Schutzhundeausbildung:Sinn oder Unsinn? :: Hundesport & Freizeit mit Hund

Schutzhundeausbildungconfused smileyinn oder Unsinn?

von chris(YCH) am 18. April 2001 10:31

Ich frag mich immer, warum die Polizeihunde in die Arme von Menschen beißen, wenn da doch gar kein von Dir beschriebenes Beuteobjekt zu finden ist... Oder werden die Hunde anders, nicht nach PO ausgebildet?

ja, genau so ist es. die hunde werden zivil abgerichtet, was für privatpersonen bei uns verboten ist.


Weiß ein Hund immer, daß dieses Objekt vorhanden ist?
Wenn der hund nicht blind ist kann schon auf eine entfehrnung von hundert oder mehr metern sehen, das kein ärmel zum reinbeisen da ist.
Wenn meine hunde auf den platz gehen und der helfer steht "nackt", da wird er genauso begrüßt wie jeder andere mensch der auf dem platz steht.
grüße chris

von Matthias(YCH) am 18. April 2001 10:53

Hallo Mari,

ich glaube nicht, daß Schutzhundausbildung Unsinn ist. Die Polizei, der Grenzschutz und die Wachdienste sind auf gute, wesensfeste Hunde angewiesen.

Außerdem kann durch die hohen Anforderungen an die Charaktereigenschaften der Hunde gezielt selektiert werden. Ich finde, daß es bei Hunden mehr auf diese Eigenschaften, als auf den wunderbaren Körperbau, oder das glänzende Fell ankommt.

Traurig, aber Fakt ist, daß gerade der Schutzdienst ein idealer Anziehungspunkt für die Schwarzen Schafe - der Profilneurotiker mit Goldkettchen ist. Man sollte einmal eine Umfrage machen, was der einzelne Bürger mit dem Schutzdienst assoziiert. Ich wette, daß da Begriffe wie "Schärfe, Abrichten, Kraft" ganz oben auf der Liste stehen. Genau deshalb fühlen sich Personen mit einer "ausgeprägten Männlichkeit" und einem Drang nach Geltung und Selbstdarstellung von diesem Sport magisch angezogen. ...*voll cooler, scharfer Hund und der beißt auch noch - WOW das schafft Respekt*... Diesen Leuten interessiert weniger das Wohlergehen des Hundes, als vielmehr ihr eigenes Ego. Ich möchte behaupten, daß dieser Personenkreis sich von Agility, oder Obedience nicht gerade sooo angezogen fühlt. Aber gerade diese Personen sorgen für das schlechte Image der Hundehalter allgemein.

Was kann man also daraus also folgern?

Den Schutzdienst für beruflich Nichtbedürftige verbieten?
Nein, daß wäre nicht im Sinne der "guten" Hundehalter, die verantwortlich ausbilden.

Es läuft dann wohl nur in die Richtung hinaus, daß die Vereine und Verbände durch Reformen den Schutzdienst für diese Leuten nicht mehr so interessant gestalten, oder härtere Aufnahmeprozesse einführen. Hmm - obs möglich ist - abwarten. Der SV soll in der Vergangenheit ja nicht gerade zu den reformstarken Vereinen, der Neuerungen positiv gegenüber steht, gehören. Aber ich denke, daß sich im DHV und SV in der letzten Zeit eine Menge getan hat. Es wird aber noch eine Zeit dauern, bis diese Reformen greifen. Wolln wir hoffen, daß bis dahin nicht allzu viel negatives in der Presse auftaucht.

Gruß
Matthias

von charly(YCH) am 18. April 2001 10:59

: Es ist möglich, einen SchH-ausgebildeten Hund zu einem Diensthund auszubilden oder aber einen Diensthund auch im SchH-Sport auszubilden und zu führen, und eine vernünftige Selektion über den SchH-Sport wird auch immer wieder Hunde hervorbringen, die für den Dienst bei den diensthundehaltenden Behörden geeignet sind, aber ausbildungstechnisch gesehen liegen Welten zwischen diesen beiden Bereichen. Der Sporthund sieht den Schutzdiensthelfer als Sozialpartner und Beuterivalen, der Diensthund sieht einen Angreifer als wirklichen Gegner, nicht als Sozialpartner, ein großer Unterschied...
:


