von Ingrid(YCH) am 04. Februar 1999 15:19
Hallo Melanie,
Deine Lage kann ich gut nachvollziehen. Unsere Mohrle ist mittlerweile gut 12 Jahre alt, sie hat seit ca. 5 Jahren Gesäugekrebs. Wir haben sie zweimal operieren lassen. Das erste Mal vor 2 Jahren, wobei es dabei hauptsächlich um eine nicht heilen wollende Wunde an der Pfote ging, und der Gesäugekrebs nur mitgemacht werden sollte, weil eh operiert wurde. Während der OP stellte sich heraus, daß der Krebs bereits fortgeschrittener war als von außen fühlbar. 2 Monate vor der OP ist Mohrles frühere Besitzerin gestorben und sie war psychisch und physisch in einem schlechten Zustand, so daß es etliche Wochen dauerte, bis sie wieder fit war.
Die 2. OP vor einem Jahr war eine sehr schwierige Entscheidung. Bei ihrer früheren Besitzerin hatte Mohrle immer Spritzen bekommen, um nicht läufig zu werden. Von den Spritzen riet uns die Tierärztin für Mohrle nachdrücklich ab, sie wurde also 2mal läufig (zum 1. Mal in ihrem Leben!) und scheinträchtig und litt jedesmal wochenlang Höllenqualen, so daß wir was unternehmen mußten. In Zusammenhang mit den Hormonschwankungen der Scheinschwangerschaften wuchsen auch wieder Knoten auf der anderen Seite. Da sie ansonsten unglaublich fit geworden war, haben wir sie schließlich kastrieren und auch auf der anderen Seite den Gesäugestrang entfernen lassen. Nach 5 (!!) Tagen ging sie wieder spazieren, nach gut 2 Wochen war sie nicht zu halten und wollte laufen, laufen, laufen.
Wir haben beide OPs in einer Tierklinik machen lassen. Da insbesondere die 2. OP eine solch schwierige Entscheidung war, haben die Ärzte dort sich im Team beraten, außerdem wurde sie von einem extra Tierchirurgen untersucht. Die einstimmige Meinung lautete am Schluß, daß genau 50 % dafür und dagegen sprechen, haha. Im Nachhinein sind wir froh, daß wir es haben machen lassen, wir sagten uns damals, wenn sie danach 6 Monate überlebt, halten sich die Strapazen der OP im Vergleich zu Läufigkeit und Scheinschwangerschaft die Waage (zusammengenommen hätte sie darunter in den 6 Monaten ca. 10 Wochen gelitten). Danach überwogen für uns die Vorteile der OP.
Die Knoten sind vor ca. 4 Monaten wiedergekommen (blieben nachdem sie 1 Monat lang schnell wuchsen aber konstant), seit ca. 2 Monaten hat sie außerdem Hauttumore, die seit sie mit Cortison behandelt werden mittlerweile auch relativ konstant bleiben. Für uns steht fest, daß wir sie nicht mehr operieren lassen, wäre nicht die Kastration gewesen, hätte es mit Sicherheit schon keine 2. OP gegeben.
In einem Alter wie Mohrle oder Taps ist jede Narkose ein hohes Risiko, aber wie Mohrle zeigt, hängt es weniger vom Alter als vom Allgemeinzustand des Hundes ab, wie gut er eine OP wegsteckt, das kannst Du am besten beurteilen, um wieviel Taps altersbedingt schon ruhiger und geworden ist und an Kondition verloren hat. Mohrle hat seit letztem Sommer/Herbst nachgelassen, sie läßt es mittlerweile deutlich ruhiger angehen, alleine aus dem Grund würde die Entscheidung für die 2. OP, wenn sie jetzt anstünde, wohl anders ausfallen. Ich würde an Deiner Stelle auch mindestens einen weiteren Tierarzt befragen, bzw. tatsächlich mal in eine Tierklinik fahren, wo sie mehr Erfahrung mit Krebs haben. In aller Regel schauen sich dort bei schwierigen Fällen mehrere Tierärzte den Hund an. Was würde denn die OP für Taps hinterher bedeuten? Könnte er wieder ein normales Leben führen, oder bräuchte er einen künstlichen Darmausgang oder sowas? Wie lange hätte Taps unter den Folgen etwa zu leiden? Hat er durch den Krebs jetzt (vermutlich) Schmerzen oder nicht? Welche Möglichkeiten gibt es, ohne OP sein Leben lebenswert zu halten (z. B. Cortison oder Schmerzmittel)?
Mohrle schien letzte Woche zunächst auch noch hinter einem Auge einen Tumor zu haben (war Gott sei Dank nur eine Entzündung), die Tierärzte in der Klinik, haben uns damals doch deutlich geraten, falls sich der Tumorbefund bestätigen sollte, sie schnell einschläfern zu lassen. Bei dieser Entscheidung versuchen wir davon auszugehen, wann die Schmerzen die Lebenslust überwiegen. Wie mir letzte Woche einige geschrieben haben und wie mein Mann selbst mehrfach miterlebt hat, zeigt ein Hund, wann er nicht mehr leben will. Mohrle ist momentan ziemlich schwach (weil es letzte Woche, als einen Abend lang wirklich alles auf ein nahes Ende hindeutete, die Schleckerchen nur so geregnet hat, und sie sich dann gewaltig den Magen/Darm verrenkt hat), und ich mußte mich bereits verteidigen, warum wir den Hund nicht einschläfern lassen. Aber sie hat noch so viel Lebenslust, wenn es auch z. Z. etwas langsamer geht, daß ich das ganz schon anmaßend fände, ihr jetzt das Leben zu nehmen, nur weil es für mich etwas umständlicher ist und länger dauert.
Ich hoffe, ich konnte Dir ein paar Entscheidungshilfen geben, ich wünsche Euch auf jeden Fall das alleraller Beste!
Ingrid