von Gaby(YCH) am 19. April 2001 22:27
Hallo Marion,
: Es ist ja wirklich schön,wie Du deinen Sport verteidigst,und wenn alle so denken würden,wie Du es tust gäbs wahrscheinlich gar keine Probleme.Nur die gibts,und mit Phrasen wie"auch ein nicht Schutzhund ausgebildetes Tier kann beißen" kannst Du das nicht totreden.Es gibt ganz gewaltige Mißstände.Viele der SchHunde,die ich kenne,können ihre Aggressionen eben nicht kanalisieren genausowenig,wie herrchen seine Geltungskomplexe.
Dazu sollte ich vielleicht mal eine kleine Geschichte erzählen:
Der erste Hund, den ich hatte, war der Hund meines Freundes, der sich nicht um ihn kümmerte. Irgendwann war ich mit meinem Latein am Ende - der Hund kam im Alter von 4 Monaten zu meinem Freund, kannte kein Sozialverhalten unter Hunden, wuchs in einem Verschlag mit den eltern auf, ohne Kontakt zu Mensch oder Hund außer den ihm Bekannten.
Das führte dazu, das der junge Hund bereits auf andere Hunde losging und auch sonst sehr schwierig war.
Ich entschloß mich, in einen Hundeverein zu gehen, damit mir dort die Leute vielleicht helfen können.
Sie konnten es. Mit diesem Hund habe ich das Augsburger Modell gemacht. Trotzdem war der Hund eine tickende Zeitbombe, jeder fremde Hund wurde angegriffen, wenn der Hund die Möglichkeit dazu hatte.
Irgendwann kam einer der Vereinsleute auf die Idee, mit meinem Hund Schutzhundesport anzufangen. ich war mißtrauisch, vertraute aber der langjäghrigen Hundeerfahrung dieser Menschen.
Das Ergebnis war verblüffend: Jimmy wurde an der Leine im normalen Alltag gegenüber Hunden wesentlich ruhiger, er war leichter unter Kontrolle zu bringen - er war wesentlich ausgeglichener!
Es schien fast so, als ob dieser verhaltensgestörte, aggressive Hund durch die Möglichkeit, 3x die Woche "die Sau rauszulassen", sich austoben konnte und er es nicht mehr "nötig" hatte, andere Hunde anzugiften.
Das Leben mit diesem Hund wurde wesentlich angenehmer.
Leider hat diese Geschichte kein gutes Ende: Jimmy hat sich eines Morgens von der Leine losgerissen und eine alte Huskyhündin schwer verletzt - es war der dritte Hund, den er schwer verletzt hatte, aber der erste seit Beginn der Ausbildung.
Dieser Unfall ereignete sich, als ich urlaubsbedingt 2 Wochen ausgesetzt habe mit dem Training.
Der Hund wurde keine 2 Jahre alt.
Doch ich bin der Überzeugung, das der Schutzhundesport dazu beigetragen hat, das es überhaupt 2 Jahre wurden.
Mein jetziger Hund wird im Juni 7 Jahre alt - von kleinauf bei mir, von kleinauf Schutzhundesport - und er ist bestens sozialisiert, hat noch niemals einen menschen oder ein tier angegriffen außer in einer Notsituation - einmal, als bei mir eingebrochen wurde und der Einbrecher auf mich losging und einmal, als mein Hund von einem anderen Hund angegriffen und verletzt wurde. Beide Male hat er entweder mich oder sich selber verteidigt.
Über den Sinn oder Unsinn von Schutzhundesport mag man sich streiten - fest steht, das im Schutzhundesport der Beutetrieb kanalisiert wird auf den Ärmel als Beute, das Aggressionen in die richtige Bahn gelenkt werden und das der Hund geistig und körperlich gefordert wird - in der Fährte, in der Unterordnung und im Schutzdienst.
Voraussetzung dafür ist natürlich, das die Ausbildung richtig gemacht wird.
Meine Einstellung zum Schutzhundesport kannst Du nachlesen unter dem Link, falls es Dich interessiert - dort steht all das, was ich hier lediglich wiederholen würde.
Grüße, Gaby