von Anja(YCH) am 11. Dezember 2002 19:52
Hallo Iris,
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: : Das Schreien meinte ich nur, weil ich schon Hunde gesehen habe, die nur einen Würger (!) drauf hatten und beim Fuß entsetzlich geschriehen haben.
: Warum, weil sie sich vor dem Würger gefürchtet haben (nur ne Verständnisfrage)?
Nein, beim BeiFuß laufen machte der Hund einen Fehler und bekam einen Ruck mit dem Würger. Daraufhin schrie der Hund.
: Also ich finde den Würger wirklich kaum besser oder harmloser als den Stachler. Ich verwende ihn jetzt überhaupt nicht mehr, meiner hat nur noch Geschirr (mit der zieht er die Schleppleine) oder normales Halsband.
Manche Hunde sind von manchen Hundeführern nicht zu halten. DA wird dann Würger oder Stachel eingesetzt. Neuerdings ist ja auch der Halti im Kommen. Habe damit keine Erfahrung. Der Kopf wird damit rumgerissen, was aufmerksamkeit steigern soll und weniger ZWang bedeuten soll. Ob's Stimmt?
: : Dann würde ich die Methode nicht einsetzen. Kein Zwang.
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: Was würdest du dann machen? Kein Zwang und trotzdem gute Leistung? Beim Clicker funktioniert das prima, das ist auch der Grund warum ich ihn verwende. Was ich nicht verstehe ist warum ihr ihn zum Beispiel nicht verwendet, warum überhaupt Zwang?
Weil daie Spiel und Zwangmethode sich bewährt hat. weil alle (ich schätze über 90 %) damit arbeiten, die Hundesport betreiben. Ich kenne keinen Hundeführer, der mit Clicker arbeitet. Vielleicht dauert es noch, bis es sich durchsetzt.
Ich werde mich da mal schlau lesen. Is ja bald Weihnachten ;-)
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: : ... denn DANN wird das ganze doch wirklich zu reinem Zwang.
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: Das verstehe ich jetzt aber nicht ganz. Wenn der Hund nur positiv aufgebaut wird, kann er gar nicht demotiviert sein. Da kann es nur sein, dass der Hund die Belohnung gar nicht als positiv auffasst. Und wie Belohnung zu Zwang werden kann verstehe ich nicht ganz. Das würde mich echt interessieren.
Doch, die Hunde können ja mit Leckerli und Lob gearbeitet worden sein, aber dennoch andere Dinge als die UO als reizvoller betrachten. Manche Hunde sind nicht verfressen und eher desinteressiert an Leckerli und Lob, interessieren sich für Gerüche, andere Hunde, wollen ihr eigenes Ding machen. Trotzdem wird dann die UO gelaufen und für die Hunde ist es ein sichtbar ödes Unterfangen. In der Freifolge trotten sie regelrecht hinterher. Voller Verzweiflung klatschen die HF in die Hände, quietschen mit der Stimme und er Hund läuft trotzdem nicht motieviert. Der Hund hat sichtbar keinen Spaß. Er gehorcht nur. Für mich ist das Zwang.
: : Gibt es eine psychische Belastbarkeitsabhärtung?
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: Da bin ich mir ganz sicher. Ein Hund kann sich ja auch an gewissen Schmerz einfach gewöhnen. Wenn ich bei meinem Hund an der Leine rucke, macht das riesen Eindruck auf ihn, bei einem Hund, der das gewöhnt ist schon viel weniger.
ich denke das ist schwierig zu beurteilen. Ich kenne z.B Hunde, die das Rucken nicht kennen. Die Null Erziehung haben, aber zusätzlich auch noch sehr triebstark udn dominant sind. Diesen Hunden macht der Ruck mit der Leine Nichts aus. Sie reagieren gar nicht. Sie haben eine ganz andere Reizschwelle und diese ist nicht dadurch entstanden, dass der "Schmerz" (unangenehme Einwirkung) immer mehr intensiviert wurde und eine Abhärtung einsetzte.
: Das ist ja egal, Strafe ist Strafe, ob sie jetzt wirklich weh tut oder nicht, es kommt auf das Gleiche heraus. Außerdem finde ich Kindererziehung durch Strafe (in welcher Form auch immer) nicht besser als Hundeerziehung durch Strafe. Sie wird da und dort zu oft angewandt.
Die Theorie der antiautoritäre Erziehung ist gescheitert. Die Leute, die sie propagiert haben, sind nun eher schweigsam geworden.
Ich behaupte nicht, dass man Kinder schlagen sollte (auch aus dem Grund, dass sie im späteren Leben gewalttätig werden könnten) , aber ohen jeden Zwang wirkt die Erziehung eher negativ und formt Kinder, die keine Grenzen kennen.
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: : Dann würde er nicht freudig laufen. Das ist das Ziel. Das der Hund Spaß an der Unterordnung hat.