Hallo Antje und Matthias,

Antje liegt mit der These, ein im Sport ausgebildeter Hund kann auch im Diensthundewesen ausgebildet werden und umgekehrt nur bedingt richtig. In vielen Gesprächen mit Diensthundeführern, die ich persönlich gut kenne, und dann auch aus eigener Anschauung, ist diese Symbiose so gut wie nie zu vereinen. Die Polizei sucht nicht den im Sport ausgebildeten PO-Hund, hauptsächlich ausgebildet über Beute mit ruhigem sicheren Griff, schnelles Trennen usw.. Zur Zeit kenne ich einen Hund, der als Diensthund arbeitet, der hin und wieder im Sport geführt wird, aber nicht mit großen Erfolg, die Griffe sind unruhig, nicht voll, er kann keine Punkte machen. Auf der anderen Seite gibt es die Privatleute, die aus unterschiedlichsten Gründen ihren sogenannten Reißer an die Behörde geben wollen. Bei der Überprüfung stellt sich ganz schnell heraus, dass das Gros der Hunde nicht für den Dienst geeignet ist (nicht unbedingt weil die Hunde schlechte Hunde sind, sondern weil sie schon gelernt haben, aber eben etwas, das die Polizei nicht brauchen kann). Sie sind durch ihre Ausbildung so konditioniert, dass sie tatsächlich nicht in den ungeschützten Arm gehen, dass sie den Scheintäter nicht mehr beobachten und bewachen, wenn dieser auf normal umschaltet, also den ganz normalen Passanten mimt. Eine Übernahme ist wenn nur bei relativ jungen oder unverbildeten Tieren möglich, die noch keine oder kaum Ausbildung im Sport gemacht haben. Im letzten Gebrauchshund war ein Interview mit Alfred Maciejewski, dem Leiter der Landespolizeischule für Diensthundeführer NRW, er stellte ganz klar, dass von den 50 % angekauften Hunden (die anderen 50 % werden selbst gezüchtet) nur ein verschwindend geringer Anteil aus Privathand kommt. Der überwiegende Teil kommt von solchen Händlern, die sich darauf spezalisiert haben, junge Hunde aufzukaufen und auf die Aufgaben als Diensthund vorzubereiten und zu überprüfen. Einen solchen Mann kenne ich auch, sehr selten übernimmt der Hunde von Hundesportlern, um diese an die diensthundehaltenden Behörden weiterzugeben. Eher kommen die Hunde aus Haltungen, wo der Besitzer mit dem Tier nicht klar kommt, sehr oft gab es Dominanzprobleme. Und selbst diese Händler können nur einen relativ kleinen Anteil dann tatsächlich an die Polizei weitergeben, egal ob die dann als Rauschgift-, Sprengstoff-, Leichenspürhund oder sonstwas eingesetzt werden sollen. Natürlich kommt auch noch hinzu, dass kein SchH-Sportler seinen gut augebildeten Hund mal eben für ein paar Mark an die Polizei geben würde.

Also ist der Hund noch nicht auf den SchH-Sport konditioniert, ist er eher geeignet als wenn er schon 1-2 Jahre im SchH-Sport gearbeitet wurde. Hinzu kommt natürlich, dass auch Polizeihunde absolut klar im Kopf sein sollten, also durchaus keine übertrieben aggressiven Hunde, ohne ausgeglichenes Triebverhalten.

Oft wird auch der Begriff Diensthund und Diensthund verwechselt. Hiermit meine ich, dass es - leider - auch private Sicherungsdienste gibt, die mit Hunden arbeiten. Hier kann nicht immer von sinnvoller Ausbildung zum Diensthund gesprochen werden.

