von charly(YCH) am 18. April 2001 12:26
: Wo bleibt die Öffentlichkeitsarbeit der Schutzhundsparte? Ich habe viele Vorführunge von Agility beobachtet und selber daran teilgenommen, aber von SChutzdienst war nirgendwo die Rede. Klar ist Agility für Nichthundebesitzer lustiger anzuschauen, aber trotzdem sollte der Schutzdienst endlich einmal aus seinen Löchern kommen aktiv und laut NEIN zu den Anschuldigungen, die überall im Land anzutreffen sind, sagen! Wo bleibt die Initiative? Hát der Schutzdienst nicht die führenden Köpfe, die endlich Öffentlichkeitsarbeit betreiben???
Das ist genau das Problem. In den letzten Jahren haben die führenden Köpfe den Mitgliedern klar machen wollen, ändern wir die PO und alles ist o.k.. Erst vor gar nicht so langer Zeit (1994) wurde z.B. im DVG der Ausbilderschein eingeführt. Ein erster Schritt, der aber zu Beginn nicht konsequent genug gehandelt wurde. Hintergrund war nämlich das Reagieren auf Politik, nicht auf Sachverstand. Das hat sich zwischenzeitlich schon geändert, durch die Seminare für diese Ausbilder, durch die Erfordernis ständig an Fortbildungsmaßnahmen teilnehmen zu müssen (ich kann hier wieder nur für den DVG sprechen insbesondere die LG Nordrheinland, da ich mich nur da einigermaßen gut auskenne) konnte man verstärkt Hundler erreichen, sie davon überzeugen, das Alte zu überdenken und den neuen Erkenntnissen anzupassen, nicht um die PO zu ändern, sondern den Weg wie man etwas erreichen kann. Interessant ist, dass in einem Teil dieser Seminare, Hundler aus allen Bereichen zusammen sitzen. Und die feinden sich nicht ständig an, tauschen sich untereinander aus. Auch wenn untereinander immer wieder gefrotzelt wird.
Im letzten Jahr auf der VDH-Bundessiegerschau hat man aus rein politischen Gründen nur eine halbe Stunde Zeit dem SchH-Sport gegönnt. Agility und andere Sportarten konnten sich im größeren Umfang präsentieren. Man hatte ganz einfach Angst, in dieser aufgeheizten Anti-Hund-Stimmung jetzt auch noch den SchH-Sport zu präsentieren. Sogar da zu präsentieren, wo eigentlich doch in der Hauptsache Hundeinterissierte sind.
Im übrigen ist es gar nicht so einfach, SchH-Sport zu präsentieren. Du hast ja selbst geschreiben, Agility ist lustiger. Grund ist die merkwürdige Einstellung machner Menschen. Eltern finden es toll, wenn ihre Kinder Interesse an Kampfsportarten haben, sie sollen sich körperlich ertüchtigen, Teamgeist und Stärke erlangen. Die gleichen Eltern sehen, wie ein Hund in einen Beißärmel geht, wenden sich ab und sagen so ein Sch.... Vier Jahre lang konnte man das wunderbar auf der Aktiv Leben in Düsseldorf beobachten, dort haben Vereinen sämtliche Sportarten präsentiert, die SchHler genauso wie Agility. Der kleine Terrier, der in den Ärmel beißt, ja das war putzig, aber der DSH 'ne so was gefährliches. Trotzedem haben wir das gemacht, haben im Anschluss den Beißärmel beiseite gelegt, Figurant hat mit Hund gespielt, man hat auch Zuschauer auf die Aktionsfläche geholt, damit sie hautnah erleben können, der Hund ist nicht ausgetickt, sondern hat seinen Spaß daran, ist weiter klar im Kopf.
Als es im letzten Jahr mit den neuen Hunde-VOs losging, war man schon wieder dran, ja dann ändern wir die PO, da machen wir dann so und da so. Mittlerweile haben die Besonnenen hoffentlich die Oberhand gewonnen. Von den Änderungen im Hauruckverfahren ist erst mal nichts weiter zu hören. Wohl aber - und das finde ich toll - wird der Stellenwert der vor die SchH-Ausbildung zu schaltenden Begleithundeprüfung durch höhere Prüfungsanforderungen gestärkt. Das ist sicherlich auch ein Stück Öffentlichkeitsarbeit, jedenfalls empfinde ich es so, wenn ich mit einem Rudel Hunde und Halter durch das nahegelegene Wohngebiet laufe und wir für diese Prüfung üben (eigentlich gar nicht für die Prüfung, sondern einfach nur um einen umweltverträglichen Hund zu haben, viele gehen mit ihren Hunden da mit, obwohl sie schon lange die Prüfung haben). Glaube mir, die Anwohner wissen ganz genau, dass wir ein SchH-Verein sind.
Sämtliche Vereinsprüfungen sind öffentlich, oft wird sogar versucht über die Presse die Öffentlichkeit zu erreichen. Was meinst Du was man zu hören bekommt? Wenn Du 'nen guten Draht hast, vielleicht einen Zweizeiler auf der letzten Seite Rubrik Tipps zum Wochenende, das war's.
Aktionen wie Kindergarten besuchen, toll, aber mittlerweile wollen viele Eltern das nicht mehr, halten an so Tagen ihre Kinder zuhause, viel zu gefährlich wenn man mit großen Hunden kommt. Da muss man schon eine Kindergartenleiterin haben, die im Vorfeld 'ne Menge Ahnung hat und die Kinder und besonders die Eltern vorbereitet.
Im letzten Jahr in Mannheim auf der dhv-DM war der Ausrichter sehr aktiv, ständiger Kontakt zur Presse, Aktionen auf dem Nebenplatz, um Leute anzulocken. Sicherlich nicht der große Wurf, aber es waren doch eine Menge Leute da, die sonst nie auf die Idee gekommen wären, eine SchH-Meisterschaft zu besuchen.
Es ist halt mühsam, die Skihalle in Neuss ist interessanter, die Moto-Cross-Meisterschaft, wo dann natürlich auch die Kleinsten mitfahren gecoacht von profilsüchtigen Eltern, alles viel interessanter als SchH-Sport mit morgens drei Stunden im nassen, kalten Fährtengelände, mit 4 Stunden immer wieder UO und dann gerade mal ein Stündchen Schutzdienst. Ach wie langweilig, ne bis heute nachmittag warte ich nicht und warum müssen die Hunde so genau mitgehen (die wenigsten erkennen den freudigen Hund, wenn er nicht gerade wie ein Dildop rumspringt), bis dass die bösen Bestien endlich ans Beissen kommen.
Aber Du hast recht, verlangen wir von unseren Führungsleuten hier noch ein bisschen mehr Unterstützung, verlangen wir von ihnen nicht den Kotau vor der Presse zu machen, sondern selbstbewusst auch den SchH-Sport in seiner richtigen Form darzustellen, aber auch den Leuten ordentlich auf die Finger zu hauen, die glauben hinter verschlossenen Vereinstüren Blödsinn machen zu können. Aber nicht SchH-Sport als niedlichen Streichelzoo zu verkaufen.
Grüße
charly