Schutzhundevereine Teil II :: Hundesport & Freizeit mit Hund

Schutzhundevereine Teil II

von Attila(YCH) am 19. September 2000 18:58

Hallo Gaby,

: Ich mache Schutzhundesport und finde meinen Verein eigentlich ganz in Ordnung.

Ich habe nichts gegen Schutzhundesport - im Gegenteil! Ich suche ja händeringend einen Verein, wo ich mit meinem Schäferhund arbeiten kann!

: Fakt ist, daß ein Hund durch positive und negative Verstärkung lernt; erwünschte Handlungen werden gelobt, unerwünschte bestraft...

Nun, von "bestrafen" würde ich seit Mosts Abrichtelehre nicht mehr sprechen - "verleiden" wäre der richtige Ausdruck. Verleiden hat mit Strafe bekanntlich wenig zu tun; der Hund wird vielmehr konditioniert, im eigenen Interesse bestimmte Verhaltensweisen zu unterlassen. Er wird aber nicht für ein Fehlverhalten "bestraft".

: Im Wolfsrudel "kloppen" sich die einzelnen Tiere bei Meinungsverschiedenheiten auch, also ist Schmerz (hier ein Knuff, ein Schütteln des Junghundes oder ein Zwicker) nichts, was für den Hund absolut fremd ist. Igel haben Stacheln - der Hund lernt höchst effektiv, daß er solche Tiere nicht beißen "darf". Allerdings fällt es glaube ich jedem hier schwer, seinem Hund wehzutun.

Das mit dem Wolfsrudel wird oft angeführt. Roger Mugford ('Hundeerziehung 2000') hat aufgezeigt, daß die strenge und gewaltgesteuerte Hierarchie des Wolfsrudels vor allem an Wölfen in Gefangenschaft beobachtet wurde. Das Rangordnungsverhalten freilebender Wölfe ist seiner Meinung nachwesentlich lockerer und liebevoller strukturiert. Mugford spricht sogar von einem "wissenschaftlichen Aberglauben über die wahre Natur der hundlichen Gesellschaft".

Dazu Thomas Baumann ('Neue Wege der Polizeihundeausbildung'): "Die Folgen dieser Denkweise prägen heute erschreckend viele Beziehungen zwischen Hundehalter und Hund. Bereits in den ersten Lebensmonaten wird gesundes Triebverhalten mit Aggression verwechselt und durch teilweise brutales und überhartes Vorgehen unterbunden. [...] Unerwünschtes Verhalten des Hundes wird generell durch körperliche Züchtigung [...] bestraft."

Kurzum, das Gerücht vom rauhen Leben im Wolfsdrudel ist immer wieder strapaziert worden, um Hunden Leid zuzufügen. Ich für meine Person komme für gewöhnlich ohne "Knuff", "Schütteln" und "Zwicken" aus - aber ich bin Autodidakt und "kann" einfach nichts wissen, während ein Hinterhofausbilder, der für die Grundausbildung (!) bereits Starkzwang benötigt, die Weisheit natürlich mit Löffeln gefressen hat. Wenn ich in einen Verein gehe, erwarte ich (hoffe ich zumindest) Methoden zu erlernen, die über meine selbst erarbeiteten Fertigkeiten hinausweisen. Einen Hund zu Boden zerren kann doch jeder Grobian (aber nicht jeder Hund duldet das *ggg*).

: Es gibt Brüll- und Hau-Vereine, gar keine Frage - aber man darf nicht hergehen und jede Einwirkung auf den Hund verurteilen. Ein Ruck an der Leine oder ein hartes Wort ist manchmal unvermeidlich, denn nur so kann ich dem Hund begreiflich machen, daß er etwas falsch gemacht hat.

Zweifellos. Ich muß natürlich das erwünschte Verhalten irgendwie initiieren. Aber das hat nichts mit Zwang zu tun. Die Stimme ist ein ausgezeichnetes Korrekturmittel. Wenn ich immer brülle, nehme ich mir jede Möglichkeit zur Differenzierung. Und wenn immer nur gebrüllt und geruckt wird, ist der Ausbilder unfähig, die Teilnehmer aber sind unkritisch und in Wahrheit auch uninteressiert.

