Sterben die Leinenrucker denn nie aus? :: Hundeerziehung + Soziales

Sterben die Leinenrucker denn nie aus?

von Franziska und Katia(YCH) am 27. März 2003 20:21

Hallo an alle!

Jetzt muss ich meinen Frust mal loswerden. Vorhin rief mich eine Kundin an, die mit ihrem Beagle bei uns einen Grundkurs gemacht hat. Beagle hatte die Nase natürlich gerne auf dem Boden und manchmal war Frauchen bzw. Herrchen schon arg gefrustet. Aber immerhin, sie machten tapfer mit. Leinenrucke sind bei uns verboten und wir führen die Hunde auch immer am Brustgeschirr.

Jetzt habe ich mir ihr telefoniert, denn sie wollte gerne einen F-Kurs besuchen, hatte bislang nur keine Zeit. Jetzt sagte sie mir, sie sei nun in einer anderen Hundeschule, die näher bei ihr sei. Kann ich verstehen, ist ein Grund, bislang fuhr sie fast 30 km zu uns. Sie würde dort Agility üben und die Lehrerin wäre auch sehr nett. Allerdings ginge es da "doch ein wenig rigoroser" zu. Sie würde ihren Beagle ja auch nur noch am Halsband führen und von Brustgeschirren hielte man dort nichts. Sie hätte selber auch festgestellt, dass der Hund doch viel besser auf leichte Rucke reagiere, wenn er ein Halsband anhätte als wenn er im Geschirr laufe. Ich mußte mich richtig beherrschen, denn bislang hatte ich geglaubt, die Frau hätte verstanden, warum wir nicht rucken und auch keine Halsbänder verwenden (im Geschirr wird der Kehlkopf geschont und außerdem können die Hunde besser mit Artgenossen kommunizieren (z.B. mal den Kopf wegdrehen)). Ich erkläre ihr, dass es bei ihr jetzt erstens über Schmerz/Schreck laufe, wenn sie die Aufmerksamkeit des Hundes über Rucke bekomme und dass sie zweitens, wenn sie dem Hund erstmal beigebracht hätte, nur auf ihr Rucken auf sie zu achten, echte Probleme haben würde, wenn sie den Hund dann ohne Leine führen wird. Es leuchtete ihr ein, dass ein Ruck ohne Leine ja nicht möglich sei, ABER sie klang mir eher so, als sei sie gefrustet, dass ihr Beagle dauernd die Nase unten hätte und sie ihm nun mal zeigen wolle, wo der Hammer hängt. Wir haben ihr von Anfang an versucht zu zeigen, welche Futtersuchspiele und Beschäftigungen sie mit dem Beagle machen soll, damit er seine Nase zusammen mit ihr sinnvoll einsetzen kann, aber ich bin mir sicher, dass ist ihr alles viel zu aufwendig. Und den Blickkontakt, der auch bei einem Beagle 100% immer wieder vorkommt, clickt sie garantiert auch nicht, entgegen unserem wiederholten Rat. Was ist schon eine Kombi aus artgerechter Beschäftigung und Manifestieren des Blickkontakts gegen ein paar nette Rucke, die ja "ganz harmlos" sind.

Mich macht so etwas traurig. Ich sagte ihr, dass ich an ihrer STelle stutzig werden würde, wenn in der Hundeschule die Leinenrucke geduldet würden, denn wer wirklich tierschutzgerecht ausbildet, der darf Leinenrucke gar nicht dulden. Und muss seinem Kunden auch erklären können, warum sie überflüssig sind und den Hund verunsichern, auch wenn es den Hund nicht gleich von den Füßen holt. Das ist schließlich ein Teufelskreis: Leineruck verunsichert den Hund und nun traut er sich natürlich gar nicht mehr, den Blickkontakt zu halten, also muss man wieder mehr rucken usw. Mir fällt da nur der SAtz ein, den ich neulich gelesen habe: "Wo das Verstehen endet, beginnt die Gewalt" oder so ähnlich (Vielleicht hieß es auch "Gewalt beginnt da, wo Verstehen endet", aber der Sinn ist ja gleich)

Wer baut mich mal ein bißchen auf und macht mir Mut, weiter auf unserem sanften Weg zu bleiben. Der ist zwar manchmal etwas anstrengender als der der Leinenruckerfraktion, aber er lohnt sich wenigstens.

