von Antje & Dark Angels(YCH) am 12. August 2003 07:17
Hallo Thomas,
nach noch mehrmaligem Lesens deiner mail (und noch einiger anderer rund herum) zucken mir die Finger schon wieder ...
Ich habe den Eindruck, wir liefern hier ein perfektes Beispiel dafür ab, warum Kommunikation mit unseren Hunden so schwierig ist *schmunzel* (nicht gleich aufregen, wer immer das liest, ich beziehe mich da ein und meine es nicht als Vorwurf). An einigen Stellen habe ich immer wieder den Eindruck, wir stehen im Nebel nebeneinander und brüllen heftig in verschiedene Richtungen. (An anderen Stellen meine ich schon wieder aus der Ferne eine Provokation zu hören und hole tief Luft ... :-)).
Für mich selbst würde ich deine Beschränkung der Rechte
: niemand, wirklich niemand hat meiner meinung nach das recht, seinen
hund zum zwecke des hundesports, also einem freizeitvernügen, mit
schmerz oder der angst vor schmerz auszubilden. und niemand hat das
recht, für seinen hund zu entscheiden, was ihm schmerz oder angst
bereitet und was nicht.
sogar noch weiter fassen. Ich habe generell Probleme damit, wenn in der häuslichen Beziehung Mensch-Hund der Nutzaspekt die Beziehung dominiert. Wir nehmen uns selbst immer mehr Zeit für die Entwicklung unserer Persönlichkeit, das verarbeiten von Problemn usw. Auf der anderen Seite soll der Hund möglichst schnell, effektiv und dauermotiviert als Sportgerät zur Verfügung stehen (spart euch den Ärger, ich habe dabei gerade ganz jemand anderen vor Augen, von euch weiß ich das doch schließlich gar nicht :-)). Ich habe das bei uns im Verein nun schon mehrfach gesehen: Leute, die über lange Zeit Hunde mit sensiblen, einfühlsamen Methoden an etwas herangebracht haben. Kurz vor der Prüfung zeigte der Hund dann aber Fehlverhalten, und anstatt nach den Ursachen zu suchen, verloren die Leute die Nerven und dann wurde doch wieder an der Leine gerissen ... Wenn ich dann beobachte, wie der Hund, der schon so selbstbewusst und fröhlich über den Platz paradiert war, wieder in sich zusammenfällt, bin ich einfach nur traurig und denke: pfeif doch auf die Scheiss-Prüfung, was hängt denn für dich davon schon ab. Prüfungsdruck und Leistungsstress bringen halt oft nicht das Beste, Einfühlsamste im Menschen zum Vorschein, da mache ich mit mir überhaupt keine Ausnahme. Ich habe im Prinzip nichts gegen Wettbewerbe, wenn man damit umgehen kann.
Meine Hunde zum Beispiel haben Spaß an Agility, aber eben nur, wenn wir unbefangen als Team darüber flitzen und sie mit mir ein Renn- und Koordinationsspiel daraus machen können. Dann sind sie richtig gut. Wenn das, wie im Verein oder Turnier, aber auf Knopfdruck erfolgen soll, ungeachtet der Umstände, ob sie nun lange warten mussten, den Tag nicht so gut drauf sind, das Wetter ihnen nicht liegt oder ich müde und nicht so wirklich bei der Sache bin, dann bleibt bei ihnen der Spass auch mal auf der Strecke. Ich habe für mich die Konsequenzen gezogen und selbst für unsere Hunde Geräte angeschafft, so dass wir jetzt Agility "spielen" können, wenn wir alle dazu Bock haben. Und das geht wunderbar. Wir gehen trotzdem weiter in den Verein, aber ich habe für mich den Druck rausgenommen: das muss aber an dem Tag und um die Zeit. Und wenn ich feststelle, es läuft nicht, dann sage ich halt zu meinem Hund: Alles klar, das muss auch nicht. Komm, wir machen was anderes, wozu wir beide jetzt Lust haben. Der Effekt ist aber nicht, dass sie Agility in Zukunft vermeiden, sondern dass sie beim nächsten Mal wie ein Wirbelwind über den Parcours toben. Ich mag halt nicht, wie mir das immer wieder geraten wird, in die Motivationsspirale einsteigen, um den Hund zum "Spiel" jederzeit in Hochmotivation zu bringen. Nichts gegen Motivation (falls das jetzt jemand glauben sollte, ich hätte das damit sagen wollen), aber für mich gibt es da eben auch ein "zu viel", nicht in dem, was der Hund anbietet, sondern in dem, was ich versuche, in den Hund reinzumotivieren. Ich unterscheide da halt in puncto Zweck: Die Kleine, die wir total verängstigt von den Besitzern zurückgeholt hatten, kannte natürlich keinen Sacktunnel und hatte Angst davor. Ich habe sie gezielt mit Trockenfisch da "durchmotiviert" bis sie sich traute, und die schönste Belohnung war, als sie nur eine halbe Stunde später im Spiel mit den anderen (und auch alleine) immer wieder aus lauter Spass wie eine Kanonenkugel durch den Sack schoss und schlitterte, um gleich darauf noch mal Anlauf zu nehmen.
Das wichtigste für mich ist das Zusammenleben mit den Hunden, dass sie gesund, zufrieden und ausgeglichen sind (ich will damit nicht behaupten, dass das für alle anderen nicht auch ihr Ziel wäre), aber bei mir macht die exklusive Ausrichtung auf ein Ziel wie Turniere oder Prüfungen schon einen Unterschied aus, und das möchte ich für meine Hunde und für mich nicht. Kein Überlegen: nein, du darfst jetzt nicht spielen, damit du nachher nicht müde oder weniger motiviert bist. Gespielt und trainiert wird, wenn wir uns danach fühlen, unabhängig von Terminen oder was auch immer.
Das ist die Grenze, die ich (für mich, aber bei manch anderem würde ich die auch gerne sehen) noch zusätzlich setze: Nicht nur kein Schmerz oder keine Angst in der Ausübung von Freizeitvergnügen, sondern auch nicht die Beschränkung: Spass gibts aber nur, wenn ich das mitmache, was Herrchen/ Frauchen will.