von Attila(YCH) am 29. April 2001 21:18
: Hallo P. H.,
einen solchen Verein, wie Du ihn beschreibst, suche ich; wo tatsächlich ernsthaft trainiert und nicht nach zehn Minuten Unterordnung das nächste Bier gekippt wird. Fündig bin ich noch nicht geworden. Hier im Forum schwärmen alle von ihren tüchtigen Vereinen, aber meine Erfahrungen sehen anders aus; mag sein, daß rheinländische Hundesportler den Karneval im Blut haben und es ohne ihr gewohntes Kölsch nicht lange aushalten. Ich bin kein Rheinländer, und es hat mich studienbedingt in diese unselige Gegend verschlagen.
: Trotzdem, ich war schon auf ein paar deutschen Übungsplätzen und ich könnte nicht bestätigen, dass die Deutschen das Vereinsleben mit Saufen gleichstellen. Vielleicht war ich halt nur auf guten Plätzen, oder ich habe nur die Rosenseite gesehen. Aber wahrscheinlich ist es in Deutschland so wie in der Schweiz, es gibt solche und solche Vereine. Es ist halt nicht so, dass der beste Verein unbedingt der ist, der gerade um der Hausecke liegt. Es kommt halt darauf an was Dir der Hundesport wert ist, aber für einen guten Verein, nehme ich auch ein paar km in Kauf.
Ich auch, aber ich habe weder Auto noch Führerschein, bin insofern in meinem Aktionsradius ziemlich beschränkt. Mit dem Hund in die Straßenbahn, auf den Übungsplatz, wieder in die Straßenbahn - nicht gerade der Hit. Den Hund ermüden solche Fahrten doch sichtbar. So bin ich eben auf nahegelegene Vereine angewiesen (und habe keine Lust, mir gefallen zu lassen, daß dort 08/15-Methoden regieren) und kann zumindest das Übungsgelände nutzen, oder aber ich muß selbst experimentieren.
: Jetzt ist es schon wieder passiert, ich schreibe die ganze Zeit auf eine pauschale Antwort von Dir, in der Du behauptest, das deutsche Vereinsleben bestehe nur aus saufen. I
Ich behaupte das nicht, aber das sind meine Erfahrungen. Ich kenne auch ein paar sehr fähige und gut unterrichtete Hundesportler, von denen eine Menge zu lernen wäre, die aber auch keine Neigung haben, sich mit einem bereits fünfjährigen Rüden, dem die Unlust ins Gesicht geschrieben steht, sowie mit dessen hartnäckigem Herrn abzugeben. Das kann ich auch durchaus verstehen.
: Natürlich denke ich das, nur heisst das nicht dass ich deswegen die ganze Zeit mit einem Hund spielen muss.
: Wenn einer vernünftig über Motivation arbeitet, dann spielt er mit dem Hund ohne Gegenstand. Das mache ich übrigens auch manchmal. Dann schubse ich den Hund z.B. weg, er kommt zu mir zurück gerannt, dann mache ich einen Ausfallschritt und er ist wieder nicht bei mir und er hat sofort wieder das Bedürfnis zu mir zu kommen. Am Schluss ist er bei mir, ich streichle und lobe ihn und der Hund hat Freude. Dieser Hund ist ohne einen Gegenstand voll in der Motivation. Das kann ich im schlimmsten Fall in jeder Prüfung wieder hervor nehmen. Nicht nur an einer Prüfung, über wo ich mit meinem Hund zusammen bin. Der Hund spielt mit mir und nicht mit dem Kong. Es ist ein menschlicher Fehler, dass man glaubt immer einen Gegenstand zum Spielen benutzen zu müssen.
Sehe ich nicht anders. Ich spiele auch sehr viel mit meinen Hunden ohne Gegenstand. Es gehört natürlich eine gewisse körperliche Präsenz und Fitness dazu, die einen weitaus mehr fordert, als wenn man ein Kong durch die Gegend wirft. Sie suchen deswegen stets meine Nähe, und das nutze ich für die Unterordnung. Ich spiele auch mit den Hunden auf dem Boden, was bei Schäferhunden nicht ohen Schrammen abgeht, und halte sehr viel davon, vom Spiel der Hunde (und Wölfe) untereinander zu lernen, was man mit dem besten Spielzeug nicht imitieren kann. Insofern gebe ich Dir völlig recht. Auch bin ich nicht so blöde, jede Art von Zwangseinwirkung abzulehnen, insbesondere bei Hunden, die ich als erwachsene Tiere übernehme, so wie es bei beiden war, die ich jetzt habe.
: Was soll’s aber deine Botschaft ist mir noch nicht so klar, heisst die, dass die versoffenen deutschen Sporthündeler keinen Schutzdienst machen sollen? Natürlich schreibst Du jetzt nein, aber alle deine Forumsbeiträge unter diesem Thema gingen bis jetzt genau in diese Richtung.
Mag sein, daß Du es so verstanden hast. Nun, so einseitig möchte ich es nicht sehen. Aber auf vielen Übungsplätzen verkehren leider Leute, die für mich nicht gerade den idealen Hundesportler verkörpern: erfüllt von rohen, herabsetzenden Gedanken gegenüber dem Tier und auch durchaus gewaltbereit. Damit Du nicht wieder sagst, ich fällte pauschale Urteile, sage ich Dir, daß ich mindestens zwei Plätze kenne, wo es immer wieder vorkommt, daß die Übungsleiter ihre eigenen Hunde prügeln. Gewiß ist dies nicht repräsentativ für den Hundesport als solchen, aber auch diese Leute sind Exponenten des Hundesports: und gerade sie sollten eben keinen Hundesport machen. Daß es zwischen Milieu, Alkoholabhängigkeit und gewalttätiger Neigung gegen Mensch und Tier einen gewissen Zusammenhang gibt, wirst Du wohl nicht bestreiten. Dies ist aber nicht die Umgebung, innerhalb deren ich mich mit meinen Hunden bewegen möchte; dann übe ich lieber selbst.
Gruß, Attila