Ringsport/Schutzhund - Differenzen :: Hundesport & Freizeit mit Hund

Ringsport/Schutzhund - Differenzen

von Melli und Sammy(YCH) am 29. Juni 2002 15:28

Hallo!

Habe mir heute erstmals die SchhIII-Prüfungen unseres hiesigen SHV (den ich aufgrund seiner aversiven Erziehungsmethoden eigentlich nicht sonderlich schätze) angesehen und war bezüglich der Gestaltung und des Ablaufes ein wenig verwundert.

Ich muss gestehen, dass meine Kenntnisse in Bezug auf Schh so gut wie Null sind, ich habe mich aber ziemlich intensiv mit French Ringsport, Mondioring etc. auseinandergesetzt.
Nun ist es bei FR und MR so, dass der Decoy versucht die Schwächen eines Hundes zu erkennen und gegen ihn einzusetzen, sprich Punkteverluste herauszufordern. Bei FR und MR ist trotz allem Gehorsam Eigeninitiative und höchste Konzentration des Hundes gefragt, ausserdem eine große Belastbarkeit. Der Hund muss auf veränderte Prüfungsabläufe reagieren und erst im richtigen Moment eingreifen - was ja im Prinzip die Schwierigkeit des Ringsports darstellt.

Bei den heutigen Prüfungen ist mir 1. aufgefallen, dass der Helfer keineswegs Punkteabzüge provoziert hat, im Gegenteil hat er versucht die Schwächen der Hunde zu "kaschieren". 2. sind ALLE Prüfungen nach exakt dem gleichen Schema abgelaufen: Anzahl der Schläge, Route beim Weglaufen des Helfers, Versteck des Helfers, Zeitpunkt an dem der Helfer versucht zu fliehen etc.
Und alle Hunde (vor allem die vereinseigenen) kannten den Ablauf auswendig - und waren natürlich dementsprechend gelangweilt und "lasch" - und die anderen konnten ihn ziemlich genau vorhersehen. Die Hunde brachen zB teils beim revieren zu früh ab, da sie ja ohnehin genau wussten wo der Helfer tatsächlich war. Wozu also überall nachsehen?

Ist das denn wirklich Sinn der Sache? Das ist doch für die Hunde irre fad, wenn sie schon genau wissen wann der Helfer flüchtet, angreift oder wo er sich versteckt. Da leuchtet mir MR und FR ehrlich gesagt weitaus mehr ein.
Natürlich kann man durch einen genau fixierten Ablauf in dem sogar die Wendungen des Helfers (ich konnte meinen Augen kaum trauen!) genaustens festgelegt sind wohl so manchen Punkteverlust verhindern...

Ist das jetzt eine "Macke" des hiesigen Vereins oder durchaus so üblich? Oder liegt einfach darin der größte Unterschied zwischen Ringsport und Schutzhund?

Grübelnde und verwunderte Grüße
Melanie (die sich das ganze ganz anders vorgestellt hat) und Sammy (dem bei so viel aversivem Treiben die Haare zu Berge stehen)

von Niko(YCH) am 29. Juni 2002 17:38

: Ist das jetzt eine "Macke" des hiesigen Vereins oder durchaus so üblich? Oder liegt einfach darin der größte Unterschied zwischen Ringsport und Schutzhund?

Der größte Unterschied zwischen Ringsport und Schutzdienst ist mit Sicherheit die Unterschiedliche Zielsetztung der zwei Sportarten. Oberste Zielsetzung im Schutzdienst ist es Hunde für die Zucht auszuwählen die die erwünschten Wesenseigenschaften mitbringen. Die vorgegebenen Regeln dienen u.a. der Vergleichbarkeit und haben einen sehr positiven Nebeneffekt. Nämlich: Bei all Deiner Begeisterung für Ringsport und Mondioring (die ich im Agility Berreich sogar Teile) gibt es wohl kaum etwas gefährlicheres als einen Hund der eine solche Ausbildung abgebrochen hat, nachdem er ersteinmal gelernt hat den Menschen als Beute zu Betrachten. Ein Schutzhund hingegen sieht (sofern sportlich ausgebildet) niemals den Helfer sondern viel mehr den Ärmel als seine Beute.

von Melli und Sammy(YCH) am 29. Juni 2002 20:12

Hallo!

: Oberste Zielsetzung im Schutzdienst ist es Hunde für die Zucht auszuwählen die die erwünschten Wesenseigenschaften mitbringen.

Das hab ich bis jetzt noch nie gehört! Das erklärt auch warum die SH-Züchter immer so auf die bestandenen SchH-Prüfungen pochen... Jetzt wird mir so manches klar!