: Wir können nur die Grundlagen vermitteln und bieten halt für die Prüfung die Fortgeschrittenen-Gruppe an - Nur kann kein Mensch von uns erwarten, daß wir alle Freizeit investieren, wenn der Besitzer selbst nicht das Erlernte auch außerhalb der Kurse übt. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen....

Ganz klar. Ich erwähnte das Pärchen mit dem jungen Schäferhund. Ein Blinder hätte gesehen, daß die außerhalb der Übungsstunden nichts mit dem Hund machen. Da wird das Tier dann fast zwei Stunden (viel zu lang übrigens für Jungtiere) durch den Kurs gezerrt, und nichts stimmt. Wenn dieser Hund den Kurs übersteht und nicht Schaden an seiner Seele nimmt, sollte es mich wundern.

Gruß, Attila

von Attila(YCH) am 19. September 2000 19:23


: Ich weiß nicht, wieviel Ausbidlungserfahrung Attila schon hat...

Hallo Inge,

das kann ich Dir sagen. Ich bin mit Hunden aufgewachsen: Münsterländer, Irish Setter, Golden Retriever und ein ziemlich tüchtiger und witziger Schäferhund-Husky-Mix waren (nacheinander) unsere Hausgenossen. Mein Wunsch war aber immer, einen Schäferhund zu haben. Als Zwanzigjähriger bekam ich den dann endlich. Mit ihm habe ich auch "Hundesport" gemacht, nach Methoden, die damals gang und gäbe waren. Es war normal, daß der Hund im Zwinger lebte und sich nur auf dem Platz - in jenem Rahmen, der ihm gesetzt wurde - ausleben durfte. Der Hund war andere Hunde praktisch nur aus der Ferne gewöhnt. An der Leine führte er sich auf wie ein Irrwisch, wenn er andere Hunde sah. Als junger Bursche übernahm ich, ohne weitere Fragen zu stellen, die Einstellung der "Vereinskameraden" zum Hund, und mein Hund war für mich nie der Kamerad, der er hätte sein können. Er ist dann, als ich studienhalber die Stadt wechselte, bei meinen Eltern geblieben.

Vor ein paar Jahren begann ich mich wieder für Hunde zu interessieren, aber da ich nicht die richtige Wohnung hatte, um einen Hund zu halten, begnügte ich mich zunächst damit, mir Hundebücher zuzulegen und sie zu studieren. Habe ich mich in ein Thma verbissen, bin ich immer sehe gründlich. Als ich dann vor zwei Jahren endlich die richtige Wohnung und den richtigen Hund fand, war eine Zwangsausbildung, wie ich sie kannte, bereits kein Thema mehr für mich. Ich habe meinen Schäferhund, den ich als erwachsenen, zweijährigen Rüden bekam und der völlig verwildert war, ohne Hilfe von Hundevereinen und professionellen Ausbildern erzogen, und das ist mir auch ganz gut gelungen - ohne Gezerre, Gebrüll, Stachelshalsband (mein Hund trug eins, als ich ihn bekam - das habe ich ihm als erstes abgenommen) und ähnliche Marterwerkzeuge. Er ist anhänglich, freundlich und selbstbewußt - schlechte Behandlung läßt er sich nicht gefallen. Ich bin also, wie Du siehst, Autodidakt. Und das werde ich so lange bleiben, bis mir ein guter Hundetrainer über den Weg läuft. Hoffentlich passiert das noch in diesem Leben.

Viele Grüße, Attila

von Matthias(YCH) am 19. September 2000 20:03

Hallo Attila!

Über die Ausbildung von Hunden läßt sich ja wirklich gut streiten....