Grüße

charly

von Antje(YCH) am 18. April 2001 10:57

Hallo Heidrun,

komme immer ins Philosophieren bei dem Thema... Mich wundert halt, daß gerade Hundehalter, die ja absolut nicht pauschalisiert werden wollen (man denke nur an die Kampfhunde-Debatten im letzen Sommer), selbst in ihren eigenen Reihen so pauschalisieren. Das betrifft nicht ja nicht nur den SchH-Sport. Es wird pauschal geurteilt über Dinge, von denen man so gut wie gar nix weiß, nur weil man mal was gesehen hat, das einem nicht gefällt. Wenn man immer und überall so handeln würde, mitdiskutieren ohne zu wissen, worüber man eigentlich spricht, unser ganzes Leben wäre ein heilloses Durcheinander. Vielleicht bin ich besonders kritisch, aber ich habe gelernt, Dinge zu hinterfragen und auch zu differenzieren, bevor ich etwas kritisiere. Wenn ich von irgend etwas keine Ahnung habe, wenn ich mir nicht die Mühe mache, mich wirklich mit einem Thema zu beschäftigen, dann kann ich auch keinerlei Kritik üben, ich weiß ja gar nicht, ob das, was ich in Beschuß nehme, wirklich dem entspricht, was ich denke. Also sollte zuerst einmal Information über das Thema ganz weit oben auf der Prioritätenliste stehen. Dann erst kann ich berechtigte Kritik anbringen, die dann auch etwas bewirken kann.

Viele Grüße

Antje

von Matthias(YCH) am 18. April 2001 11:16

Hallo Antje,

gibt es eine Liste mit Vereinen, die durch ihre Erziehungsmethoden positiv in Erscheinung stehen? Ich würde eine solche Befürworten. Nicht weil ich glaube, daß die "Guten" Plätze in der Minderheit sind, sondern damit man endlich von diesem Bild, daß überall geschlagen wird, frei kommt.

Ich finde es einfach traurig, daß auf einem Plätz hier in der Nähe keine Zuschauer erwünscht sind.. Das kann doch nicht an daran liegen, daß die Hunde die Fremden nicht gewöhnt sind... Das muß doch andere Gründe haben. Wie ist das bei Euch? Haben manche Angst vor Fehlinterpretationen der Neugierigen? Oder ist etwas anderes der Grund?

Wo bleibt die Öffentlichkeitsarbeit der Schutzhundsparte? Ich habe viele Vorführunge von Agility beobachtet und selber daran teilgenommen, aber von SChutzdienst war nirgendwo die Rede. Klar ist Agility für Nichthundebesitzer lustiger anzuschauen, aber trotzdem sollte der Schutzdienst endlich einmal aus seinen Löchern kommen aktiv und laut NEIN zu den Anschuldigungen, die überall im Land anzutreffen sind, sagen! Wo bleibt die Initiative? Hát der Schutzdienst nicht die führenden Köpfe, die endlich Öffentlichkeitsarbeit betreiben???

von Antje(YCH) am 18. April 2001 11:48

Hallo Charly,

ich habe von einer "vernünftigen Selektion" geschrieben, die über den SchH-Sport geeignete Hunde für die Zucht herausstellt. Es gibt durchaus Hunde, die im SchH-Sport geführt werden und die ohne weiteres als Diensthunde übernommen werden könnten und würden, ständen sie für den Appel und das Ei, welches die Behörden zahlen dürfen und können, zum Verkauf. Nur werde ich keinen Zweijährigen, der schon ein, zwei oder gar mehr gute Prüfungen abgelegt hat, für 2000, 3000 oder max. 4000 DM an die Behörden verkaufen, wenn ich von einem ausländischen Sportfreund das Dopelte oder mehr dafürbekomme.


: Antje liegt mit der These, ein im Sport ausgebildeter Hund kann
: auch im Diensthundewesen ausgebildet werden und umgekehrt
: nur bedingt richtig. In vielen Gesprächen mit Diensthundeführern,
: die ich persönlich gut kenne, und dann auch aus eigener
: Anschauung, ist diese Symbiose so gut wie nie zu vereinen.