Na, nun bin ich mal gespannt auf Eure Antworten.

Gefrustete Grüße von Franziska, Katia und den vier Hundzis

von ilona(YCH) am 27. März 2003 20:45


hallo franciska
also ich will nicht viel dazu schreiben aber wie ihr das macht finde ich auch sehr in ordnung aber auch ich kenne hundeschulen und plätze wo die rauhe gewalt herscht. ich gehe garnicht mehr dahin und versuche das beste aus meinen hunden zu machen, was mir sehr gut bis jetzt gelingt. und meine hunde hören aufs wort, wenn da ein reiter des weges kommt rufe ich einmal, da stehen alle und warten geduldig bis dieser vorbei ist. also ich bin von mir überzeugt, dass meine hunde eine gute erziehung genossen haben. OHNE GEWALT. mich hat damals ein vorfall dazu bewegt, nicht mehr in die hundeschule zu gehen.
dort waren immer mehrere hund zusammen und da gab es einen ausbilder vor dem hatten alle ein morz respeckt. nach längeren beobachtungen meiner seits war mir auch bewusst warum. er zwickte kurzer hand die rüden in die hoden wenn etwas nicht so lief wie es sollte. es kann sich ja jeder vorstellen, wie diese hunde spurten. bei meinen hätte der gute mann das nicht gemacht, dann hätte ich ihn ..........
Nach diesem vorfall bin ich nie wieder da hin und heute bin ich froh und meine hunde erwachsen und lieb und gehorsam.
so nun könnt ihr euch eine eigene meinung machen und ganz ehrlich, ich fahre lieber ein paar kilometer mehr und weiß das mein hund dort auch respecktiert wird. denn auch ein hund hat anspruch auf respeckt.
Gruß ilona





von Simone &S&W(YCH) am 27. März 2003 21:03

Hi Franziska,

scheint so, als würde die Leinenruckerfraktion leider nicht aussterben... :-(
Und leider sieht man grade bei den "Beaglern" einige davon. :-((
Ich hab auch so ein kleines Monsterchen zuhause und bei einigen Hundeschulen/-kursen immer wieder die Leinenrucker in Action erlebt.
Da wir vor allem immer in reinen Beaglekursen waren - mit so max. 4-5 Hunden, was sehr angenehm war - ist es mir halt bei den Beaglebesitzern stark aufgefallen. Die meisten verlieren nach kurzer Zeit einfach die Geduld, weil der Hund nur mit der Nase am Boden hängt und sich sonst für gar nix interessiert.
Viele Beagler nehmen sich den Hund ohne zu bedenken, was für einen Hund sie sich nehmen. So lieb Beagles sind, sie sind nun mal Jagdhunde und haben ihren eigenen Kopf...

Traurig eigentlich, dabei geht beim Beagle - finde ich - die Erziehung so unkompliziert, wenn man seine "Schwachstelle Futter" richtig nutzt. *g*
Ich habe mit Snoopy nur auf die sanfte Art gelernt und das war gut so. Heute kann ich mit meinem fast 3-jährigen Beagle ohne Leine im Wald spazieren gehen, er war noch nie auf der Pirsch und Dank seiner Verfressenheit, den Leckerlies in meiner Tasche und der Tatsache, dass er genau weiss, dass es Futter gibt wenn er kommt klappt das auch wunderbar.

Wobei ich sagen muss, dass ich so ziemlich alle "Befestigungsmethoden" *g* durch bin und bei meinem Beagle das Brustgeschirr am ungeeignetsten war. 1. war er dadurch nur mehr mit der Nase am Boden und 2. - der viel wichtigere Grund - er kommt nicht raus wenn er irgendwo hängen bleibt.
(leider mal passiert in Omas Garten in der Hecke)
Wir haben jetzt so ein Kordelhalsband (keine Ahnung wie das Ding fachlich korrekt heisst) mit Überlänge von ca. 5-6-cm und einem Stopper bei der richtigen Länge.
Mit dem Ding kann er wenigstens raus, wenn er wirklich mal abhaun sollte und sich in irgendeinem Busch im Wald verheddert.

