Hallo Danni!
: Nun - ich hab ja - wie viele wissen - eine Schäferhündin.
dito: Connie, grau-gewolkt, 7 Jahre alt.
: WAS sind für euch rassetypische Eigenschaften beim DSH?
Da gehen bei mir Wunsch und Tatsache in einigen Punkten (nicht in allen) leider meilenweit auseinander...
Connie ist hibbelig, sehr leicht ablenkbar, unsicher bis nervös, teilweise schreckhaft - dies alles versucht sie durch "grosse Klappe" zu kompensieren.
Sie lernt allerdings recht schnell und ist sehr sensibel, auch auf Stimmung, äusserer Einflüsse etc. Sie kann sehr heftig und grob sein - aber genauso "liebevoll" und vorsichtig.
Meine Vorstellung vom DSH wäre (habe ich aber leider bisher selbst nur ganz selten erlebt): souverän, ruhig gelassen - auch in "Ausnahmesituationen". Das, was in den Rasseportraits als "überschäumendes Temperament" erwähnt wird, sollte - meiner Meinung nach - zugunsten der Alltagstauglichkeit evtl. geringer ausfallen.
Hier werden die Hundesportler aber sicher nach anderen Kriterien werten.
: Ich hab viel von Mut, leichter Erziehbarkeit, Nervenstärke etc. gelesen, trotzdem sind diese Merkmale bei fast allen DSH, die ich kenne, sehr verschieden stark ausgeprägt.
Ist auch meine bisherige Erfahrung.
: Von der Wichtigkeit der Erziehung und der Prägungsphase sehe ich hier mal ab.
So, und hier setzt mein grosses ABER ein:
Genau DAS ist so wichtig beim Beurteilen der einzelnen Hunde.
Ich kenne einen "rappeligen" DSH, der seinen Bewegungsdrang 1 bis 2 mal pro Woche auf einem Hundeplatz ausleben "darf" und ansonsten allein im Zwinger hockt, bellt, nervt, als bissig gilt, Kinder "nicht mag" - wie wäre der wohl bei anderer Haltung geworden?
Meine Hündin ist im Zwinger aufgewachsen und hat bis zu ihrem 13. Lebensmonat nur diesen (von innen) gesehen. Was wäre aus ihr wohl geworden, wäre sie "ordentlich" sozialisiert, geprägt und aufgezogen worden?
Ein mir bekanntes DSH-Pärchen, die beide noch keinen Hundeplatz gesehen haben, die ruhig und gelassen beim TA hocken, Frauchens Tasche tragen, sich mit Hund und Katz verstehen, auf leisen Wink und Fingerzeig reagieren, auch wenn's noch so trubelig ist - was wäre aus denen geworden, wenn... - Du kannst das beliebig fortsetzen.
Meiner Ansicht nach spielt (v.a. beim DSH, da sitzen zu viele als "Sportgerät" im Zwinger und werden nach Bedarf "bedient"
gerade Aufzucht, Prägung und Haltung eine grosse Rolle bei der Einschätzung der Charakter- oder Wesenszüge.
Und jemand, der seinen Hund ausschliesslich im Sport führt, dabei Wert legt auf "überschäumendes" Temperament, festen Griff, "Schneid" oder wie auch immer man das alles nennt, misst den Hund nach anderen Masstäben und setzt anderes voraus, als ich dies z.B. tue.
Was ich am DSH sehr liebe, ist dieses offene Gesicht: keine Haare vor den Augen, Stehohren, eben sehr leicht zu lesen, ebenfalls die Körperhaltung. Und diese ausgeprägte Mimik - untermalt mit verschiedensten Tönen und Geräuschen - ist für mich auch typisch DSH. Und ich finde es grossartig, dass diese Hunde so vielseitig und deshalb u.U. auch so anspruchsvoll in der Beschäftigung sind. Dem muss aber Rechnung getragen werden, denn ein unterbeschäftigter Hund (jeder Rasse) ist eine Landplage und kann gefährlich werden - für sich und/oder seine Umwelt.
An meine Connie bin ich nur durch Zufall geraten - ich wollte nie einen DSH. Das waren für mich die Ketten- und Zwingerhunde, die Hunde bei der Polizei, die bissigen, die gefährlichen... etc.
Und mittlerweile möchte ich keinen anderen mehr - die anderen Hundebesitzer mögen mir das verzeihen :-)
Liebe Grüsse
heidrun+C