Hallo Chris,
was erwartet Ihr von einem guten Züchter? Daß er versucht, möglichst den "optimalen" Hund zu züchten (= gesund, wesensfest, leistungsfähig)? Oder daß er Hunde "sammelt" und mit dem "Material" züchtet, daß er zufälligerweise gerade hat, egal wie diese Hunde sind und welche Mängel sie haben? Letzteres fällt für mich unter die Rubrik "Vermehren" und nicht "Züchten" und leider gibt es sehr viele "Züchter", die eigentlich nur vermehren, weil sie sich nicht dazu entschließen können, ihre Zuchttiere zu selektieren. Wer ernsthaft züchtet und sich dabei einen kleinen, aber feinen Zuchtstamm aufbauen möchte, kann nicht jeden Hund, den er aufzieht, behalten! Nicht, wenn er sich weiterhin sorgfältig um jeden seiner Hunde kümmern will und nur mit wirklich guten Hunden weiterzüchten möchte. Für mich ist kein Züchter, wer Hunde sammelt und diese dann nicht mehr rassegerecht halten und ausbilden kann. Für mich ist auch kein Züchter, wer eine Hündin belegen läßt, weil er sie zufälligerweise bestitz.
: "7 Monate alte Hündin an Liebhaber oder Hundesportler zu verkaufen.
Dem entnehme ich, daß es sich bei der Hündin um einen Abkömmling einer Gebrauchshunderasse handelt. Diese Hündin braucht in den nächsten Jahren einen Besitzer, der sich intensiv mit ihr beschäftigt, sie ausbildet und mental und körperlich auslastet. Kann das ein Züchter, der noch die Mutterhündin besitzt, die ebenfalls ausgelastet und gearbeitet werden möchte, wenn er diese junge Hündin "so nebenbei" weiter behält und für die Zucht eine weitere Hündin ankauft oder aufzieht? Sorry, ich könnte das nicht, nebenbei muß man ja auch noch die Brötchen verdienen und die Hundekekse und dann gibt's da noch so ein bisschen Haushalt und Familie....
: Leider müssen wir xy auf Grund dessen, dass sie sich einen Zahn während unseres Urlaubes ausgebrochen hat, verkaufen.
Durchaus kein vorgeschobener Grund! Z.B. Beim Rottweiler erhält ein Hund keine Zuchtzulassung, wenn er sich einen Zahn abbricht. Auch die Substanz und Festigkeit der Zähne ist ein Zuchtkriterium und ich persönlich würde mit einer Hündin, die sich mit einem halben Jahr einen Zahn abbricht, auch nicht züchten, obwohl das bei meiner Rasse möglich wäre (Kathi hat's beschrieben, Röntgenaufnahme, Gutachten usw. ...).
: xy ist eine sehr schöne, große kräftige Hündin mit hoher Leistungsbereitschaft und guter Nase. Sie hat sich ideal in die Familie integriert und zeigt ein sehr gutes Wesen. Da sie aus dem oben genannten Grund für uns zur Zucht nicht mehr verwendet werden darf, möchten wir sie nur in sehr gute Hände möglichst mit Familienanschluss geben.
Hier wird doch deutlich, was für Interessenten der Züchter sucht: Jemanden, der die Hündin ausbilden und auslasten will, aber in der Familie hält und nicht als Sportgerät im Zwinger versauern läßt. Dieser Züchter scheint zu wissen, daß er der Hündin nicht gerecht werden kann, wenn er sie neben seinen Zuchthunden behält. Mal ehrlich, wo hätte es die Hündin besser: Als Einzelhund in einer Familie, in der ausreichend auf ihren Aktivitäts- und Arbeitsdrang eingegangen werden kann, oder als dritter oder vierter Hund beim Züchter, der seine Freizeit unter seinen Hunden aufteilen muß (wobei die Zuchttiere in Haltung und Ausbildung einen Großteil der Zeit beanspruchen, sie MÜSSEN z.B. ausgebildet werden für die Zuchtzulassungen, da würde die Hündin, die sowieso nicht zuchttauglich ist, wohl immer nur drankommen, wenn noch Zeit dafür ist).
: Die Hündin ist unkupiert und zu einem fairen Preis von 1100 DM abzugeben. Gegebenenfalls kann sie gegen ein kleines Entgeld gebracht werden.
Da ich davon ausgehe, daß es sich um einen Rottweiler handelt (wegen dem Zahn und dem "unkupiert"
, wird die Hündin weit unter Welpenpreis abgegeben. Mit den 1100 DM hat der Züchter nicht oder gerade mal seine Unkosten gedeckt. Jeder, der einen Rottweiler als Familien- und Sporthund sucht und keine Zuchtambitionen hat, kann sich nach so einer Hündin die Finger lecken. Sie ist nicht mehr so eine "Wundertüte" wie ein Welpe, gesundheitlich und wesensmäßig gesehen, sondern schon eine kleine Persönlichkeit, bei der man erkennen kann, ob sie zu einem paßt oder nicht. Der Preis ist absolut fair, würde der Züchter die Hündin als Haushund nach USA verkaufen bekäme er warscheinlich mehr dafür.
: chris, der seine Freunde nie verkaufen würde.
Seine Freudne verkauft man auch nicht. Aber als Züchter mußt Du trennen können. Viele Züchter behalten ihre alten Zuchttiere und füttern, pflegen und umsorgen sie bis an deren Lebensende. Nur kannst Du einfach nicht alles an Jungtieren behalten, was Du selbst aufziehst, das ist schlichtweg unmöglich, wenn Du wirklich auf gesunde und leistungsfähige Zuchttiere hin selektieren willst. Zu einem Zuchthund gehört mehr als daß er vier Beine hat und bellen kann. Das ist ja auch ein Grund, warum viele Leute mit dem Züchten gar nicht erst anfangen, oder aber nach dem ersten Wurf wieder damit aufhören (weil sie dann plötzlich fünf Hunde haben statt zwei). Gott sein Dank gibt es neben dem Alter von 8 Wochen noch weitere Phasen, in denen sich Junghunde gut in eine neue Familie integrieren, z.B. das Alter, in dem die betreffende Hündin gerade ist, oder auch 12 bis 14 Monate (in dem Alter trennen sich Jungwölfe oft vom Rudel).
Züchten ist schwierig! Damit meine ich nicht nur die wirklich zuchtrelevanten Dinge und das notwendige "Auge" für den Hund und die Genetik, sondern auch den Umstand, immer nur das Beste vom Besten für die Zucht wählen zu müssen. Denn auch wenn ein Züchter sich von einem solchen Hund trennt, heißt das noch lange nicht, daß er ihn nicht mag bzw. ihn auf Teufel komm raus einfach loswerden will. Vielleicht trennt er sich von ihm, gerade weil er ihn mag und weiß, daß er diesem Hund nicht voll gerecht werden kann...
Viele Grüße
Antje