von Antje(YCH) am 22. Oktober 2001 11:02
Hallo Johanna,
: Wenn die Menschen den Leinenruck so wie du es beschrieben hast
: anwenden würden, wäre er immer noch durch bessere Mittel zu ersetzen.
Bisher habe ich nirgends beschrieben, wie ich einen "Leinenruck" anwende, wo soll das denn stehen? Ist doch immer situationsabhängig. Gestern habe ich z.B. meine junge Schäferhündin beim Stellen und Verbellen in die richtige Position gebracht, mit Zupfen am 4 cm breiten Halsband und der langen Leine, rein physikalisch (Druck erzeugt Gegendruck, d.h. ein Lebewesen bewegt sich von dem Ort fort, zu dem man es zu ziehen oder drücken versucht). Der Hund tendiert gegen den Zug weg in die gewünschte Richtung. In der richtigen Stellung angekommen wird er, frei bellend, bestätigt? Kann mir kaum vorstellen, daß mein Hund davon einen psychischen Schaden erleidet...
: Leider tun sie es nicht. Du wirst mir doch zustimmen, daß die meisten,
: dich wahrscheinlich eingeschlossen nicht nur einen einzigen Ruck
: brauchen um ein bestimmtes Verhalten ein Leben lang zu unterdrücken.
Hier wende ich das Zupfen an, umd en hund in die richtige Position vor dem Helfer zu bringen. Hat der Hund das gleich geschnallt, brauchst Du es nur ein-, zwei- oder dreimal machen. Ansonsten bemühe ich mich, sämtliche Einwirkungen so zu geben, daß sie Sinn haben und nicht wiederholt werden müssen. Für mich gibt es nix schlimmeres als andauerndes Zuppeln am Halsband eines Hundes.
: Die Geschichte mit dem Kraulen auf Enfernung ist wirklich quatsch! Tut
: mir leid, das glaube ich nicht. Es ist nicht mehr als schönrederei und
: ich laß mich von Vielem überzeugen, aber nicht von so einem Unsinn.
Komm vorbei, meine Hündin wird Dich eines besseren belehren. Immer, wenn ich so ein Reizstromgerät an meinem Ellbogen anwende, kommt sie, schubst radikal ihren Kopf unter die Kontakte und schubbert sich so daran entlang, daß die Elektroden auf ihrem Rücken sind. Dann schubbert und stemmt sie sich minutenlang dagegen. Das ganze auf Stufe 10 bis 12.
: Man hat es nicht nötig den Hund auf Entfernung zu kraulen, denn wenn
: das stimmen würde, daß der Hund es als angenehm empfindet, würde ich
: damit ja unterstützen, daß der Hund sich auf Enfernung seine
: Streicheleinheiten holt. Wozu soll er dann noch zu mir kommen? Ist
: doch absolut contraproduktiv.
Wieso? Ich habe es im Obedience gesehen, bei den Stellungswechseln auf Entfernung. Hatte dabei das Gefühl, daß es der Betreffende Hund sichtlich genossen hat. Und da ich weiß, wie gerne sich meine Hündin daran schubbert (s.o., auch mir ist das Gerät ja nicht unangenehm), kann ich nachvollziehen, wie einfach eine positive Konditionierung damit sein kann.
: Wozu muß ich überhaupt mit einem Hund auf 800 Meter entfernung
: arbeiten, wenn ich nicht gerade Schäfer bin? Und die haben auch keine
: E-geräte benutzt.
Zum ersten Satz: Das muß jedem selbst überlassen bleiben. Zum 2. Satz: LACH !!! (Bei uns geben die Sammelbestellungen über die Schäfervereinigung auf...)
: Auch die Jäger haben es komischerweise geschafft die Hunde zum
: Apportieren zu bringen ohne E-gerät.
Wir haben zwei Jagdverbönde hier un unserer Gegend und die arbeiten alle mit den Geräten... Und in den USA geht kein Hund mehr ohne E-Reizgerät auf die Jagd, nicht nur während der Ausbildung, alleine schon um die Hunde "schlangenrein" zu machen.
: Es gibt jedoch auch Schäferhunschläge, die ganz bewußt auf Schärfe und
: aggression selektiert worden sind.
Sorry, aber für die Zucht von Schäferhunden gibt es klare Richtlinien, welche Eigenschaften erwünscht sind und welche nicht. Der Begriff "Schärfe", wie er heute definiert wird, ist antiquiert und trifft nicht mehr zu. Das, was man heute als "Schärfe" bezeichnet, ist eher ein Wesensmangel, der durch härtere Selektion auf Leistung ausgemerzt werden sollte.
: Du kannst mir nicht erzählen, daß diese Hunde alle Polizeihund
: geworden sind.
Nein, gerade werden es nicht...
: Außerdem kommt noch hinzu, daß es, wenn man nur wollte andere
: Testmethoden gäbe, um geistige und körperliche Fitnes des Hundes
: feststellen zu können.
Welche denn? Schlaue Leute haben sich darüber lange die Käpfe zerbrochen und selbst Frau Prof. Dr. F.-P. ist zu dem Schluß gekommen, daß die Schutzhundeausbildung nicht durch andere Mechanismen in der Zuchtselektion ersetzt werden kann (und den Hunden auch nicht schadet).
: Was ist außerdem mit Fragen, wie soziale Kompetenz des Hundes in Bezug
: auf Hunde und Menschen, Umweltbelastbarkeit, Geräuschempfindlichkeit,
: nicht zum Schluß Gesundheit, wo sind diese Merkmale bei der Zucht des
: dsh geblieben? Sie wurden wenn überhaupt dann nur am Rande beachtet,
: vor lauter Schhs-prüferei.
Nein, gerade diese Dinge überprüfe ich doch im Verlauf der Ausbildung. Und in gesundheitlicher Hinsicht ist kein Zuchttier wertvoller als eines, das im SchH- oder Ringsport alt geworden ist. EINMAL ein Wesensmangel in einer Prüfung (z.B. Schußscheue) und der betreffende hund macht keinePprüfung mehr und geht auch nicht mehr in die Zucht. Und ein Hund, der auf größeren Veranstaltungen startet, muß Nerven haben wie Drahtseile, auch in sozialer Hinsicht, sonst kommst Du auf keinen grünen Zweig). Hier hast Du eien population, auß der Du Deine Zuchtpartner auswählen kannst, von denen, die nur auf der Couch liegen, weißt Du in Bezug auf körperliche und mentale Belastbarkeit sowie Wesensveranlagung recht wenig.
: Es ist nur eine Seite der Medalie, daß eine durchschnittsfamilie mit
: einem Schäfer aus einer Arbeitslinie nicht umgehen kann, es ist aber
: nicht nötig es den Menschen besonders schwer zu machen, in dem man
: übernervöse, hyperaktive, sehr reizbare Hunde züchtet, die dafür einen
: ganz tollen Beutetrieb haben.
Zeig mir einen übernervösen, hyperaktiven leicht reizbaren Hund, der einen brauchbaren Dienst- und Sporthund abgibt. Ich habe noch keinen gesehen...
Viele Grüße
Antje