Ich versteh den Schutzdienst nicht, er ist mir auch ehrlich gesagt zuwider, WEIL:

ich den Sinnund Zweck nicht verstehe, warum man einem Hund, der wohl nie Verbrecher jagen wird, beibringen muß in einen Arm zu beißen und dies auch noch unter dem Einfluß von Stockschlägen , das wohl kaum als Lob sondern zur Abhärtung

Weil ich die Erziehungsmethode mit Stachelhalsband und Teletakt verabscheue

Weil ich bescheuertes Gebrülle auf Hundeplätzen ablehne


-ich habe nur einen Verein gesehen und schere wohl jetzt alle über einen Kamm ..blabla

NEIN, aber:
allein das Übungsziel finde ich einfach nur bescheuert! Ich weiß nicht warum die guten Schutzhundler, die gibt es - wär ja auch schlimm wenn nicht *gg - ihre Energie in solch eine Schwachsinnsausbildung stecken, die grade in der jetzigen Zeit wohl mehr als unangebracht ist!

Tja - alles halt ein wenig konservativ - schade, daß denen nichts neues als Ausbildung einfällt *fg*

Das war jetzt alles ein wenig scharf ausgedrückt, aber warum um den heißen Brei herumreden?

Und warum kommst Du dann auf den Schutzdienst???? Ist das Angebot, was die Hundeausbildung angeht, so schmal???
Ist AUSBILDUNG (denn immer noch) = SCHUTZDIENST?


von tina(YCH) am 19. September 2000 20:10

: Hallo Attila!
:
: Über die Ausbildung von Hunden läßt sich ja wirklich gut streiten....
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: Ich versteh den Schutzdienst nicht, er ist mir auch ehrlich gesagt zuwider, WEIL:
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: ich den Sinnund Zweck nicht verstehe, warum man einem Hund, der wohl nie Verbrecher jagen wird, beibringen muß in einen Arm zu beißen und dies auch noch unter dem Einfluß von Stockschlägen , das wohl kaum als Lob sondern zur Abhärtung
:
: Weil ich die Erziehungsmethode mit Stachelhalsband und Teletakt verabscheue
:
: Weil ich bescheuertes Gebrülle auf Hundeplätzen ablehne
:
:

Ich verstehe Deine Meldung wirklich nicht. Es geht hier um die Qualität der Vereine, und wenn Du überhaupt nichts von diesem Sport verstehst, wie o. g. Statement beweist, melde Dich doch bitte bei Themen, bei denen Du mitreden kannst. Die Auswahl ist hier groß genug.

tina

von Attila(YCH) am 19. September 2000 21:18

Hallo Matthias,

wie Du meinem Posting entnommen haben wirst, geht es mir nicht um die Frage: "Schutzdienst, ja oder nein?", sondern um die Frage: "Hundevereine - gut oder schlecht?", um nichts anderes. Gute und schlechte Ausbildung gibt es in allen Sparten des Hundesports.

: Ich versteh den Schutzdienst nicht, er ist mir auch ehrlich gesagt zuwider, WEIL:
: ich den Sinnund Zweck nicht verstehe, warum man einem Hund, der wohl nie Verbrecher jagen wird, beibringen muß in einen Arm zu beißen und dies auch noch unter dem Einfluß von Stockschlägen , das wohl kaum als Lob sondern zur Abhärtung

Wenn Du den Schutzdienst nicht verstehst, warum äußerst Du Dich dann in dieser Weise? Hundesport hat unter anderem auch die Aufgabe, den Hund zu beschäftigen, d. h. seine natürlichen Anlagen und Fertigkeiten, die er als schokoladefressender Sofahund schwerlich nutzen kann, zu fördern und in die "richtigen" (menschenfreundlichen) Bahnen zu lenken. Dazu gehören nun einmal auch die Aggressionen des Hundes - ein Hund ohne Aggression ist kein Hund. Der Schutzdienst läßt ihn die Aggressivität einserseits ausleben, macht sie anderseits aber auch berechenbar. Das hat nichts mit Verbrecherjagd zu tun, sondern mit Beutespiel. Der Hund ist eben nicht nur ein liebes Kuscheltier, und mit in dieser Weise mißverstandenen Hunden passieren die meisten Unfälle - und nicht mit Schutzhunden.
:
: Weil ich die Erziehungsmethode mit Stachelhalsband und Teletakt verabscheue
: Weil ich bescheuertes Gebrülle auf Hundeplätzen ablehne