Ich hab auch schon endlose Diskussionen geführt zum Thema Leinenruck - manchmal mit Erfolg, manchmal leider ohne.
Und es gibt leider auch noch immer Hundeschulen, die seltsame Erziehungsmethoden unterrichten und anwenden. Aber man soll ja die Hoffnung nie aufgeben, also werd ich mir weiter den Mund fusselig reden und hoffen, dass es hilft...

Liebe Grüsse
Simone & Snoopy & Woodstock


von Franziska und Katia(YCH) am 27. März 2003 21:05

:
: hallo ilona!

Ja, ich würde auch lieber etwas weiter fahren...

Die Sache ist halt die, dass die Kundin ja nicht wirklich gewalttätig mit ihrem Hund umgeht, denn "so ein kleiner Leinenruck kann ja nicht schaden". Dass er viel unterschwelliger wirkt als sie denkt, das ist schwer beizubringen. Ich glaube, eine harte Hundeschule würde sich niemand selber nennen. Es wird ja nirgendwo noch geprügelt oder herumgeschleudert (hoffe ich wenigstens), aber neulich hatte ich mit einer anderen Kundin auch so eine Debatte wg. Stachelhalsband. Sie hätte jetzt einen "ganz lieben Jäger" gefunden, bei dem sie mit ihrem Labi in Ausbildung ist. Ich finde aber, dass er so lieb ja wohl nicht sein kann, wenn er ein Stachelhalsband akzeptiert. Aber sie hat halt ein Jahr lang nichts mit dem Hund getan und nun kann er ihre Nachlässigkeit ausbaden, weil es jetzt schnell gegen muss!

Traurig, sehr traurig!

Ciao, Franziska
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von Elke + Labbies(YCH) am 27. März 2003 21:09

Hallo Franziska,
kann Deinen Frust sehr gut verstehen, geht mir nämlich genauso.
In der Übungsstunde wird ordentlich nach Anweisung geübt, zuhause geht es dann mit den "Leinenrucken" viel schneller.
Zum Glück haben wir auch viele Teilnehmer, die sich wirklich an unsere Anweisungen - auch zuhause - halten, bei denen klappt es auch in den Übungsstunden bei schwierigeren Aufgaben. Die anderen, die sich zuhause für den "leichteren (mit Leinenrucken) Weg" entschieden haben, merken jedoch nach einigen Trainingseinheiten, dass sie wohl etwas falsch gemacht haben.
Erfreue Dich an denen, die sich an die gewaltfreie Ausbildung halten. Versuche die anderen zu vergessen.
Gruß
Elke + Labbies

von Klaus(YCH) am 27. März 2003 21:51

Hallo,

deine Kundin hat ein Problem und sucht eine Lösung. Wer will es ihr verdenken, daß sie sich nach verschiedenen Seiten orientiert?
Es ist doch euer Job, die Frau davon zu überzeugen, daß sie bei Euch richtig ist. Warum sollte sie denn Clickertraining machen, wenn der Erfolg ausbleibt? Ein Beagle ist eine harte Nuss, das stimmt schon. Aber auch diese Nuss ist zu knacken.
Und wer den Beagle besser hinkriegt, ist der bessere Ausbilder. Ob sanft oder nicht, mit oder ohne Clicker. Die beste Hundeerziehung ist schlicht und einfach die, die am besten funktioniert.
Letztendlich möchte die Frau für Ihr Geld auch ein Ergebnis sehen. Das ist ihr gutes Recht, find ich.
Und wenn's "nur sanft" eben nicht funktioniert, und ihr nichts anderes anbieten könnt, muss sie eben woanders hin gehen. Wäre vielleicht mal eine Gelegenheit, zu überlegen, was im Vorfeld falsch gelaufen ist und womit ihr die Kundin zurück gewinnen könnt. Mit Vorwürfen wird euch das bestimmt nicht gelingen.

viele Grüsse
Klaus

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