Gesundheitsbehörden jedes Jahr mit 80 Mio. Fällen von Nahrungsmittelvergiftung konfrontiert, von denen 9000 tödlich verlaufen! Ein guter Teil dieser Vergiftungen rührt von den Hamburgern her, die gefährliche Salmonellenerkrankungen verursachen können. Die Herkunft dieser tödlichen Epidemien wird wie folgt erklärt. Hühnerkot, der als Protein-Lieferant in der Ernährung der Rinder, deren Fleisch für die Herstellung der Hamburger dienen soll, verwendet wird. (S.Dierauer)
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: Meine Frage: Was hat denn das mit Hundefutter zu tun? Besonders, wo doch Hunde nach Aussagen der Barfer für Salmonellen überhaupt nicht anfällig sind? Und wer bestätigt die Anzahl von 8o Millionen (!) Nahrungsmittelvergiftungen? Bei 255,16 Mio. Einwohnern (Brockhaus, 1998) wäre somit jählich jeder dritte Einwohner (genauer: jeder 3,1895te)von einer Nahrungsmittelvergiftung befallen. Man sagt ja, die USA wären das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, aber diese Möglichkeit kann ich mir nur schwer vorstellen.
Quelle: Orrizzonte, ein Magazin gegen Tierversuche
Wenn schon bei Tieren, die für den menschlichen Verzehr dienen, solche Schweinereien gefüttert werden, was wird da wohl im Fertigfutter landen?
: 5) In Amerika, die seit 60 Jahren Fertigfutter kennen, ist Krebs die Todesursache Nr. 1 bei Hunden. (S.Dierauer)
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: Meine Frage: "Eine hohe Sterblichkeit an Krebs ist keine Schande für ein Land und sein Gesundheitswesen, sie ist eher als ein Kompliment zu sehen - je mehr Menschen in einer Gegend dieser Erde an Krebs sterben, desto besser ist dort in aller Regel die Umwelt und die medizinische Versorgung. ...... Und je höher die Lebenserwartung, desto höher auch die Krebsmortalität."
: Zitiert aus: Lexikon der populären Irrtümer von Walter Krämer und Götz Trenkler; Piper Verlag München, 7.Auflage 1999, S. 217 f
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: Dort wird auch ausführlich erklärt und dargelegt, warum das so ist. Eigentlich logisch, aber wem es nicht einleuchtet, der kann es gerne nachlesen.
Das ist ein Witz oder? Ich kann mir nicht vorstellen, dass es ein Vorzug sein kann, dass wir an Krebs sterben und ich spreche hier nicht vom Alterskrebs, sondern von Kindern und Erwachsenen in den besten Jahren. Wenn ein Hund mit 15 oder mehr Jahren Krebs bekommt, dann ist das wohl was anderes, als wenn er es mit 1 oder 2 Jahren bereits hat.
: Ich könnte also in Bezug auf Fefu genau andersrum als die Barfer argumentieren: Mit Fefu ernährt man seinen Hund so gesund, dass er nicht mit 5 Jahren an Mangelerscheinungen stirbt, sondern gute Chancen hat, recht alt zu werden und als Folge dessen evtl. an Krebs zu sterben. - Das war jetzt allerdings nicht ganz ernst gemeint, sondern es war die gleiche, platte "Arumentation", die hinter den Aussagen der Barf-Befürworter steht.
Viel anderes bietet die Fefu-Industrie auch nicht. Warum sollte ein Barf-Hund Mangelerscheinungen bekommen, das Gegenteil ist wohl eher der Fall. Soviele Nährstoffe wie in roher Nahrung drin sind, bringt man gar nicht in ein FeFu rein.
: Ich möchte hier niemandem zum Nicht-Barfen bekehren; es soll jeder seinen Hund ernähren, wie er es für richtig hält. Ich lehne Barf auch nicht prinzipiell ab, dazu kenne ich es zu wenig. Aber ich lehne die Art und Weise ab, mit der für Barf plädiert wird: nämlich mit pauschalen Behauptungen, die unbewiesen in den Raum gestellt werden.
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: Wenn jemand unter Euch Fakten, Zahlen, Statistiken, ordnungsgemäße wissenschaftliche Untersuchungen zum Thema Barf hat: immer her damit. Denn wie ich im Titel dieses threads angedeutet habe, habe ich bei den Barfer-Seiten nichts dergleichen gefunden. Einzelfalldarlegungen nach dem Motto "Das Fell/die Zähne meines Hundes ist jetzt viel schöner", etc. sind übrigens keine wissenschaftlich fundierten Beweise.
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: Liebe Barfer, fühlt Euch nicht auf den Schlips getreten, sondern herausgefordert, mich mit Fakten zu informieren.
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: Viele Grüße,
: Kerstin Hk
Wenn 100 oder 1000 Hunde (es sind natürlich viel mehr) nach der Umstellung schöneres Fell, keinen Hundegeruch, keine oder weniger Krankheitssymtome, keinen Zahnstein, Durchfall, Erbrechen oder keine Allergie mehr haben, sich schmerzfreier bewegen können und mit mehr Vitalität durchs Leben gehen können, dann brauche ich persönlich keine wissenschaftliche Beweise, das ist mir Beweis genug. Ich brauche keine Leute in weissen Kittel, die mir sagen, was gut ist und was nicht, das finde ich lieber selbst heraus und ich verlasse mich lieber auf Leute, die mit bestimmten Mittel gute Erfahrungen gemacht haben, als dass ich mich auf eine Studie verlasse, die von weiss wem finanziert und beinflusst wurde.
Selbstverständlich sind jedem (oder fast jedem) Tierarzt und sicher jedem Futtermittelverkäufer Leute suspekt, die selbst denken und herausfinden, dass der ganze Käse, der von der Wissenschaft erzählt wird, gar nicht stimmt.
Viele Grüsse
Silvia Dierauer