Nämlich: Bei all Deiner Begeisterung für Ringsport und Mondioring (die ich im Agility Berreich sogar Teile)

Über das Für und Wieder von MR und FR lässt sich wohl ewig debattieren - für mich ist die Perfektion faszinierend (die Methoden mit denen sie erlangt wird wieder weniger).
Aber gerade die Ansprüche an den Hürden sind meiner Meinung nach SEHR hoch gesteckt...

nachdem er ersteinmal gelernt hat den Menschen als Beute zu Betrachten.

Läuft es bei RS nicht auch auf den Schutzanzug hinaus?? Ich war bislang der Meinung der wäre nur nötig, da ja auch die Beine geschützt werden müssen.
Aber mal eine ganz andere Frage: wie werden denn die deutschen und österreichischen Polizeihunde ausgebildet? Laut deiner Theorie wären sie dann ja durch RS "mannscharf" und durch SchH nicht praktisch einsetzbar, da der Ärmel fehlt...

liebe Grüße
Melli und Sammy

von Stefan K(YCH) am 29. Juni 2002 23:52

Hallo,
: : Oberste Zielsetzung im Schutzdienst ist es Hunde für die Zucht auszuwählen die die erwünschten Wesenseigenschaften mitbringen.
: Das hab ich bis jetzt noch nie gehört! Das erklärt auch warum die SH-Züchter immer so auf die bestandenen SchH-Prüfungen pochen... Jetzt wird mir so manches klar!

Ich auch nicht... Für mich ist VPG Sport zunächst erst einmal Hundesport.
Über den Sinn oder Unsinn von VPG Prüfungen als Zuchtvoraussetzung liesse sich schon trefflich streiten, aber als oberste Zielsetzung?
Gerade dieser Gedanke bringt dann den einen oder anderen potentiellen Züchter dazu, auch noch den letzten, für den VPG Sport eigentlich ungeeigneten Hund noch auf Kraft durch die VPG 1 zu bringen.

: Aber gerade die Ansprüche an den Hürden sind meiner Meinung nach SEHR hoch gesteckt...

Der Ringsport ist wohl auch nicht gerade als Breitensport ausgelegt, da soll sich schon ein wenig die Spreu vom Weizen trennen. Der Mondioring ist gerade bei den Hürden ja schon deutlich entschärft worden, indem die Höhe begrenzt und der Ablauf hinter der Hürde installiert ist.
Trotzdem sind gerade die körperlichen Anforderungen deutlich höher als im VPG Sport. Vermutlich darum wird der Ringsport bei der derzeitigen Repräsentation einiger oder auch nur eines Rassehundvereins ;-) und der sich daraus ergebender Lobby nicht vom VDH anerkannt. Wenn Du Dir die im Ringsport erfolgreich vertretenen Rassen ansiehst, dann kannst Du Dir ja denken, wer da plötzlich ganz blaß aussehen würde. ;-)

: Läuft es bei RS nicht auch auf den Schutzanzug hinaus?? Ich war bislang der Meinung der wäre nur nötig, da ja auch die Beine geschützt werden müssen.

Beim Ringsport gibt es ja keine definierte Anbissfläche. Theoretisch kann der Hund also beissen wo er will. In der Praxis beschränkt sich das aber wohl eher auf die Arme und die Beine.
Ansonsten bin ich aber auch der Meinung, daß die Hunde auf den Schutzanzug konditioniert sind und nicht auf die Person des Helfers.

: Aber mal eine ganz andere Frage: wie werden denn die deutschen und österreichischen Polizeihunde ausgebildet? Laut deiner Theorie wären sie dann ja durch RS "mannscharf" und durch SchH nicht praktisch einsetzbar, da der Ärmel fehlt...

Die Diensthunde (in D), die bei uns arbeiten werden neben den Anforderungen an die dienstliche PO im VPG Sport ausgebildet. Der fehlende Ärmel im Einsatz ist dann tatsächlich zunächst ein Problem. Auf dem Platz kann man das ein wenig mit Unterziehmanschetten oder Vollschutzanzug üben, das ersetzt aber keinen "echten" Anbiss. Darum ist wohl auch jeder DH Führer ziemlich gespannt auf die Reaktion im Dienst. Aber genau wie die Sporthunde können die Diensthunde ziemlich gut unterscheiden ob sie im Dienst sind oder nicht.

Tschüß
Stefan

von Melli und Sammy(YCH) am 30. Juni 2002 07:17

Hallo!

: Ich auch nicht... Für mich ist VPG Sport zunächst erst einmal Hundesport.

Ist also Ansichtsache... Aber gestern waren auch ziemlich viele Züchter vertreten.

