von Kaya(YCH) am 21. Juli 2002 05:32
Hallo!
: ich sehe nicht nur scharz oder weiß, sondern orientiere mit an den Fakten.
Sagen wir mal: Am negativen Extremfall.
: Zur Zeit sieht es doch so aus:
: Jeder kann nach Lust und Laune eine RHS aufmachen
Stimmt - und ist nicht gut.
: Es gibt immer mehr RHS die sich von der Ursprungsstaffel abspalten
Das sagt jetzt aber nichts über die jeweilige Qualität aus.
: Es gibt viel zu viele RHS
In vielen Bereichen. Es gibt aber auch Gegenden, wo die nächste Staffel immer noch über 100 km entfernt ist!
: Es gibt keine einheitlichen Qualifikationsnachweise
Das macht aber eine gute Staffel nicht schlechter.
: Es gibt nicht einmal eine einheitlich gültige Prüfungsordnung
Siehe oben.
: Die Hunde werden nicht nach Eignung selektiert und somit nur wirklich geeignete Hunde ausgebildet
Vielleicht sollten wir mal alle diese "Eignung" definieren, dann würden wir nämlich schnell feststellen, daß da jeder seine eigene Vorstellung von hat. Oder anders formuliert: Der "Futtersucher", der Vizeweltmeister ist, wäre bei Andreas Vogel in der Staffel ausgemustert worden.
: Die eigene Leístung wird maßlos überschätzt
Das ist nun eine Sache, die nur von der Persönlichkeit des Hundeführers abhängt - und da sind nicht mal Diensthundeführer dagegen gefeit.
: Den einzigen einheitlichen Standard gibt es nur im Diensthundewesen.
Und auch der garantiert nicht perfekt arbeitende Teams, wie ja inzwischen schon ein paar Leute beschrieben haben.
: Wäre es so, daß dem THW als Bundesinstitution die alleinige Berechtigung übertragen würde Rettungshunde auszubilden, wäre eine Angleichung an den Diensthundestandard schnell erreicht. Dann kann man damit arbeiten. Aber erst dann.
Theoretisch. Praktisch habe ich die Entstehung einer THW-Staffel am eigenen Leibe miterlebt. Da wurde von oben beschlossen, daß eine Stadt ab jetzt eine Ortungseinheit haben soll, der einzige THW-ler mit Hund wurde zum Führer ernannt und dann munter drauf los gewurstelt.
: Das THW hat die Logistik, die Mittel und die Qualifikation diese Aufgabe zu übernehmen. Als Ortungs- und Bergungseinheit ist das THW dafür auch in allen Rettungshundebereichen prädestiniert.
Logistik und Mittel - ja. Qualifikation - nicht automatisch. Die muß sich auch das THW erarbeiten, und nur, weil es am einen Standort funktioniert, ist die nächste Neugründung nicht automatisch gut.
: Bundeseinheitlich wären dann Prüfung und Auswahlverfahren geeigneter Bewerber. Hunde mit ausreichendem Potential könnten dann auch nur noch bedarfsorientiert ausgebildet werden, anstatt daß der HF entscheidet in welchem RH Bereich er seinen Hund arbeiten möchte.
: Wenn Bedarf für einen Trümmerhund besteht und der Hund des Bewerbers über das Potential verfügt innerhalb eines vorgegebenen Zeitrahmes die geforderte Leistung zu erbringen wird der Hund ausgebildet. Besteht der Bedarf nicht wird er, sofern anderweitiger Bedarf besteht, in einem anderen Bereich ausgebildet. Erreicht der Hund in diesem Zeitraum die geforderte Leistung nicht oder erbringt er die Leistung nicht mehr wird er ausgemustert und statt dessen ein bessserer Hund aufgenommen. Bei Interesse verbleibt er dann in der Familie des HF oder wird anderen Interessenten angeboten.
Was mich am meisten stört, ist dieses "Maschinendenken": Wenn der Hund die Leistung nicht erbringt, wird er ausgemustert. Nur leider ist es meistens der HF, der unfähig ist, und nicht der Hund!
: Das Beispiel der SEBA zeigt, daß es vollkommen ausreicht eine einzige spezialisierte Gruppe für Auslandseinsätze vorzuhalten.
Und ich habe vor Ort in der Türkei gesehen, wie wichtig es gewesen wäre, daß gerade die Organisationen mit den Alibi-Auslands-Einsatzgruppen noch ein paar Teams mehr geschickt hätten - und zwar so früh, daß sie hätten helfen können, statt hinterher Spenden zu sammeln mit dem Hinweis: Unsere Hunde waren auch dort.
: Für Flächensuchen würde eine RHS in jedem THW Ortsverband ebenfalls vollkommen ausreichen um flächendeckend bei Bedarf RH einsetzen zu können.
Sorry, aber das ist nicht sehr realitätsnah. Wir hatten in der letzten Zeit erst einige Einsätze, wo die Staffeln von drei Organisationen gleichzeitig eingesetzt wurden, weil es auf die Zeit ankam und die Suchgebiete eben nicht ganz genau eingegrenzt werden konnten.
: Dann hätten wir RH die den Qualitäten eines DH entsprechen.
Vielleicht sollte das THW da zuerst mal eine einheitliche Flächenprüfung herausgeben? Zu meiner Zeit gab es das zumindest nicht - obwohl die Hunde allesamt in Flächeneinsätze geschickt wurden. Sogar Hunde, die gerade erst (das zweite Mal) durch die Trümmerprüfung gerasselt und also völlig ungeprüft waren.
Bevor da in Deutschland ein System steht, das wirklich tragfähig ist, werden noch viele "Knuddelhunde" Leben retten - das ist das einzige, was man auf unterer Ebene machen kann. Ich habe schon Einsatztests erlebt, die die Polizei ausgerichtet hat und nach deren Ergebnissen die Alarmpläne aufgestellt wurden. Das finde ich einen positiven Ansatz.
Grüße, Kaya