: Warum verwendest du dann überhaupt Koralle/Strafe?
Weil ich sie nicht als eine negative Prägung für den Hund sehe. Sie schadet dem Hund nicht, denn er läuft ja freudig. Er zeigt kein aggressives, ängstliches Verhalten wenn er mit Koralle gearbeitet wird.
: Wie es mir scheint, hast du relativ schlechte Erfahrungen mit "positivem" (wie auch immer das ausgeschaut hat) Training gemacht, wie waren die?
Ich habe zusammen mit anderen anfangs nur derart gearbeitet. Vielleicht Fehler gemacht. Das ist sicherlich möglich, aber wer macht die Nicht? Die Hunde (alle bis auf einen) liefen eine schlechte, demotivierte Unterordnung. Sicherlich lag es am falschen Aufbau.
Mit der Koralle laufen die Hunde besser. Man hat selbst wieder mehr Spaß, weil die Hunde mehr Spaß haben und dadurch laufen sie wiederum freudiger und daher läuft alles besser und einfacher.
: Ist mir schon klar, aber auch die Jagdhunde aus meinem Buch arbeiten wahrscheinlich auch "freudig". Denn an die Strafen gewöhnen sie sich schnell, und es wird zwar nicht mit Spiel gearbeitet, dafür hat der Hund aber immer die ultimative Belohnung, dass er dann auf die Jagd gehen darf. Deswegen wird der so ausgebildete Profi-Jagdhund sicher nicht offensichtlich gedrückt sein, nur finde ich die Methode deswegen nicht besser, es muss einfach auch anders gehen.
Bei der Unterordnung (Haben die das auch bei eurer Jagdprüfung?) ist ja kein FAsan im SPiel, da laufen sie doch sicher geduckt, denke ich. Bei der JAgdprüfung (bei manchen Jagdhunderassen) gibt es sogar einen Teil, in dem die Härte des Hundes festgestellt wird. Wie läuft das ab?
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: : Wie schon wer erwähnt hat sind die Forscher draufgekommen, das das Wolfsrudel gar nicht so streng ist wie ursprünglich gedacht, und das es mehr wie in einer großen Familie ablauft.
Also das wag ich jetzt mal zu bezweifeln. Das ist mir zu euphemistisch an die Sache herangegangen. Es gibt ne Menge Forschung, die nur darauf abzielt, ethische Überlegungen des Menschen in der Natur wiederzufinden. Das ist dann schon nicht mehr objektive Forschung. Da wird dann auch gerne mal ein wenig übertrieben und vernachlässigt. Es gibt bestimmt soziale Verhaltensmuster, jedoch ist die Hierachische Struktur doch weiterhin gegeben. Es geht immer um Führungskämpfe, um RAngordnungn, die teilweise blutig ablaufen und da wird nicht diskutiert. Sieht man doch bei jedem Hund.
: : Ist es also berechtigt, diese ethischen Grundsätze unserer (menschlichen) Erziehung auf den Hund zu übertragen?
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: Ich finde, das soll umbedingt gemacht werden.
ich finde es wird zu viel vermenschlicht, da muß man vorsichtig sein. Ein Hund ist immer noch ein Hund. MAn kann nicht alle Wertvorstellungen 1:1 übertragen, sonst wird es bei manchen Hunden gefährlich...
: abgesehen davon wird die Straf-Methode genausooft bei Kindern angewandt, wenn auch vielleicht nicht mit so starkem Zwang, aber das finde ich genau so schlecht. Ich finde auch Hausarrest, Fernsehverbot &co. grundsätzlich nicht gut.
Erziehung ohne "Strafe" (in deiner weiten Auslegung) ist zum scheitern verurteilt, das sagen die meisten Pädagogen. Außerdem tut man den Kindern keinen Gefallen für das spätere Leben.
:Außerdem ist es einfach ein Fakt das positive Erziehung (zumindest auf jeden Fall beim Hund) funktioniert, warum soll man da noch die alte Methode verwenden?´
Die rein positiv-motivierende Methode klappt nicht bei jedem Hund, behaupte ich. Daher kann es nicht DIE Erziehungsmethode sein, die dem Verhalten und den Anforderungen auf die Triebe des Hundes in allen Punkten gerecht wird. Und ich habe noch keinen Hund gesehen, der auf REIN dieser Methode augebaut, eine vergleichbar gute Unterordnung gelaufen ist. Nennt mir Wettkampf-Veranstaltungen, auf denen man diese Hunde. die REIN OHNE JEDEN ZWANG ausgebildet wurden (Ob's dann stimmt - siehe Lind - ist dann eine andere Sache) laufen sieht, dann lasse ich mich gerne eines besseren belehren.
Ein ungutes Gefühl hat man ja immer. Weil man selbst nicht in den Hund hineinschauen kann.
Viele Grüße
Anja