Ich auch. Aber was hat das mit Schutzdienst zu tun? Es gibt im Agility-Bereich und im THS ebenfalls Brüllaffen und Teletakt-Mißbraucher - eben immer da, wo es um Punkte, Prüfungen und menschliche Eitelkeit geht. Das ist nicht auf den Schutzdienst beschränkt. Was ich andeuten wollte ist, daß auf vielen Hundeplätzen anscheinend schon in der Unterordnung, in der Basisausbildung, mit Starkzwang gearbeitet wird, wenn an Schutzdienst überhaupt noch niemand denkt. Ein verqueres Bild von Hundeerziehung geistert immer noch durch die Köpfe.

Schutzdienst ist und bleibt eine vielseitige Ausbildung, die agilen und selbstbewußten Hunden vielleicht eher gerecht wird als manches andere. Die Ausbildungsmethoden stehen auf einem anderen Blatt.

Gru, Attila


von tina(YCH) am 19. September 2000 21:23

Hallo, Inge!
:
: habe es auch schon gerade in meiner Antwort an Sören geschrieben: ich glaube allmählich, die Verteidiger der herkömmlichen Schutzhundausbildung, die immer behaupten, diese Ausbildungsmethoden gäbe es gar nicht mehr, haben vermutlich eine gänzlich andere Auffassung von der Arbeit mit Hunden als wir. Es ist anzunehmen, daß sie selber diese Ausbildungsmethoden gutheißen - aber wer will sich schon öffentlich einen Hundeschinder nennen lassen? Also wird alles verharmlost und uns Kritikern nachgesagt, wir würden verallgemeinern.
:
...das glaube ich nicht, denn es gibt viele Andersdenkende im Schutzhundesport, und die ewig Gestrigen informieren sich kaum im Internet.

: Die Einstellung zum SchH-Sport mag verschieden sein, viele lehnen ihn grundsätzlich ab. Ich denke aber, daß es die miesen Ausbildungsmethoden sind, welche diesen an sich tollen Hundesport so in Mißkredit gebracht haben.

Da wirst Du recht haben.

Würden die modernen Erkenntnisse über Hundeverhalten und Hundeerziehung endlich einmal auch im SchH-Sport umgesetzt werden, ich bin überzeugt, er würde viele neue Anhänger finden!
:
Sicher, und in der Hinsicht habe ich Zeichen gesetzt. Nachdem mir mein 1. Hund mit diesen "Methoden" ruiniert wurde und mir lange Zeit dieser Sport auch vermiest war, habe ich nachgedacht und festgestellt, dass ich genauso Schuld hatte, schließlich hat keiner eine Waffe auf mich gerichtet. Also habe ich mit dem nächsten Hund auf MEINE Art gearbeitet. Kritiker habe ich abgewürgt mit der Begründung, ich zahle das Futter, den Beitrag im Verein, Hundesteuern, Versicherung und Tierarzt, und wer mir reinreden will, hat sich erst einmal mit 1000DM Umlage an meinem Hund zu beteiligen. Klappe zu-Affe tot.

Zur Bestärkung meiner Methoden habe ich mir sogar letztes Jahr den Vereinsmeistertitel geholt. Da waren meine Kritiker schon fast alle weg!

Wer bei solcher Kritik zurückgiftet, dem kann ich nur antworten: wer sich angesprochen fühlt, ist gemeint!
:
Recht haste, und mein Verein wie er heute ist fühlt sich nicht angesprochen, wie die alte Garde (nur noch 2 Passive!) sagt: ihr jungen Leute seid ja alle so belesen, aber die Hunde laufen auch ganz schön! Schade, wir haben ja keine Hunde mehr.

Siehst Du, das sind die Leute, die noch Stacheln gespitzt und E-Schocker gebastelt haben. Vormachen wie es geht statt aufgeben. Viele lernen noch hinzu.

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