: Gerade dieser Gedanke bringt dann den einen oder anderen potentiellen Züchter dazu, auch noch den letzten, für den VPG Sport eigentlich ungeeigneten Hund noch auf Kraft durch die VPG 1 zu bringen.

Nicht unbedingt nur durch die 1! Gestern wunderte ich mich mal wieder über die Ausdauer einer der hiesigen Trainerinnen die ihren DSH-Rüden, obwohl er schon von Kindestagen an auf das aversive Training überhaupt nicht anspringt und nur "herumbockt", beinhart durch ALLE gängigen Prüfungen "prügelt" und ihn privat einen "Saukrüppel von Hund" nennt. Wenigstens hat sie ihn nicht abgeschoben, aber ihm einfach zuzugestehen nicht für diese Ausbildungsform geeignet zu sein tut sie auch nicht. Sie denkt nun, dass sie bei dem aufmüpfigen, dominanten und sturen Tier erst recht hart durchgreifen muss...
Dabei ist es ein prima Hund - oder besser gesagt: es wäre!

da soll sich schon ein wenig die Spreu vom Weizen trennen.

Und welche Rasse in diesem Falle ziemlich doof dreinschauen würde, ist uns wohl eh klar!

: Wenn Du Dir die im Ringsport erfolgreich vertretenen Rassen ansiehst, dann kannst Du Dir ja denken, wer da plötzlich ganz blaß aussehen würde. ;-)

Genau das denke ich auch! Wenn man sich zB die Ergebnisse der WM 2001 ansieht... (siehe Link unten)
Aber um gewisse Leute oder ihre Hunde/Rassen alt aussehen zu lassen, benötigt man wohl nicht mal Ringsport. Ein wenig Variabilität bei der SchH-Prüfung würde wohl schon ausreichen!

: Theoretisch kann der Hund also beissen wo er will.

Ist Gesicht/Hals nicht ausgenommen?

liebe Grüße
Melli und Sammy

von Stefan K(YCH) am 30. Juni 2002 21:10

Hallo Melli,
: Ist also Ansichtsache... Aber gestern waren auch ziemlich viele Züchter vertreten.

Wenn Du auf einem SV Platz gewesen bist, dann mußt Du wohl damit rechnen. Der SV ist schließlich ein Rassezuchtverein. ;-))

: Nicht unbedingt nur durch die 1!

Die VPG 1 reicht schon zur Zulassung (neben anderen Kriterien). Aber natürlich arbeiten viele weiter, insbesondere mit Hunden aus der Leistungslinie.

: Gestern wunderte ich mich mal wieder über die Ausdauer einer der hiesigen Trainerinnen die ihren DSH-Rüden, obwohl er schon von Kindestagen an auf das aversive Training überhaupt nicht anspringt und nur "herumbockt", beinhart durch ALLE gängigen Prüfungen "prügelt" und ihn privat einen "Saukrüppel von Hund" nennt.

Prima. Das zeugt von Sachverstand, enormer Flexibilität in der Wahl der Mittel und viel Bandbreite in der Ausbildung. :-

: Wenigstens hat sie ihn nicht abgeschoben, aber ihm einfach zuzugestehen nicht für diese Ausbildungsform geeignet zu sein tut sie auch nicht. Sie denkt nun, dass sie bei dem aufmüpfigen, dominanten und sturen Tier erst recht hart durchgreifen muss...

Der Hund muß nicht zwingend ungeeignet für den VPG Sport sein, nur scheint da das Anspruchsdenken der Halterin etwas hoch.

: Und welche Rasse in diesem Falle ziemlich doof dreinschauen würde, ist uns wohl eh klar!

Jep.

: Aber um gewisse Leute oder ihre Hunde/Rassen alt aussehen zu lassen, benötigt man wohl nicht mal Ringsport. Ein wenig Variabilität bei der SchH-Prüfung würde wohl schon ausreichen!

Oh, ich will bestimmt niemanden alt aussehen lassen. Warum auch? Bei einer schönen Vorführung ist es mir völlig egal, mit welcher Rasse geführt wird. Das nicht nur im VPG, sondern z.B. auch im THS oder sonstwo.
Ich finde es nur mindestens ärgerlich wenn nicht gar bedenklich, wenn der Hundesport im Niveau gesenkt wird, um Schwachstellen und Versäumnisse zu kaschieren. Umso mehr, wenn es dabei IMO weniger um die Hunde als um wirtschaftliche Interessen geht.

: : Theoretisch kann der Hund also beissen wo er will.
: Ist Gesicht/Hals nicht ausgenommen?

Ja, natürlich. Mit "beissen wo er will" meinte ich natürlich alles unterhalb des Halses.

Tschüß
Stefan

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