Dann kenne ich aber einige rühmliche Ausnahmen... In unserem Landesverband werden immer wieder Diensthunde von BGS oder Polizei auch im sportlichen Bereich geführt. Oftmals wissen nur Insider, daß es sich bei so manchem "Sporthund" um einen Diensthund handelt, auffallen tut es auch nur, wenn der betreffende Vierbeiner bei der Siegerehrung einen Maulkorb tragen muß (auf Anordnung der Vorgesezten, Diensthunde sind nämlich nicht haftpflichtversichert). Viele Diensthundeführer haben am SchH-Sport auch gar kein Interesse, für viele Kollegen ist der Rang des Diensthundeführers nur deswegen erstrebenswert, weil sich dadurch ihre monatlich Dienstzeit verringert (Pflege und "Wartung" des Hundes werden ja auch die Dienstzeit angerechnet).


: Sie sind durch ihre Ausbildung so konditioniert, dass sie
: tatsächlich nicht in den ungeschützten Arm gehen, dass sie den
: Scheintäter nicht mehr beobachten und bewachen, wenn dieser
: auf normal umschaltet, also den ganz normalen Passanten
: mimt.

Nicht jeder Sporthund ist halt ein "Echter", aber wenn's einer ist, dann hat der auch nach erfolgter SchH-Ausbildung keinerlei Probleme damit, auf den Polizeischutzdienst umgestellt zu werden. Natürlich gibt es viele "Muppies", die gerade mal so einen Sport-Schutzdienst überstehen, die sehen aber auch ohne vorherige SchH-Ausbildung nicht gerade gut aus, wenn sie von einem Aufkäufer getestet werden.


: Eine Übernahme ist wenn nur bei relativ jungen oder
: unverbildeten Tieren möglich, die noch keine oder kaum
: Ausbildung im Sport gemacht haben.

Ich kenne es so, daß die Behörden Hunde bis 4 Jahre ankaufen. Das Problem ist halt, daß kaum jemand einen geeigneten Hund, schon gar keinen fertig ausgebildeten, für den Preis abgibt, den die Behörden zahlen.


: ...er stellte ganz klar, dass von den 50 % angekauften Hunden
: (die anderen 50 % werden selbst gezüchtet) nur ein
: verschwindend geringer Anteil aus Privathand kommt. Der
: überwiegende Teil kommt von solchen Händlern, die sich darauf
: spezalisiert haben, junge Hunde aufzukaufen und auf die
: Aufgaben als Diensthund vorzubereiten und zu überprüfen.

Logisch, und an einen solchen Mann wendt man sich auch, wenn man einen Hund abgeben will. Der überprüft und vermittelt dann den Kontakt, der weiß, welche Hunde gerade wo gesucht werden, nicht nur in D, sondern auch im Ausland. Und der ruft regelmäßig an, ob nicht ein Kollege gerade diesen oder jenen Hund abgeben möchte, weil hier oder dort gerade so einer gesucht wird. Die Hunde, die für den Dienst angekauft werden, stammen schon aus Hundesportlerhand, nur werden sie entsprechend "vorsortiert" und "gesammelt", kein Aufkäufer einer Behörde, schon gar nicht aus Übersee, kommt wegen einem einzelnen Hund, die möchten sich gerne fünf, zehn oder noch mehr auf einmal ansehen, und das Niveau sollte möglichst überall stimmen. Ich habe selbst schon im SchH-Sport gearbeitete Hunde als Diensthund verkauft, ohne daß die Hunde vorher in der Arbeit umgestellt wurden. Hund wurde zum vereinbarten Termin vorgeführt und verblieb bis zum endgültigen Transport bei mir in seiner gewohnten Umgebung. Das Problem, warum im Verhältnis zur Masse so wenig Hunde als Diensthunde geeignet sind, ist ein ganz anderes und liegt an der Zuchtpolitik...


Viele Grüße

Antje

Hundeforum Login

  • Bitte geben Sie für die Anmeldung Ihren Teilnehmernamen und das Kennwort ein.
    Keinen Account? Jetzt Registrieren!





Aus dem Hundeforum Archiv

Hundebilder aus dem Hundeforum

Aktive Hundebesitzer


Hundeforum Yorkie - Statistiken

Alle Hundeforen
Themen: 43.416, Beiträge: 285.516, Hundebesitzer: 11.389.
Neuester Hundebesitzer: Tierschutzverein Sehnde.

Aktuelles Hundeforum
Themen: 1.839, Beiträge: 15.911.

Startseite | Hundeforum | Hundefotos | Neueste Beiträge | | Registrieren